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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Sie sich fühlen werden, könnten Sie mir ohne weiteres in der Praxis helfen.«
    »Und wenn ich ... einen Anfall bekäme?«
    »Dann wäre ich zur Stelle und könnte verhindern, dass Sie sich irgendwie verletzen.«
    »Aber was würden Ihre Patienten denken? Es würde sich nicht gerade positiv auf Ihre Praxis auswirken, stimmt's? Eine Assistentin, die sich plötzlich in eine Verrückte verwandelt und kreischend im Sprechzimmer herumrennt.«
    Er lächelte. »Das überlassen Sie nur mir. Aber das ist jetzt sowieso noch nicht aktuell. Vorerst müssen Sie ein, zwei Wochen lang völlig ausspannen. Absolut keine Arbeit. Ruhen Sie aus.
    Erholen Sie sich. Die letzten Tage waren sowohl in physischer als auch in emotionaler Hinsicht sehr anstrengend für Sie.«
    »Ich lag die ganze Zeit im Bett. Anstrengend? Werfen Sie keinen Teekessel um!«
    Er blinzelte verwirrt. »Was soll ich nicht tun?«
    »Oh«, sagte sie, selbst in höchstem Maße erstaunt, diesen Ausdruck gebraucht zu haben, »das hat mein Va ter immer gesagt. Es ist eine jiddische Redewendung: Wirf keinen Teekessel um! Es bedeutet soviel wie: Red keinen Unsinn! Aber fragen Sie mich nicht, wo da der Zusammenhang ist. Ich habe diesen Ausdruck einfach ständig gehört, als ich noch ein Kind war.«
    »Gut, ich werfe keinen Teekessel um«, sagte er. »Sie mögen zwar die ganz Woche im Bett verbracht haben, aber trotzdem waren es anstrengende Tage, und Sie müssen sich jetzt ein Weilchen erholen. Ich möchte, dass Sie für die nächsten Wochen zu Rita und mir ziehen.«
    »Was? O nein, ich kann Ihnen nicht solche Umstände machen ...«
    »Sie werden uns keinerlei Umstände machen. Wir haben eine Hausangestellte. Sie brauchen also nicht einmal morgens Ihr Bett selbst zu machen. Aus dem Fenster im Gästezimmer haben Sie einen schönen Blick auf die Bucht. Am Wasser zu wohnen ist beruhigend. Es ist sogar genau das, was der Arzt Ihnen verordnet hat.«
    »Nein, wirklich nicht. Danke, aber das kann ich nicht.«
    Er runzelte die Stirn. »Sie verstehen anscheinend nicht. Ich bin nicht nur Ihr Boss, sondern auch Ihr Arzt, und ich schreibe Ihnen einfach vor, was Sie zu tun haben.«
    »Ich werde in meiner Wohnung großartig zurechtkommen und ...«
    »Nein«, fiel er ihr energisch ins Wort. »Überlegen Sie doch selbst. Angenommen, Sie bekommen einen Ihrer Anfälle, während Sie beim Kochen sind. Angenommen, Sie stoßen dabei einen Topf auf dem Herd um. Es könnte ein Brand ausbrechen, und Sie würden es nicht einmal bemerken, bis Sie die Fugue hinter sich haben, und bis dahin könnte schon die ganze Wohnung in Flammen stehen, und Sie könnten nicht mehr entkommen! Und das ist nur eine Möglichkeit von vielen, wie Sie verletzt werden könnten. Ich kann Ihnen hundert andere nennen.
    Ich muss deshalb darauf bestehen, dass Sie eine Zeitlang nicht allein leben. Wenn Sie nicht bei Rita und mir sein wollen - haben Sie Verwandte, die Sie vorübergehend aufnehmen könnten?«
    »Nicht in Boston. In New York habe ich Onkel und Tanten ... » Aber Ginger konnte nicht zu ihren Verwandten ziehen. Sie würden natürlich glücklich sein, sie bei sich zu haben - besonders Tante Francine oder Tante Rachel. Aber sie wollte nicht, dass ihre Verwandten sie in ihrem gegenwärtigen Zustand sahen, und der Gedanke, eventuell in ihrer Gegenwart einen Anfall zu bekommen, war ihr einfach unerträglich. Sie konnte Francine und Rachel direkt vor sich sehen, wie die beiden am Küchentisch saßen und leise miteinander redeten: »Was haben Jacob und Anna falsch gemacht? Haben sie zuviel von dem Mädchen verlangt? Anna hat Ginger immer so angetrieben. Und nach Annas Tod hat Jacob sich viel zu sehr auf das Kind verlassen. Mit zwölf Jahren musste sie sich um alles kümmern, hatte den ganzen Haushalt am Hals. Es war einfach zuviel für sie. Zuviel Druck in zu frühem Alter.«
    Ginger würde von ihnen jede Menge Mitgefühl, Verständnis und Liebe erhalten, aber sie würden dabei die Erinnerung an ihre Eltern beflecken, und Ginger war fest entschlossen, ihre Eltern immer in ehrender und liebender Erinnerung zu behalten.
    Deshalb sagte sie schließlich zu George, der immer noch auf ihrer Bettkante saß und -sichtlich besorgt, wie sie gerührt registrierte -auf eine Antwort wartete: »Ich nehme das Gästezimmer mit Aussicht auf die Bucht...«
    »Großartig!«
    »Obwohl ich der Meinung bin, dass es für Sie eigentlich unzumutbar ist. Und ich warne Sie gleich - wenn es mir dort gut gefällt, werden Sie mich womöglich nicht mehr

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