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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Untersuchungen des Ereignisses vom 6. Juli zu leiten. Seitdem hatte er das Depot nur dreimal verlassen, niemals länger als für zwei Wochen. Er war ganz besessen von dieser Aufgabe. Vielleicht steckte aber auch etwas viel Schlimmeres dahinter.
    Ein Dutzend Offiziere, Soldaten und Zivilisten waren im >Nabel< zu sehen; manche gingen von einer Kaverne zur anderen, andere standen herum und unterhielten sich. Leland musterte sie im Vorbeigehen; ihm war völlig unbegreiflich, wie jemand freiwillig Wochen und Monate hintereinander unter der Erde verbringen konnte. Sie erhielten zwar dreißig Prozent Härtezulage, aber Lelands Ansicht nach war das keine angemessene Entschädigung. Das Thunder Hill Depository wirkte zwar nicht ganz so beklemmend wie die kleinen fensterlosen Kämmerchen von Shenkfield, aber viel besser war es auch nicht.
    Leland vermutete, dass er unter leichter Klaustrophobie litt.
    Unter der Erde zu sein gab ihm das Gefühl, lebendig begraben zu sein. Als Masochist hätte er dieses Unbehagen eigentlich genießen sollen, aber dies war eine Art des Schmerzes, die er nicht suchte und die ihm keine Befriedigung verschaffte.
    Dr. Miles Bennell sah krank aus. Wie fast alle in Thunder Hill, so hatte auch er eine ungesunde weiße Hautfarbe, die auf den Mangel an Sonnenlicht zurückzuführen war. Seine lockigen schwarzen Haupt- und Barthaare betonten seine Blässe noch zusätzlich. Im grellen Licht der Leuchtstoffröhren seines Büros sah er fast wie ein Gespenst aus. Er begrüßte Leland und Horner sehr kurz, reichte ihnen aber nicht die Hand.
    Das war dem Colonel nur recht. Er war nicht Bennells Freund. Ein Händedruck wäre die reinste Heuchelei gewesen.
    Außerdem wurde Leland die Befürchtung nicht los, dass Miles Bennell nicht mehr der war, der er zu sein schien ... dass der Wissenschaftler in Wirklichkeit kein richtiger Mensch mehr war.
    Und für den Fall, dass diese absurde Möglichkeit zutreffen sollte, wollte Leland lieber jeden körperlichen Kontakt - sogar einen kurzen Händedruck - mit Bennell vermeiden.
    »Dr. Bennell«, sagte Leland kalt, mit jenem harten, eisigen Tonfall, der keinen Widerspruch duldete, »die Maßnahmen, die Sie ergriffen haben, um diesem Bruch der Geheimhaltung auf die Spur zu kommen, lassen entweder auf geradezu kriminelle Unfähigkeit schließen, oder aber Sie selbst sind der Verräter, den wir suchen. Hören Sie mir gut zu: Diesmal werden wir das Schwein finden, das jene Fotos verschickt hat! Keine kaputten Lügendetektoren und stümperhaften Verhöre mehr! Und wir werden auch herausfinden, ob derselbe Kerl Jack Twist irgendwie hierhergelockt hat - und dann wird es ihm so schlecht ergehen, dass er sich wünschen wird, er wäre als Fliege zur Welt gekommen und hätte sein Leben in einem Stall verbracht und Pferdemist gefressen.«
    Miles Bennell lächelte völlig unbeeindruckt. »Colonel, das war die beste Richard-Jaeckel-Einlage, die ich je gesehen habe, aber sie war völlig überflüssig. Mir liegt genausoviel wie Ihnen daran, das Leck zu finden und zu stopfen.«
    Leland hätte den Kerl am liebsten erdolcht. Das war einer der Gründe, weshalb er Bennell hasste: Das Schwein war nicht einzuschüchtern.
    Calvin Sharkle wohnte in der O'Bannon Lane, die zu einem hübschen bürgerlichen Viertel von Evanston gehörte. An der Ecke Scott Avenue wurde Vater Wycazik von zwei Polizisten an der Weiterfahrt gehindert. Zwei Streifenwagen und ein Krankenwagen bildeten eine Straßensperre auf der O'Bannon Lane.
    Fernsehleute liefen mit Minikameras herum.
    Vater Wycazik ahnte sofort, dass die Aufregung etwas mit Sharkle zu tun haben musste.
    Trotz zehn Grad Kälte und stürmischer Winde stand eine mindestens hundertköpfige Menge um die Polizeisperre herum auf den Gehwegen und auf den Rasenflächen der Eckhäuser.
    Die Neugierigen behinderten auch den Verkehr auf der Scott Avenue, und Stefan musste fast zwei Blocks im Schneckentempo zurücklegen, bevor er einen Parkplatz fand.
    Er eilte zur Kreuzung zurück und mischte sich unter die aufgeregte Menge, um zu erfahren, was eigentlich vorging.
    Es waren durchwegs ganz normale Bürger, die hier neugierig herumstanden, und doch waren diese Schaulustigen Stefan etwas unheimlich - er konnte diese Sensationslust nicht begreifen und fühlte sich zutiefst abgestoßen von der Gefühllosigkeit, mit der die Leute auf eine Tragödie reagierten, so als wäre das auch nichts anderes als ein spannendes Fußballspiel.
    Dass es sich hier wirklich um eine

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