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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Angst vor der Dunkelheit. Aber das änderte sich von einem Augenblick zum anderen, als er bemerkte, dass die östliche Hälfte des Himmels schon purpurschwarz war und auch im Westen das schwache Licht nur noch wenige Minuten vorhalten würde.
    Mit einem Aufschrei panischer Angst hetzte er über die Fahrbahn, dicht vor einer Motorhaube, ohne die Gefahr überhaupt wahrzunehmen. Der Autofahrer hupte empört. Ernie drehte sich nicht einmal um, rannte blindlings weiter, denn er fühlte, wie die Dunkelheit ihn umklammerte, ihn zu Boden drückte. Er erreichte den Grünstreifen, stolperte über seine eigenen Füße, fiel hin, taumelte wieder auf die Beine, entsetzt über die Schwärze, die aus jeder Mulde, unter jedem Felsen hervor nach ihm griff. Er raste auf die Fahrstreifen für den Verkehr in westliche Richtung, ohne auch nur einen Blick auf die Straße zu werfen. Zum Glück war sie gerade frei. Am Lieferwagen angelangt, riss er verzweifelt am Türgriff, während die totale Finsternis unter dem Wagen seine Füße zu packen schien. Sie wollte ihn unter den Dodge zerren und verschlingen. Er riss die Tür auf. Befreite seine Füße aus den Krallen der Dunkelheit. Sprang in den Wagen. Schlug die Tür zu. Verriegelte sie von innen.
    Er fühlte sich etwas besser, aber alles andere als sicher, und wenn sein Zuhause nicht in unmittelbarer Nähe gewesen wäre, hätte die Angst ihn wohl überwältigt. Aber er hatte nur noch einen halben Kilometer Weges vor sich, und als er die Scheinwerfer einschaltete, ermutigten ihn die Lichtstrahlen ein wenig. Er zitterte so stark, dass er sich nicht traute, sich in den Verkehr einzuordnen, deshalb fuhr er am Randstreifen entlang, bis er die Ausfahrt erreichte, die von Natrium-Bogenlampen hell erleuchtet wurde. Er war versucht, am Ende der Ausfahrt einfach stehenzubleiben, im gelben Licht; aber er biss die Zähne zusammen und bog auf die Landstraße ab. Nach knapp 200 m war er am Ziel. Er schwenkte auf den Parkplatz des Motels ein, parkte vor dem Büro, schaltete die Scheinwerfer aus, stellte den Motor ab.
    Durch die großen Fenster des Büros konnte er Faye am Empfangspult sehen. Er eilte ins Haus, warf mit viel zu großem Kraftaufwand die Tür zu. Er lächelte Faye an und hoffte, dass es einigermaßend überzeugend aussah.
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Ich fing gerade an, mir etwas Sorgen zu machen, Liebling.«
    »Ich hatte einen Platten«, sagte er, während er den Reißverschluss seiner Jacke öffnete.
    Er war erleichtert. Die Dunkelheit war leichter zu ertragen, wenn er nicht allein war; Faye gab ihm Kraft, aber er fühlte sich immer noch unbehaglich.
    »Ich habe dich vermisst«, sagte sie.
    »Ich war doch nur den Nachmittag über weg.«
    »Ich bin wahrscheinlich unnormal. Mir kam es viel länger vor. Ich muss meinen Ernie alle paar Stunden berühren können, sonst bekomme ich Entziehungserscheinungen.«
    Sie gaben sich über die Barriere der Empfangstheke hinweg einen Kuss, der nichts Halbherziges an sich hatte. Sie legte eine Hand um seinen Kopf, um ihn fest an sich zu ziehen. Bei den meisten lange verheirateten Paaren -auch wenn sie sich noch liebten - hatten Zärtlichkeiten etwas Mechanisches an sich, aber das war bei Ernie und Faye nicht der Fall. Nach 31 Jahren fühlte er sich in ihrer Nähe immer wieder jung.
    »Wo sind die neuen Beleuchtungskörper?« erkundigte sie sich. »Sie sind doch eingetroffen, oder?«
    Ihre Frage brachte ihm die draußen lauernde Nacht wieder voll zu Bewusstsein. Er streifte die Fenster mit einem misstrauischen Blick und schaute rasch wieder weg. »Ich bin müde. Ich habe keine Lust, sie jetzt noch reinzuschleppen.«
    »Es sind doch nur vier Kisten ...«
    »Ich mach's lieber morgen früh«, sagte er und versuchte, das Zittern in seiner Stimme zu verbergen. »Das Zeug ist im Wagen gut aufgehoben. Niemand wird es klauen. He, du hast ja die Weihnachtsdekorationen angebracht!«
    »Das merkst du erst jetzt?«
    Eine riesige Girlande aus Tannenzapfen und Nüssen hing an der Wand über dem Sofa. In der Ecke neben dem Postkartenkarussell stand ein lebensgroßer Santa Claus aus Pappe und an einem Ende der langen Theke ein kleiner Keramikschlitten mit Rentieren. Von der Deckenlampe hingen an fast unsichtbaren Angelschnüren rote und goldene Christbaumkugeln herab.
    »Du musstest für diese Arbeiten auf die Leiter steigen«, sagte er vorwurfsvoll.
    »Nur auf die Trittleiter.«
    »Und wenn du runtergefallen wärest? Du hättest es lieber mich machen lassen

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