Schwarzer Mond: Roman
Colonel Leland Falkirk und Lieutenant Thomas Horner eintreffen würden. Während sie sich nun unter den Augen der Videokameras der inneren Tür näherten, verglich der Computerihr Äußeres mit ihren gespeicherten Holographien. Er achtete dabei auf 42 Punkte ihrer Gesichter. Es war unmöglich, VIGILANT durch Schminke oder einen Doppelgänger zu täuschen.
Wenn Leland oder Horner Eindringlinge oder auch nur unangemeldete Besucher gewesen wären, hätte VIGILANT sofort einen Alarm ausgelöst, und der Tunnel hätte sich mit Sedativgas gefüllt.
Das Schloss an der inneren Tür ließ sich nicht mit irgendeinem Code öffnen. Statt dessen war in die Wand neben der Tür eine dreißig mal dreißig Zentimeter große Glasscheibe eingelassen.
Leland wollte seine rechte Hand auf die Scheibe pressen, zögerte dann aber und benutzte die linke Hand. Ein schwaches Summen ertönte, und das Glas wurde beleuchtet. VIGILANT verglich Lelands Fingerabdrücke und den Abdruck seiner ganzen Handfläche mit seinem Programm.
»Es ist fast so schwer, hier hineinzukommen, wie in den Himmel!« sagte Lieutenant Horner.
»Schwerer!« verbesserte Leland.
Das Licht hinter der Scheibe erlosch, und Leland nahm seine Hand weg. Die innere Tür öffnete sich.
Sie betraten einen riesigen natürlichen Tunnel, dem von Menschenhand nachgeholfen worden war. Das Felsengewölbe hoch über ihnen war im Dunkeln verborgen, denn die Beleuchtungskörper hingen an einem schwarzen Metallgerüst, das die Illusion einer um acht bis zehn Meter tieferen Decke vermittelte.
Der Tunnel war zwanzig Meter breit und führte etwa hundert Meter in den Berg hinein. An manchen Stellen hatten die Felswände ihre natürlichen Konturen, an anderen hingegen waren Spuren von Dynamitsprengungen und verschiedenen Werkzeugen zu sehen, mit deren Hilfe die engeren Teile des Tunnels erweitert worden waren. Lastwagen konnten über den Betonboden bis zu den Entladerampen neben den riesigen Lastenaufzügen fahren, die in die tieferen Regionen des Depots hinabführten.
Hinter der Tür, durch die Leland und Horner eintraten, saß ein Wachposten. In Anbetracht der Abgelegenheit von Thunder Hill, der komplizierten Sicherheitsanlagen und der Gründlichkeit, mit welcher VIGILANT alle Besucher überprüfte, kam dieser einsame Posten Leland reichlich überflüssig vor.
Der Wachposten schien der gleichen Meinung zu sein, denn er war nicht auf Schwierigkeiten vorbereitet. Sein Revolver war im Halfter. Er aß einen Schokoriegel. Widerwillig blickte er von einem alten Finney-Roman auf.
Er trug einen Mantel, denn in Thunder Hill wurden nur die Wohn-und Arbeitsräume beheizt. Eine kleine hydroelektrische Anlage, die einen unterirdischen Fluss ausnutzte, sowie Dieselgeneratoren erzeugten eine Menge Strom, aber es wäre völlig unmöglich gewesen, auch die riesigen Höhlen zu erwärmen.
Die Temperatur unter der Erde betrug immer etwa dreizehn Grad Celsius, was sich aushalten ließ, wenn man sich so warm anzog, wie der Wächter es getan hatte.
Er salutierte. »Colonel Falkirk, Lieutenant Horner, Sie werden von Dr. Bennell erwartet. Den Weg kennen Sie ja.«
»Selbstverständlich«, sagte Leland.
Neun Meter links von ihnen schimmerte die polierte Stahloberfläche der riesigen Haupttüren im fluoreszierenden Licht wie ein großer Gletscher. Leland und Horner wandten sich jedoch nach rechts und gingen in den Berg hinein, in Richtung der Aufzüge.
Das Thunder Hill Depository war mit hydraulischen Aufzügen in drei Größen ausgestattet, von denen die größten den Aufzügen auf Flugzeugträgern glichen. Dort dienten sie dazu, Flugzeuge aus den Schiffsladeräumen aufs Startdeck zu befördern; und in Thunder Hill wurden -neben vielen anderen Dingen - ebenfalls Flugzeuge damit befördert. Abgesehen von Kriegsmaterial im Wert von 2,4 Billionen Dollar -getrocknete tiefgekühlte Lebensmittel, Medikamente, Feldlazarette, Kleidung, Decken, Zelte, Pistolen, Gewehre, Granatwerfer, Feldartillerie, Munition, leichte Militärfahrzeuge wie Jeeps und Panzerwagen sowie zwanzig Atombomben -waren in dem riesigen Depot auch verschiedene Flugzeuge abgestellt. Da waren zunächst einmal die Helikopter: 30 Sikorsky S-67 Blackhawk; 20 Bell Kingcobras; 8 anglo-französische Westland Pumas und 3 große Medevac-Hubschrauber. Konventionelle Luftfahrzeuge wurden in Thunder Hill nicht abgestellt, aber es gab 12 Senkrechtstarter Jets vom Typ der in England von Hawker Siddeley hergestellten Harriers, die in den USA aber AV-8A genannt
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