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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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einzudringen.
    Aber halbe Sachen lagen Parker nun einmal nicht, und er genoss sein Herumspionieren, obwohl er lautes Herzklopfen und ein mulmiges Gefühl im Magen hatte.
    Vom Wohnzimmer aus gelangte er in eine Bibliothek und danach in ein kleines Musikzimmer, das mit einem Klavier, Notenständern, Stühlen, zwei Klarinetten und einer Ballettstange ausgestattet war. Offensichtlich liebten die Zwillinge Musik und Tanz.
    Parker entdeckte im ganzen Erdgeschoss nichts Verdächtiges.
    Langsam stieg er die Eichentreppe hinauf, sorgfältig darauf bedacht, auf dem weichen Plüschläufer zu bleiben. Das Licht aus dem Erdgeschoss reichte gerade bis zur obersten Stufe. Der Korridor im ersten Stock lag im Dunkeln.
    Auf dem Treppenabsatz auf halber Höhe blieb er stehen.
    Stille.
    Seine Hände wurden feucht.
    Er konnte sich seine Nervosität nicht erklären. Vielleicht wäre
    es dennoch klüger, seinem Instinkt zu vertrauen. Aber wenn jemand ihn hätte angreifen wollen, so hätte er im Erdgeschoss genügend günstige Möglichkeiten dafür gehabt. Nichts deutete darauf hin, dass jemand im Haus war.
    Er ging weiter die Treppe hinauf, und im ersten Stock hörte er dann endlich etwas. Die Geräusche -ein Biep und ein Blip kamen aus verschiedenen Zimmern an beiden Enden des langen Korridors. Im ersten Augenblick dachte Parker, die Alarmanlage sei ausgelöst worden, aber dann fiel ihm ein, dass sie tausendmal lauter wäre als dieses Biep-Blip, das in kurzen, gleichmäßigen Abständen zu hören war.
    Er fand einen Lichtschalter und knipste die Deckenbeleuchtung im Gang an. Wieder blieb er eine Zeitlang bewegungslos stehen und lauschte auf irgendwelche Geräusche, aber abgesehen von dem eigenartigen Biep-Blip war nichts zu hören. Irgendwie kamen ihm diese monotonen Töne bekannt vor, aber er konnte sie nicht einordnen.
    Seine Neugier war größer als seine Furcht. Chronische Neugier war für ihn zeit seines Lebens charakteristisch gewesen, und häufig steigerte sie sich zu akuten Anfällen. Wenn er dieser Eigenschaft nicht nachgegeben hätte, wäre er wohl nie ein erfolgreicher Maler geworden. Neugier war gewissermaßen der Motor seiner Kreativität. Deshalb wandte er sich schließlich nach rechts und ging auf eine der beiden Geräuschquellen zu.
    Am Ende des Korridors konnte er dann deutlich unterscheiden, dass es sich um zwei verschiedene Folgen von Biep-Tönen handelte, deren Rhythmus sich ein wenig voneinander unterschied. Sie kamen aus einem dunklen Raum, dessen Tür einen Spalt breit geöffnet war. Fluchtbereit stieß er die Tür auf, aber niemand sprang ihn aus der Dunkelheit an. Das monotone Biep-Blip war jetzt, bei geöffneter Tür, lauter. Er sah, dass das Zimmer nicht völlig dunkel war. An der entgegengesetzten Wand drang schwaches graues Tageslicht durch die geschlossenen Vorhänge, hinter denen sich ein großes Fenster oder eine Balkontür befinden musste; dieses Haus im Kolonialstil hatte eine Menge Balkone. Außerdem war noch der Widerschein eines grünen Lichts zu sehen, dessen Ursprung Parker aber von seinem Standort aus nicht erkennen konnte.
    Er trat über die Schwelle, machte Licht, sah die Zwillinge und hielt sie im ersten Augenblick für tot. Sie lagen regungslos auf dem Rücken in einem breiten Bett, mit geöffneten Augen, bis zu den Schultern in Decken gehüllt. Dann stellte Parker jedoch fest, dass die eintönigen Geräusche und das grüne Licht von EEGund EKG-Monitoren herrührten, an die beide Mädchen angeschlossen waren, und er sah auch die Tropfinfusionsgeräte mit den intravenösen Injektionsnadeln in den Armen der Mädchen.
    Er begriff, dass sie nicht tot waren, sondern einer Gehirnwäsche unterzogen wurden.
    Das Zimmer sah nicht so aus, als würde es von zwei Teenagern bewohnt. Parker vermutete, dass es ein Gästezimmer war und dass man die Mädchen in ein Bett gelegt hatte, weil man sie auf diese Weise leichter überwachen konnte.
    Aber wo waren die Folterknechte? Waren sich die Experten für Gehirnkontrolle der Effektivität ihrer Drogen und anderer Mittel so sicher, dass sie die Familie allein lassen und rasch bei McDonald's einen Big Mac und Pommes frites essen konnten? Bestand nicht das geringste Risiko, dass eine der Schwestern für kurze Zeit zu sich kommen, sich die Injektionsnadel aus dem Arm reißen, aufspringen und fliehen würde?
    Parker ging zum Bett und beugte sich über eines der Mädchen. Es hatte einen völlig ausdruckslosen, starren Blick, und einige Sekunden lang bewegte es nicht

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