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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Verschlossenheit und verstockte Verzweiflung. »Sie können sich nicht von einem engagierten Priester im August - mir nichts, dir nichts - in einen Atheisten im Dezember verwandelt haben. Das ist unmöglich, wenn Sie behaupten, keine erschütternden Erfahrungen gemacht zu haben, die eine solche Entwicklung erklären könnten.
    Es muss Gründe für diese Veränderung Ihres seelischen Zustandes geben, auch wenn Sie sie vielleicht sogar vor sich selbst verheimlichen, und Sie werden in diesem jämmerlichen Zustand bleiben, solange Sie nicht willens sind, sich diese Gründe einzugestehen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen.«
    Unbehagliches Schweigen trat ein. Nur das leise Ticken der Uhr war zu hören.
    Schließlich sagte Brendan Cronin: »Vater, bitte seien Sie nicht zornig auf mich. Ich hege solche Hochachtung für Sie ... und unsere Beziehung bedeutet mir so viel, dass ... dass ich es nicht ertragen könnte, wenn ... zu allem übrigen ... nun auch noch Sie mir zürnen würden.«
    Erfreut über diesen dünnen Riss in Brendans Panzer, den er mit seiner Strategie erzeugt hatte, wandte sich Vater Wycazik vom Fenster ab, ging rasch zum Ohrensessel und legte seinem Kaplan eine Hand auf die Schulter. »Ich zürne Ihnen nicht, Brendan. Ich mache mir Sorgen. Bin beunruhigt. Und etwas enttäuscht, weil Sie sich nicht von mir helfen lassen wollen.
    Aber böse bin ich Ihnen nicht.«
    Der junge Priester blickte hoch. »Glauben Sie mir, Vater, ich wünsche mir nichts so sehr wie Ihre Hilfe, um diese Krise irgendwie zu bewältigen. Aber es ist die absolute Wahrheit, wenn ich Ihnen sage, dass meine Zweifel nicht aus irgendeinem der von Ihnen erwähnten Gründe entspringen. Ich weiß wirklich nicht, woher sie kommen. Das ist für mich völlig ... völlig mysteriös.«
    Stefan nickte, klopfte Brendan aufmunternd auf die Schulter, setzte sich wieder an den Schreibtisch und dachte einen Augenblick mit geschlossenen Augen nach.
    »Also gut, Brendan, Ihr Unvermögen, den Grund für Ihren Glaubensschwund zu benennen, deutet darauf hin, dass es kein intellektuelles Problem ist. Folglich wird Ihnen auch keine inspirierende Lektüre helfen können. Falls es ein psychologisches Problem ist, so liegen die Wurzeln dafür in Ihrem Unterbewusstsein und müssen enthüllt werden.« Als Stefan die Augen öffnete, sah er, dass sein Kaplan erregt war über die Möglichkeit, dass einfach eine Art Funktionsschwäche in seinem Innern an allem schuld sein könnte. Das bedeutete dann nämlich, dass nicht Gott Brendan verlassen hatte, sondern umgekehrt -dass Brendan Gott verlassen hatte. Und es war wesentlich leichter, sich mit persönlicher Verantwortung auseinanderzusetzen als mit der Vorstellung, dass Gott nicht existiere oder sich abgewandt habe.
    »Wie Sie vermutlich wissen«, fuhr Stefan fort, »ist Lee Kellog der Provinzial der Jesuiten für Illinois. Was Sie aber vielleicht nicht wissen, ist, dass er zwei Psychiater beschäftigt, die selbst Jesuiten sind und sich mit den geistigen und seelis chen Problemen der Priester unseres Ordens auseinandersetzen. Ich könnte es arrangieren, dass Sie sich bei einem dieser Psychiater einer Analyse unterziehen.«
    »Würden Sie das für mich tun?«
    »Ja. Aber nicht sofort. Wenn Sie sich einer Analyse unterziehen, wird der Provinzial Ihren Namen dem hiesigen Präfekten melden, und der wird unverzüglich eine Untersuchung einleiten, um festzustellen, ob Sie im Laufe des letzten Jahres eines Ihrer Gelübde gebrochen haben.«
    »Aber ich habe doch nie ...«
    »Ich weiß das«, beruhigte ihn Stefan. »Aber der Präfekt muss nun einmal misstrauisch sein. Und das Schlimmste ist ... selbst wenn die Analyse zu einer vollständigen Heilung führt, wird der Präfekt Sie jahrelang scharf im Auge behalten, ob Sie nicht unpriesterliches Verhalten irgendwelcher Art an den Tag legen.
    Und das würde Ihre Berufschancen sehr vermindern. Bevor Ihr gegenwärtiges Problem auftrat, hatte ich jedoch stets den Eindruck, dass Sie es weit bringen könnten - zum Monsignore und vielleicht noch weiter.«
    »O nein. Bestimmt nicht. Nicht ich«, wehrte Brendan ab.
    »O doch, Sie! Und wenn Sie dieses Problem bewältigen, können Sie es immer noch weit bringen. Aber sobald Sie erst einmal auf der Liste des Präfekten stehen, werden Sie immer verdächtig bleiben. Bestenfalls werden Sie immer ein einfacher Gemeindepfarrer wie ich bleiben.«
    Ein Lächeln huschte um Brendans Mundwinkel. »Ich würde es als Ehre ansehen und mein Leben als erfüllt

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