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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Schizophrenie hin. Gingers Chancen, ihre Anfälle zu überwinden und ein normales Leben führen zu können, waren sehr gering; erschreckend hoch war hingegen die Wahrscheinlichkeit, dass sie in einer Anstalt enden würde.
    Kurz vor der Verwirklichung ihres Lebenstraumes, nur wenige Monate vor Beginn einer selbständigen chirurgischen Tätigkeit, war ihr Leben völlig zerstört worden. Selbst wenn ihr Zustand nicht ganz extrem wurde, selbst wenn sie durch eine Psychotherapie ihre seltsamen Anfälle unter Kontrolle bekam, so würde sie doch niemals eine Zulassung als Ärztin erhalten.
    George nahm mehrere Kleenextücher aus der Schachtel auf ihrem Nachttisch und reichte sie ihr. Er goss ein Glas Wasser ein.
    Er holte ein Valium und überredet sie, es zu nehmen. Er hielt ihre Hand, die in seiner großen Pranke wie die eines ganz kleinen Mädchens aussah. Er ermutigte sie mit leiser, sanfter Stimme.
    Allmählich beruhigte sie sich.
    Als sie wieder sprechen konnte, sagte sie: »Aber, George, verdammt noch mal, ich bin nicht in einer destruktiven Atmosphäre aufgewachsen. Mein Zuhause war friedlich, glücklich.
    Und an Liebe und Zuwendung hat es mir nun wirklich nicht gefehlt. Ich wurde physisch, geistig und emotional in keiner Weise misshandelt oder missbraucht.« Sie griff ärgerlich nach der Kleenexschachtel und riss mehrere Tücher heraus. »Warum ich? Wie sollte ich, mit meiner heilen Welt als Hintergrund, eine Psychose entwickeln können? Wieso? Wodurch sollte ich ernsthafte psychische Schäden erleiden, ich mit meiner fantastischen Mutter, meinem unvergleichlichen Vater, meiner wirklich glücklichen Kindheit? Es wäre nicht gerecht. Es kann einfach nicht sein. Es ist nicht einmal vorstellbar.«
    Er saß auf ihrer Bettkante und überragte sie um einiges. »Erstens einmal, Frau Doktor, haben diese Spezialisten mir erklärt, es gebe eine ganze wissenschaftliche Richtung, die der Meinung ist, dass viele geistige Krankheiten die Folge kleinster chemischer Veränderungen im Körper und im Hirngewebe sind, Veränderungen, die wir bis jetzt noch nicht feststellen oder verstehen können. Folglich brauchen Ihre Probleme überhaupt nichts mit Ihrer Kindheit zu tun zu haben, und ich glaube nicht, dass Sie Ihr ganzes Leben neu einschätzen müssen. Und zweitens bin ich keineswegs - ich wiederhole, keineswegs -davon überzeugt, dass Ihr Zustand auf etwas so Gravierendes wie eine Psychose hindeutet.«
    »O George, bitte lügen Sie mich nicht an ...«
    »Ich Sie anlügen? Ich und einem Patienten die Unwahrheit sagen?« Er tat so, als hätte er noch nie eine so absurde Unterstellung gehört. »Ich versuche nicht, Sie aufzuheitern. Ich meine, was ich sage. Gewiss, wir konnten keine physische Ursache für Ihre Probleme finden, aber das bedeutet noch lange nicht, dass es tatsächlich keine gibt. Vielleicht befindet sich etwas einfach noch ganz im Anfangsstadium, so dass es noch nicht diagnostizierbar ist. In einigen Wochen, einem Monat oder sobald sich irgendeine Verschlechterung Ihres Zustandes zeigt, werden wir neue Untersuchungen durchführen, und ich könnte bei allem, was ich besitze, wetten, dass wir schließlich feststellen, was los ist.«
    Sie schöpfte ein klein wenig neue Hoffnung. »Glauben Sie wirklich, dass es so sein könnte? Ein so kleiner Hirntumor oder Abszess, dass er noch nicht zu sehen ist?«
    »Aber ja. Es fällt mir wesentlich leichter, das zu glauben, als sie für psychisch gestört zu halten. Sie und geisteskrank? Sie sind einer der stabilsten Menschen, die ich je gekannt habe.
    Und ich kann beim besten Willen nicht glauben, dass sie psychotisch oder auch nur psychoneurotisch sein könnten, ohne zwischen diesen Fugues irgendein ungewöhnliches Verhalten zu zeigen. Ernsthafte Geisteskrankheiten treten nicht ausschließlich in einzelnen unregelmäßigen Ausbrüchen zutage. Sie schlagen sich im gesamten Leben des Patienten nieder.«
    Daran hatte sie noch nicht gedacht. Sie fühlte sich etwas besser, wenngleich nicht übermäßig hoffnungsvoll, und alles andere als glücklich. Einerseits kam es ihr völlig verrückt vor, auf einen Gehirntumor zu hoffen, aber andererseits konnte ein Tumor entfernt werden, möglicherweise ohne große Beschädigungen des Hirngewebes. Wahnsinn war jedoch inoperabel.
    »Die nächsten Wochen oder Monate dürften die schwierigsten Ihres ganzen Lebens werden«, sagte George. »Das Warten.«
    »Ich nehme an, dass ich vorerst nicht in der Klinik arbeiten darf.«
    »Ja. Aber je nachdem, wie

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