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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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betrachten, wenn ich wie Sie werden könnte.«
    »Aber Sie können es weiter bringen und der Kirche in höherer Position von großem Nutzen sein. Und ich bin fest entschlossen, Ihnen diese Chance nicht zu nehmen. Deshalb möchte ich, dass Sie mir bis Weihnachten Zeit lassen, um Ihnen aus diesem Abgrund herauszuhelfen. Kein Aufmunterungsgerede mehr. Keine Diskussionen über die Natur von Gut und Böse. Statt dessen werde ich einige meiner eigenen Theorien über psychologische Störungen anwenden. Sie werden zunächst von einem Amateur wie mir behandelt werden. Versuchen Sie es. Nur bis Weihnachten. Wenn Ihre Verstörung dann noch genauso stark ist wie jetzt, wenn wir einer Antwort nicht näher kommen, werde ich Sie einem Jesuiten-Psychiater übergeben. Einverstanden?«
    Brendan nickte. »Einverstanden.«
    »Großartig!« Vater Wycazik rieb sich die Hände, so als wollte er Holz hacken oder eine andere Kraftübung vollbringen. »Das gibt uns mehr als drei Wochen Zeit. Für die erste Woche werden Sie Ihre geistliche Kleidung ablegen, sich ganz normal kleiden und sich bei Dr. James McMurtry im >St. Joseph's Hospital< für Kinder melden. Er wird Sie dem Klinkpersonal zuweisen.«
    »Als Kaplan?«
    »Als Krankenpfleger -Sie werden Bettpfannen leeren, die Bettwäsche wechseln, na ja, einfach alles machen, was so anfällt. Nur Dr. McMurtry wird wissen, dass Sie Priester sind.«
    Brendan blinzelte erstaunt. »Aber wozu soll das gut sein?«
    »Das werden Sie selbst herausfinden, bevor die Woche vorbei ist«, sagte Stefan befriedigt. »Und wenn Sie erst einmal begriffen haben, warum ich Sie in diese Klinik schicke, werden Sie einen bedeutsamen Schlüssel zu Ihrer Psyche besitzen, einen Schlüssel, der Türen öffnen und Ihnen einen Blick in Ihr Inneres erlauben wird. Vielleicht werden Sie dann die Ursache Ihres Glaubensschwundes erkennen - und überwinden - können.«
    Brendan machte ein zweifelndes Gesicht.
    »Sie haben mir drei Wochen zugesagt«, sagte Vater Wycazik.
    »Also gut.« Brendan tastete unwillkürlich nach seinem römischen Kollar und schien etwas verstört von dem Gedanken zu sein, es ablegen zu müssen, worin Stefan Wycazik ein gutes Zeichen sah.
    »Sie werden bis Weihnachten aus dem Pfarrhaus ausziehen.
    Ich werde Ihnen Geld für ein preiswertes Hotelzimmer und für die Mahlzeiten geben. Sie werden in der realen Welt arbeiten und leben, jenseits der Schutzmauern des kirchlichen Lebens.
    Ziehen Sie sich jetzt um, packen Sie Ihre Koffer, und kommen Sie dann wieder zu mir. Ich werden inzwischen Dr. McMurtry anrufen und alles Notwendige mit ihm vereinbaren.«
    Brendan seufzte, stand auf, ging zur Tür. »Etwas stützt vielleicht Ihre Vermutung, dass mein Problem psychologischer und nicht intellektueller Art ist. Ich habe diese Träume ... das heißt, es ist jedesmal der gleiche Traum.«
    »Ein wiederkehrender Traum? Das ist sehr freudianisch.«
    »Ich habe ihn seit August mehrmals monatlich gehabt. Aber diese Woche stellt er sich regelmäßig ein -ich hatte diesen Traum in drei der letzten vier Nächte. Es ist ein unangenehmer Traum ... ein kurzer Traum, den ich aber im Laufe einer Nacht immer wieder habe. Kurz, aber ... sehr intensiv. Es geht dabei um diese schwarzen Handschuhe.«
    »Schwarze Handschuhe?«
    Brendan schnitt eine Grimasse. »Ich bin an einem seltsamen Ort. Wo, weiß ich nicht. Ich liege im Bett, glaube ich. Ich bin irgendwie ... irgendwie gefangen. Meine Arme werden festgehalten. Meine Beine ebenfalls. Ich will mich bewegen, wegrennen, aber ich kann nicht. Das Licht ist schwach. Ich kann nicht viel sehen. Dann diese Hände ...« Er erschauerte.
    »Hände in schwarzen Handschuhen?« fragte Vater Wycazik.
    »Ja. Glänzende schwarze Handschuhe. Aus Vinyl oder Gummi. Eng anliegend und glänzend, nicht wie gewöhnliche Handschuhe.« Brendan ließ die Türklinke los, machte zwei Schritte ins Zimmer zurück und hob seine Hände vor das Gesicht, so als könnte ihr Anblick ihm helfen, sich an die Einzelheiten der bedrohlichen Hände aus seinem Traum zu erinnern. »Ich kann nicht sehen, wessen Hände es sind. Etwas stimmt nicht mit meinem Sehvermögen. Ich kann die Hände sehen ... die Handschuhe... aber nur bis zu den Gelenken. Dann ... dann verschwimmt alles.«
    Brendan hatte den Traum wie etwas Nebensächliches erwähnt und wollte offensichtlich glauben, dass er bedeutungslos sei. Aber er war noch bleicher geworden, und in seiner Stimme schwang unüberhörbar ein ängstliches Zittern mit.
    Der Winterwind

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