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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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einmal die Lider, dann plötzlich zwinkerte es heftig etwa dreißigmal hintereinander, bevor die Lider wieder völlig zur Ruhe kamen. Parker bewegte seine Hand vor den Augen des Mädchens hin und her, ohne dass es irgendeine Reaktion zeigte.
    Er sah, dass es Kopfhörer aufgesetzt hatte, die mit einem Kassettenrecorder auf dem Kissen verbunden waren. Er beugte sich noch tiefer hinab, hob einen der Kopfhörer etwas an und hörte eine leise, melodische, sehr einschmeichelnde Frauenstimme: Am Montagmorgen habe ich lange geschlafen. Dieses Hotel eignet sich großartig zum Ausschlafen, weil das Personal so leise und rücksichtsvoll ist. Es ist kein normales Hotel, sondern gleichzeitig auch ein Country Club, und deshalb rumoren nicht schon in aller Herrgottsfrühe Putzfrauen auf den Gängen herum. Oh, diese Weingegend ist einfach bezaubernd! Hier möchte ich irgendwann einmal leben. Na ja, und als wir dann endlich aufgestanden waren, sind Chrissie und ich stundenlang in der Gegend herumgelaufen, in der Hoffnung, nette Jungs zu treffen. Wir fanden aber keine ...
    Die hypnotische Stimme war Parker unheimlich. Er setzte den Kopfhörer wieder ans Ohr des Mädchens.
    Offensichtlich hatten die Salcoes - entweder alle oder nur einige von ihnen - sich an die Ereignisse des vorletzten Sommers im Tranquility Motel erinnert, und diese Erinnerungen mussten nun wieder ausgelöscht werden. Und um die Zeitspanne zu füllen, die für diese neuerliche Gehirnwäsche erforderlich war, wurden ihnen neue künstliche Erinnerungen eingegeben; dazu diente dieses Band, das bestimmt immer wieder ablief und zweifellos neben der hörbaren Botschaft auch noch irgendwie das Unterbewusstsein beeinflusste.
    Dom hatte Parker am Samstag-und Sonntagabend telefonisch einiges in dieser Art erklärt, aber die abscheuliche Ungeheuerlichkeit dieses Vorgangs kam Parker erst jetzt richtig zu Bewusstsein, nachdem er selbst die hypnotische Stimme gehört hatte.
    Er ging zum Fußende des Bettes und betrachtete den zweiten Zwilling, dessen Lider ebenfalls abwechselnd heftig zuckten und völlig regungslos waren. Er überlegte, ob er den Mädchen irgendeinen physischen oder psychischen Schaden zufügen konnte, wenn er die Injektionsnadeln herauszog, die Teenager von den Anschlüssen des EKGs befreite und aus dem Haus schaffte, bevor ihre Folterknechte zurückkehrten. Oder sollte er vielleicht lieber die Polizei anrufen?
    Plötzlich bemerkte er, dass er und die Zwillinge nicht mehr allein waren. Er wirbelte auf dem Absatz herum und sah sich zwei Männern gegenüber, die soeben den Raum betreten haben mussten. Sie trugen dunkle Hosen und weiße Hemden mit hochgekrempelten Ärmeln; die Kragenknöpfe waren geöffnet, die Krawatten gelockert. Hinter ihnen, auf der Schwelle, stand ein dritter Mann mit Brille, in einem Anzug und mit ordentlich gebundener Krawatte. Es mussten Regierungsbeamte sein, denn andere Leute wären gewiss nicht so korrekt gekleidet gewesen, während sie dubiosen Aktivitäten dieser Art nachgingen.
    Einer der Männer rief: »Wer zum Teufel sind Sie denn?«
    Parker ließ sich auf keine Diskussionen mit ihnen ein, pochte nicht töricht auf seine Rechte als Bürger der USA; er sagte überhaupt nichts. Statt dessen sprang er mit drei großen Sätzen auf die geschlossenen Vorhänge zu und hoffte inbrünstig, dass sich dahinter ein großes Fenster oder eine Balkontür verbarg, dass die Vorhänge ihn vor schweren Schnittwunden bewahren würden und dass er im Freien sein würde, bevor die drei Männer sich von der ersten Überraschung erholten. Falls die Vorhänge auch ein großes Stück Wand bedeckten, würde seine Situation alles andere als rosig sein. Hinter ihm schrieen die Männer, die zweifellos schon geglaubt hatten, er säße in der Falle, überrascht auf, als er mit der Kraft einer Lokomotive gegen die Vorhänge prallte. Er spürte einen heftigen Schmerz in Schulter und Brust, aber zum Glück gab etwas klirrend, krachend und berstend nach, und er sah sich plötzlich im hellen Tageslicht und registrierte benommen, dass das Schloss der Balkontür seinem Gewicht nicht gewachsen gewesen war.
    Er riss auf dem Balkon ein Tischchen mit Glasplatte um, fiel über einen Liegestuhl, schlug sich Knie und Schienbeine auf, sprang aber sofort auf die Beine und setzte über das Balkongeländer hinweg und betete im Fallen, nicht gerade in einer Hecke zu landen und von einem spitzen Ast aufgespießt zu werden. Er prallte etwa drei Meter fünfzig tiefer auf dem Rasen auf,

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