Schwarzer Mond: Roman
Parker, dass er in guten Händen war, und endlich entspannte er sich ein wenig.
Am Flughafen hatte er das Glück, ein Ticket für einen der beiden letzten freien Plätze im nächsten Flugzeug nach San Francisco zu bekommen, das in zehn Minuten abfliegen sollte. Er ging an Bord und rechnete halb damit, dass es vom FBI am Start gehindert würde. Aber kurz darauf waren sie in der Luft, und er konnte sich über etwas anderes Sorgen machen: ob es ihm gelingen würde, in San Francisco an Bord eines Flugzeugs nach Reno zu gehen, bevor sie ihm auf die Spur kamen.
Jack Twist ging in der Wohnung der Blocks von einem Fenster zum anderen und hielt in der weiten Landschaft Ausschau nach Beobachtungsposten ihrer Feinde. Er war überzeugt davon, dass mindestens ein Überwachungsteam das Motel und die Imbissstube ständig beobachtete, und so gut es auch versteckt sein mochte - er hatte eine Vorrichtung, die ihm den genauen Standort dieser Leute verraten würde.
Er hatte dieses Gerät zusammen mit allen anderen nützlichen Apparaturen aus New York mitgebracht. Es trug bei der Armee den Namen HS 101 Wärmeanalysator und sah aus wie eine futuristische Strahlenpistole in Filmen. Man hielt es am Kolben und blickte - wie bei einem Teleskop - durch das Okular.
Wenn man den Sucher über die Landschaft gleiten ließ, sah man zweierlei: ein vergrößertes Bild des Terrains und überlagert - Wärmequellen auf diesem Terrain.
Pflanzen, Tiere und Steine in der Sonne strahlten Wärme aus, aber dank der Mikrochip-Technologie konnte der Computer des HS 101 zwischen verschiedenen Typen der Thermalstrahlung differenzieren und die meisten natürlichen Quellen ausschalten. Er reagierte nur auf lebende Wärmequellen von mehr als 50 Pfund Gewicht: auf Tiere, die größer als Haushunde waren, sowie auf Menschen. Sogar wenn die Leute dort draußen isolierte Skianzüge trugen, die einen großen Teil der Körperwärme stauten, so entwich ihrer Kleidung doch noch genug Wärme, um ihren Standort zu verraten.
Jack suchte längere Zeit das Gebiet nördlich des Motels ab, von wo aus er sich am Vorabend genähert hatte, aber schließlich entschied er, dass sie aus dieser Richtung nicht observiert wurden. Er ging weiter zu den nach Westen gelegenen Fenstern in anderen Zimmern. Auch im Westen war alles in Ordnung. Er wandte sich den Südfenstern der Wohnung zu.
Marcie hatte den letzten Mond in ihrem Album ausgemalt, und als Jack begann, mit dem HS 101 nach ihren Feinden Ausschau zu halten, begleitete sie ihn und blieb dicht an seiner Seite. Vielleicht hatte sie ihn ins Herz geschlossen, weil er stundenlang mit ihr geredet hatte, obwohl sie nicht imstande gewesen war, ihm zu antworten. Oder vielleicht hatte sie Angst und fühlte sich in seiner Nähe sicherer. Vielleicht gab es auch irgendeinen anderen unerklärlichen Grund. Er konnte jedenfalls nichts anderes für sie tun, als weiterhin leise mit ihr zu sprechen, während sie ihm von Fenster zu Fenster folgte.
Auch Jorja begleitete ihn, und obwohl sie ihn nicht mit Fragen störte, lenkte sie ihn doch wesentlich mehr ab als ihre Tochter. Sie war eine sehr attraktive Frau, aber was viel wichtiger war - er mochte sie sehr. Er hatte das Gefühl, dass diese Sympathie auf Gegenseitigkeit beruhte, obwohl er nicht glaubte, dass sie sich zu ihm als Mann hingezogen fühlte. Was könnte eine schöne Frau wie sie auch an einem Kerl wie ihm finden? Er war ein Krimineller, sein Gesicht glich einem alten, ausgelatschten Schuh, ganz zu schweigen von seinem schielenden Auge. Aber zumindest konnten sie Freunde sein - und das war sehr schön.
An den Wohnzimmerfenstern entdeckte er schließlich, wonach er gesucht hatte: Körperwärme dort draußen in der kalten Einöde. Auf dem Bild der Ebene tauchten digitale Datenausgaben auf, die ihm verrieten, dass es sich um zwei Wärmequellen handelte, die in direkter südlicher Richtung etwa 650 Meter entfernt waren. Dann folgten geschätzte Angaben über die Größe der strahlenden Oberfläche jeder Wärmequelle; diese Zahlen sagten Jack, dass er zwei Männer gefunden hatte. Er schaltete den Wärmeaufspürer des HS 101 aus und benutzte das Gerät jetzt wie ein normales Teleskop. Er musste einige Minuten suchen, bis er die Männer ausfindig machte, denn sie trugen Tarnanzüge.
»Bingo!« sagte er schließlich.
Jorja fragte nicht, was er sah, denn sie hatte seine Lektion vom Vorabend gut gelernt: Alles, was in der Wohnung gesprochen wurde, kam ihren Feinden mit Hilfe der Elektronik zu
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