Schwarzer Mond: Roman
los. Sie werden merken, dass die Lage problematisch ist, wenn Sie eines Tages nach Hause kommen und feststellen, dass ich Handwerker bestellt habe, die das Zimmer neu streichen und neue Vorhänge aufhängen sollen.«
Er grinste. »Beim ersten Anzeichen von Malern oder sonstigen Handwerkern landen Sie mit einem kräftigen Tritt in den Arsch auf der Straße.« Er gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange, erhob sich und ging zur Tür. »Ich werde mich jetzt um Ihre Entlassung kümmern, und in zwei Stunden müssten Sie dann eigentlich hier rauskommen. Ich rufe Rita an und lasse Sie von ihr abholen. Ich bin sicher, dass Sie diese Sache überwinden werden, Ginger, aber Sie dürfen den Kopf nicht hängen lassen.«
Als seine Schritte im Korridor verhallt waren, verschwand das mühsame Lächeln, das sie für ihn aufgesetzt hatte, schlagartig von ihrem Gesicht. Sie lehnte sich in die Kissen zurück und starrte niedergeschlagen an die vergilbten Deckenfliesen.
Etwas später stieg sie aus dem Bett und ging ins angrenzende Bad, wo sie sich ängstlich dem Waschbecken näherte. Nach kurzem Zögern drehte sie den Hahn auf und beobachtete, wie das Wasser im Becken strudelte, bevor es im Abflussrohr verschwand. Am Montag, nach der so erfolgreich verlaufenen Operation an Viola Fletcher, hatte der Anblick des in den Ablauf strudelnden Wassers im Waschbecken sie in blinde Panik versetzt, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum.
Verdammt, warum nur? Sie versuchte verzweifelt, eine Erklärung zu finden.
Papa, dachte sie, ich wünschte, du wärest noch am Leben und könntest mir zuhören, mir helfen.
In einem von Papas geliebten Sprichwörtern, über die Ginger sich früher manchmal amüsiert hatte, war es um die unangenehmen Überraschungen des Lebens gegangen. Wenn jemand in helle Aufregung über die Zukunft geriet, schüttelte Jacob immer den Kopf, winkte ab und sagte: »Weshalb sich über morgen Sorgen machen? Wer weiß, was dir heute widerfahren wird?« Wie wahr! Jetzt kam ihr diese Redewendung alles andere als amüsant vor.
Sie fühlte sich wie ein Invalide.
Sie kam sich völlig verloren vor.
Es war Freitag, der 6. Dezember.
5. Laguna Beach, Kalifornien
Als Dom am Montag, dem 2. Dezember, morgens in Begleitung von Parker Faine den Arzt aufsuchte, empfahl Dr. Cobletz zunächst keine diagnostischen Maßnahmen. Schließlich hatte er Dom erst vor kurzem gründlich untersucht und keinerlei Anzeichen für irgendeine physische Störung gefunden. Er erklärte ihnen, dass zunächst einmal andere Behandlungsmethoden versucht werden sollten, dass man nicht voreilig die Schlussfolgerung ziehen dürfe, dass es ein Hirntumor sei, der den Schriftsteller im Schlaf zur Selbstverteidigung Barrikaden errichten ließ.
Nach Doms letztem Besuch am 23. November war der Arzt, wie er sagte, neugierig geworden und hatte einiges über Somnambulismus gelesen. Bei den meisten Erwachsenen sei diese Erscheinung nur von kurzer Dauer; in seltenen Fällen bestünde jedoch die Gefahr, dass das Schlafwandeln zur Gewohnheit werde, und in seinen extremsten Formen könne es große Ähnlichkeit mit den Zwangsvorstellungen und handlungen schwerer Neurotiker haben. Sobald Somnambulismus erst einmal zur Gewohnheit werde, sei er wesentlich schwerer zu heilen, und er könne zum dominierenden Faktor im Leben des Patienten werden, Angst vor der Nacht und vor dem Schlaf hervorrufen und ein Gefühl völliger Hilflosigkeit bewirken, was dann zu ernsten Gemütskrankheiten führen könne.
Dom fühlte, dass er sich bereits in dieser Gefahrenzone befand. Er dachte an die Barrikade, die er vor seiner Schlafzimmertür errichtet hatte. An das Waffenarsenal auf seinem Bett.
Cobletz verharmloste das Problem zwar nicht, war aber auch nicht übermäßig besorgt und versicherte Dominick und Parker, dass in den meisten Fällen beharrlichen Schlafwandelns die Einnahme eines Schlafmittels vor dem Zubettgehen Abhilfe schaffen könne. Nach einigen ungestörten Nächten sei der Patient meistens geheilt. In chronischen Fällen könne zusätzlich tagsüber ein Beruhigungsmittel verabreicht werden, um dem Patienten die Angst vor eventuellem Schlafwandeln zu nehmen.
Da Dominick im Schlaf ungewöhnlich komplizierte und anstrengende Arbeiten verrichtete, verschrieb Dr. Cobletz ihm sowohl Valium für den Tag als auch Dalmane, von dem er jeden Abend vor dem Schlafengehen eine 15-mg-Tablette einnehmen sollte.
Auf der Rückfahrt von der Arztpraxis in Newport nach Laguna
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