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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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geriet in ein Schlagloch und schleuderte auf ein am Straßenrand geparktes Auto zu, aber Tommy bekam ihn sofort wieder unter Kontrolle. Von nun an fuhr er noch langsamer, bis schließlich ein Schild mit der Aufschrift NEW YORK CITY die Autobahnauffahrt kennzeichnete. Am Ende der Auffahrt, als der Käfer noch einmal wegzurutschen drohte, bevor er mühsam auf die Autobahn gelangte, schimpfte Mort: »Warum musste es auch unbedingt heute glatt werden?«
    »Die Autobahnen werden gut gestreut«, sagte Tommy. »Jetzt werden wir bis zur City keine Schwierigkeiten mehr haben.«
    »Wir werden ja sehen«, murmelte Mort düster. »Herrgott, was für eine grässliche Nacht!«
    »Grässlich?« lachte Jack. »Grässlich? Mort, in den Optimistenklub würdest du wirklich nie aufgenommen werden! Um Himmels willen, Mann, wir alle sind jetzt Millionäre! Du sitzt da hinten neben einem Riesenvermögen!« Mort blinzelte überrascht unter seinem Hut, von dem immer noch  geschmolzener Graupelregen tropfte. »Na ja ... ich glaube, das macht einiges wett.« Tommy Sung lachte.
    Jack und Mort stimmten in sein Gelächter ein, und Jack sagte: »Der größte Coup, den wir je gelandet haben. Und völlig steuerfrei!«
    Plötzlich kam ihnen alles irrsinnig komisch vor. Sie fuhren in 90 m Abstand gemächlich hinter einem Streufahrzeug mit gelbem Warnblinklicht her und riefen sich ausgelassen die Höhepunkte ihrer Flucht aus dem Warenlager in Erinnerung.
    Später, als ihre Aufregung sich legte und das Gelächter zufriedenem Lächeln Platz machte, meinte Tommy: »Jack, ich muss dir sagen, dass du wirklich erstklassige Arbeit geleistet hast. Wie du mit Hilfe des Computers den Papierkram für die Kiste angefertigt hast ... und dann das kleine elektronische Dingsbums, mit dem du den Safe geöffnet hast, ohne dass wir ihn aufsprengen mussten ... du bist schon ein verdammt guter Organisator.«
    »Und was noch wichtiger is t«, fuhr Mort fort, »in einer Krisensituation bist du wirklich der beste Improvisator, den ich je gesehen habe. Du kannst schnell denken. Ich sag' dir, Jack, falls du je beschließen solltest, deine Talente auf ehrliche und redliche Art einzusetzen, für eine gute Sache - du könntest Gott weiß was erreichen.«
    »Für eine gute Sache?« wiederholte Jack. »Ist reich werden denn keine gute Sache?«
    »Du weißt schon, was ich meine.«
    »Ich bin kein Held«, erklärte Jack. »Ich will mit der sogenannten redlichen Welt nichts zu tun haben. Das sind doch alles Heuchler. Sie reden von Ehrlichkeit, Wahrheit, Gerechtigkeit, sozialem Gewissen ... aber den meisten geht's doch nur darum, das große Geld zu machen. Sie wollen es nur nicht zugeben, und darum kann ich sie nicht ausstehen. Ich gebe es wenigstens zu, dass ich das große Geld machen möchte. Zum Teufel mit ihnen!«
    Er hörte selbst, dass seine Stimme plötzlich verbittert klang, aber er konnte nichts daran ändern. Er starrte mit finsterer Miene durch die nasse Windschutzscheibe. »Gute Sache - ha! Wenn man sein Leben damit verbringt, für irgendeine gute Sache zu kämpfen, werden die sogenannten guten Menschen einem am Ende mit hundertprozentiger Sicherheit das Herz brechen. Ich scheiß auf sie!«
    »Ich wollte dir wirklich nicht auf die Hühneraugen treten«, sagte Mort überrascht.
    Jack gab keine Antwort. Er war in bittere Erinnerungen versunken. Drei oder vier Kilometer weiter wiederholte er ruhig: »Ich bin kein verdammter Held.«
    Wenn er sich in der folgenden Zeit an diese Worte erinnerte, fragte er sich oft, wie er sich selbst nur so falsch hatte einschätzen können.
    Es war Mittwoch, der 4. Dezember, 1.12 Uhr nachts.

3. Chicago, Illinois
    Um acht Uhr zwanzig morgens am Donnerstag, dem 5. Dezember, hielt sich Vater Stefan Wycazik - nachdem er die Frühmesse zelebriert und gefrühstückt hatte -in seinem Pfarrbüro auf, wo er wie immer eine letzte Tasse Kaffee trank. Er wandte sich vom Schreibtisch ab und blickte durch das große Fenster auf die kahlen, schneeverkrusteten Bäume im Hof hinaus, wobei er sich bemühte, nicht an irgendwelche Probleme seiner Kirchengemeinde zu denken. Diese Zeit gehörte ihm allein, und das wusste er sehr zu schätzen.
    In Gedanken beschäftigte er sich jedoch ununterbrochen mit Vater Brendan Cronin, dem Gesprächsthema Nr. 1 der ganzen Gemeinde, dem Kelch-Schänder, dem Berserker-Priester von St. Bernadette. Ausgerechnet Brendan Cronin. Es war unfassbar.
    Völlig unerklärlich.
    Vater Stefan Wycazik war seit 32 Jahren Priester und stand seit

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