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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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rüttelte an einer lockeren Fensterscheibe, und Stefan sagte: »Der Mann mit den schwarzen Handschuhen - sagt er etwas zu Ihnen?«
    »Er spricht nie.« Brendan erschauerte wieder. Ließ seine Hände sinken. Schob sie in seine Taschen. »Er berührt mich. Die Handschuhe sind kalt, glatt.« Der Kaplan sah aus, als könnte er diese Handschuhe sogar jetzt fühlen.
    Interessiert beugte sich Vater Wycazik vor und fragte: »Und wo berühren diese Handschuhe Sie?«
    Die Augen des jungen Priesters bekamen einen starren Ausdruck. »Sie berühren ... mein Gesicht. Stirn, Wangen, Hals ... Brust... Kalt. Sie berühren mich fast überall.«
    »Sie verletzen Sie nicht?«
    »Nein.«
    »Aber Sie haben Angst vor diesen Handschuhen, vor dem Mann, der sie trägt?«
    »Ja. Schreckliche Angst. Aber ich weiß nicht, warum.«
    »Man kann nicht umhin festzustellen, dass es ein sehr freudianischer Traum ist.«
    »Vermutlich haben Sie recht«, gab der Kaplan zu.
    »Träume sind ein Mittel des Unterbewusstseins, dem Bewusstsein Botschaften zu senden, und in diesem Fall ist es sehr einleuchtend, dass die schwarzen Handschuhe eine symbolische Bedeutung haben. Die Hände des Teufels, die versuchen, Sie von der Gnade weg in die Tiefe zu ziehen. Oder die Hände Ihres eigenen Zweifels. Oder sie könnten Symbole für Versuchungen sein, für Sünden, die Sie bedrängen.«
    Diese Möglichkeiten schienen Brendan bitter zu amüsieren.
    »Speziell Sünden des Fleisches. Schließlich berühren diese Handschuhe mich überall.« Der Kaplan ging wieder zur Tür und legte die Hand auf die Klinke, verharrte aber erneut. »Wissen Sie, ich werde Ihnen etwas Seltsames verraten. Dieser Traum ...
    Ich bin mir fast sicher, dass er nicht symbolisch ist.« Brendan ließ seine Blicke von Stefan zu dem abgetretenen Teppich schweifen.
    »Ich glaube, dass diese behandschuhten Hände nichts anderes sind als ... als behandschuhte Hände. Ich glaube, dass sie ... dass sie irgendwo, irgendwann ... real waren.«
    »Sie meinen, dass Sie sich einmal in einer Situation wie jener in Ihrem Traum befanden?«
    Der Kaplan starrte immer noch auf den Teppich, während er antwortete. »Ich weiß nicht so recht. Vielleicht in meiner Kindheit. Sehen Sie, vielleicht hat das überhaupt nichts mit meiner Glaubenskrise zu tun. Vielleicht - vermutlich - gibt es da überhaupt keinen Zusammenhang.«
    Stefan schüttelte den Kopf. »Zwei ungewöhnliche und ernste Probleme - Glaubensverlust und ein wiederkehrender Alptraum quälen Sie gleichzeitig, und da wollen Sie mir weismachen, dass es keinen Zusammenhang zwischen beiden gibt? Das wäre ein zu großer Zufall. Nein, diese beiden Dinge müssen irgendwie zusammenhängen. Aber sagen Sie mal - was glauben Sie denn, wann in Ihrer Kindheit Sie von dieser behandschuhten Gestalt, die Sie nicht erkennen können, bedroht wurden?«
    »Nun, ich war als Junge mehrmals ernsthaft krank. Vielleicht wurde ich einmal im Fieber von einem Arzt untersucht, der etwas grob war oder furchterregend aussah. Und vielleicht war dieses Erlebnis so traumatisch, dass ich es verdrängt habe, und jetzt verfolgt es mich in meinen Träumen.«
    »Wenn Ärzte bei einer Untersuchung Handschuhe tragen, so verwenden sie welche zum Wegwerfen, aus weißem Latex. Keine schwarzen. Und keine aus Gummi oder Vinyl.«
    Der Kaplan holte tief Luft, atmete geräuschvoll aus. »Ja, Sie haben recht. Aber ich werde das Gefühl einfach nicht los, dass der Traum nicht symbolischer Art ist. Ich weiß, es hört sich verrückt an. Aber ich bin mir sicher, dass diese schwarzen Handschuhe real sind, so real wie dieser Stuhl hier, wie diese Bücher auf dem Regal.«
    Die Kaminuhr schlug die volle Stunde.
    Das Sausen des Windes in den Traufen schwoll zu lautem Heulen an.
    »Unheimlich«, sagte Stefan, was sich jedoch nicht auf den Sturm bezog. Er durchquerte das Zimmer und klopfte dem jungen Priester auf die Schulter. »Aber ich versichere Ihnen, dass Sie sich irren. Der Traum ist symbolisch, und er steht in direktem Zusammenhang mit Ihrer Glaubenskrise. Die schwarzen Hände des Zweifels. Es ist Ihr Unterbewusstsein, das Sie warnt, dass Sie sich mitten in einem schweren Kampf befinden. Aber Sie sind in diesem Kampf nicht allein. Ich stehe Ihnen zur Seite.«
    »Danke, Vater.«
    »Und Gott - auch er steht Ihnen zur Seite.«
    Vater Cronin nickte, aber sein Gesicht und die gebeugten Schultern ließen erkennen, dass er davon nicht überzeugt war.
    »Und jetzt sollten Sie packen gehen«, sagte Vater Wycazik.
    »Sie

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