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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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werden.«
    Winton schloss den letzten Knopf und fuhr nach kurzem Schweigen fort: »Ich habe in letzter Zeit über Ihren Krankenhausbesuch an Weihnachten nachgedacht, und Ihr Benehmen kam mir dabei immer eigenartiger vor. Ich erinnerte mich an einige Ihrer Fragen über Brendan Cronin, und ich begann mich zu fragen ... zu fragen ... ob Brendan Cronin vielleicht auch schon jemand anderen geheilt hat. Bitte sagen Sie es mir - ich muss es wissen!«
    »Ja. Es war kein so dramatischer Fall wie der Ihrige. Aber er hat noch jemanden geheilt. Ich ... ich bin nicht befugt, Ihnen den Namen der betreffenden Person zu verraten«, sagte Stefan.
    »Aber Sie haben doch nicht deshalb im Pfarrhaus angerufen, Winton. Es ging Ihnen nicht darum, Brendan zu zeigen, wie großartig Ihre Wunden verheilt sind. Ihre Stimme klang so, als wären Sie einer Panik nahe. Und warum stehen all diese Polizisten in der Wohnung der Mendozas herum? Was ist hier geschehen, Winton?«
    Ein Lächeln huschte über das breite Ge sicht des Mannes; im nächsten Moment spiegelte sich Angst darin. Diese Verwirrung der Gefühle schwang auch in seiner Stimme deutlich mit.
    »Wir sind auf Streife, Paul und ich. Wir werden per Funk zu dieser Adresse hier geschickt. Wir kommen hierher und finden einen sechzehnjährigen Burschen, der mit PCP vollgepumpt ist. Wissen Sie, wie das ist, wenn jemand von dem Zeug high ist? Die Kerle sind dann verrückt. Wilde Tiere. Dieses verdammte Zeug vernichtet ihre Gehirnzellen. Nachdem alles vorbei war, haben wir festgestellt, dass er Ernesto heißt und der Sohn von Mrs. Mendozas Schwester ist. Er ist vor einer Woche hierher gezogen, weil seine Mutter nicht mehr mit ihm fertig wurde. Die Mendozas ... es sind gute Menschen. Haben Sie gesehen, wie ordentlich die Wohnung ist, Vater?«
    Stefan nickte.
    »Solche Leute nehmen einen Neffen auf, der auf die schiefe Bahn geraten ist; sie versuchen, ihn wieder zurechtzubiegen«, fuhr Winton fort. »Aber einem solchen Burschen ist nicht mehr zu helfen, Vater. Es bricht einem nur das Herz, wenn man es versucht. Dieser Ernesto macht seit der fünften Schulklasse nichts als Schwierigkeiten. Er ist in der Kartei jugendlicher Krimineller erfasst. Sechs Verstöße gegen das Gesetz, zwei davon sehr schwerer Art. Als wir herkamen, war er splitternackt, brüllte wie am Spieß, und die Augen traten ihm fast aus den Höhlen.«
    Wintons abwesender Blick verriet, dass er die Szene noch einmal durchlebte.
    »Ernesto hatte Hector -das ist der kleine Junge, den Sie vermutlich draußen gesehen haben - gepackt und drückte ihn auf das Sofa, und er hielt ein fünfzehn Zentimeter langes Messer an Hectors Kehle. Mr. Mendoza ... er war völlig außer sich und wollte sich auf Ernesto stürzen und ihm das Messer entreißen, aber dann hätte Ernesto den Kleinen bestimmt erstochen. Er hat herumgebrüllt wie ein Irrer, er war voll mit PCP, und mit so jemandem kann man einfach nicht vernünftig reden. Wir haben unsere Pistolen gezogen, weil man bei so einem Kerl im Drogenwahn, der auch noch ein Messer hat, auf alles gefasst sein muss. Aber wir trauten uns nicht, auf ihn zu schießen, weil er ja das Messer an Hectors Kehle hatte. Hector weinte natürlich, und Ernesto hätte ihn bestimmt getötet, wenn wir auch nur eine falsche Bewegung gemacht hätten. Wir haben deshalb versucht, auf ihn einzureden, ihn irgendwie von Hector abzulenken, und es sah so aus, als würde es uns gelingen, denn er nahm das Messer von Hectors Kehle weg. Aber dann ... ganz plötzlich ... stieß er zu ... er schlitzte Hectors Kehle auf ... fast von einem Ohr bis zum anderen ... tief ...« Winton schluckte. »Und dann hob er das Messer über seinen Kopf, und wir schossen auf ihn, ich weiß nicht genau, wie oft, und da lag der Kleine und versuchte mit einer Hand das Loch in seiner Kehle zuzuhalten, und das Blut spritzte zwischen seinen Fingern hervor, und seine Augen wurden schon glasig ...«
    Der Polizist holte tief Luft und schüttelte sich; sein Blick wurde wieder klar, und er schaute zum Fenster hinüber, hinaus in den grauen Wintertag.
    Stefan hatte heftiges Herzklopfen, nicht wegen des blutigen Schreckens, den Winton beschrieben hatte, sondern weil er ahnte, worauf die Geschichte des Polizisten hinauslief, und weil er auf die Schilderung des Wunders gespannt war.
    Winton starrte aus dem Fenster, und seine Stimme schwankte noch stärker, als er fortfuhr: »Bei einer solchen Wunde ist keine erste Hilfe möglich, Vater. Durchschnittene Arterien und

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