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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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und schlug mit der Faust dröhnend auf Schellenhofs Schreibtisch. »Es geht hier um einen Fall von Leben und Tod. Rufen Sie sofort American Express an!« Er hob den Arm, und der Verkäufer folgte ihm erschrocken mit den Augen. »Erkundigen Sie sich, ob auch hohe Summen mit der Karte gedeckt sind. Um Gottes willen, Mann, beeilen Sie sich!«
    Wieder krachte seine Faust auf den Schreibtisch.
    Der Anblick eines Geistlichen in solcher Wut brachte den Verkäufer in Bewegung. Er ergriff Parkers Karte und hastete aus dem kleinen Büro durch den Ausstellungsraum auf die mit Glaswänden geschützte Domäne des Geschäftsführers zu.
    »Alle Achtung, Vater!« sagte Parker, »wenn Sie Protestant wären, hätten Sie das Zeug zu einem berühmten Erweckungsprediger gehabt.«
    »Oh, Katholik hin, Katholik her, ich habe schon so manchen Sünder zum Zittern gebracht.«
    »Daran zweifle ich nicht«, versicherte Parker.
    American Express gab seine Zustimmung. Ganz demütig und eifrig zeigte Schellenhof Parker, wo er auf dem Kaufvertrag unterschreiben musste.
    »Was für eine Woche!« sagte der Verkäufer mit plötzlichem Enthusiasmus. »Am Montagabend kommt einer rein und kauft einen neuen Cherokee mit Bargeld -mit ganzen Bündeln von Zwanzigdollarscheinen. Muss in einem Casino ganz schön was gewonnen haben! Und jetzt das! Und dabei hat die Woche noch kaum angefangen. Schon toll, was?«
    »Großartig!« sagte Parker.
    Vom Telefon auf Schellenhofs Schreibtisch führte Vater Wycazik ein R-Gespräch mit Michael Gerrano in Chicago und berichtete ihm von Parker und von der Sperrung der I-80. Als Schellenhof den Raum wieder verließ, sagte Wycazik etwas, das Parker in höchstem Maße bestürzte: »Michael, möglicherweise stößt uns etwas zu; deshalb müssen Sie, sobald ich aufgelegt habe, Simon Zoderman von der >Tribune< anrufen. Erzählen Sie ihm alles. Sagen Sie ihm was es mit Brendan, mit Winton Tolk und mit dem Halbourg-Mädchen auf sich hat, was mit Calvin Sharkle los war -überhaupt alles. Sagen Sie ihm, was hier in Nevada im vorletzten Sommer geschehen ist, was sie gesehen haben. Und wenn er es nicht glauben kann, so sagen Sie ihm, dass ich es glaube. Er weiß, was für ein nüchterner Bursche ich bin.«
    Als Vater Wycazik den Hörer auflegte, fragte Parker: »Habe ich Sie richtig verstanden? Mein Gott, wissen Sie tatsächlich, was in jener Julinacht passiert ist?«
    »Ich bin mir fast sicher, ja«, sagte Vater Wycazik.
    Bevor der Priester Näheres berichten konnte, kam Schellenhof zurückgeeilt. Nachdem die Bezahlung jetzt gesichert war, schien er die von Parker gesetzte Frist unbedingt einhalten zu wollen.
    »Sie müssen es mir erzählen«, sagte Parker aufgeregt zu Vater Wycazik.
    »Sobald wir unterwegs sind«, versprach der Priester.
    Ned lenkte Jacks Cherokee im Schneckentempo in östliche Richtung, über die schneebedeckten Hügel. Sandy und Faye saßen vorgebeugt neben ihm und spähten angestrengt durch die Windschutzscheibe, um Ned auf Hindernisse im chaotischen weißen Wirbel aufmerksam machen zu können.
    Im Fond saßen dicht aneinandergepresst Brendan, Jorja mit Marcie auf dem Schoß und Ernie, der sich selbst zu überzeugen versuchte, dass er nicht in Panik geraten würde, wenn das letzte Licht der sturmbedingten vorzeitigen Dämmerung endgültig der Dunkelheit Platz machen würde. Als er letzte Nacht im warmen Bett gelegen und auf die Schatten außerhalb des Lichtkreises seiner Nachttischlampe gestarrt hatte, war seine Angst wesentlich geringer als erwartet gewesen. Sein Zustand hatte sich entschieden gebessert.
    Ernie schöpfte auch Hoffnung aus Doms plötzlicher Erinnerung an Jets, die über die Imbissstube hinweggebraust waren.
    Wenn Dom sich erinnern konnte, so würde auch er selbst dazu imstande sein. Und wenn seine Gedächtnisblockierung in sich zusammenbrechen und er sich endlich erinnern würde, was er in jener Julinacht gesehen hatte, würde auch seine Angst vor der Dunkelheit ein Ende haben.
    »Landstraße«, meldete Faye, und der Jeep blieb stehen.
    Sie hatten die erste Landstraße erreicht; es war dieselbe, die am Motel entlang und unter der I-80 hindurchführte. Das Tranquility lag jetzt etwa dreieinhalb Kilometer südlich, Thunder Hill etwa dreizehn Kilometer nördlich an dieser Straße, die -wie man sehen konnte -erst vor kurzem vom Schnee geräumt worden war. Der Bezirk Elko wurde nicht umsonst von der Regierung dafür bezahlt, dass die Strecke bis zum Thunder Hill Depository stets gut befahrbar

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