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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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nur fünf Wochen gewesen.
    Nun gut, vielleicht wollte sich nach diesen beiden letzten Coups kein Hochgefühl einstellen, weil das Geld für ihn nicht mehr wichtig war. Er hatte genügend beiseitegelegt, um ein Leben in Wohlstand führen zu können und Jenny die bestmögliche Pflege angedeihen zu lassen, selbst wenn sie in ihrem Koma alt würde, was unwahrscheinlich war. Vielleicht war die ganze Zeit über das Wichtigste an seiner Arbeit doch nicht die Rebellion und Herausforderung gewesen, wie er immer gedacht hatte; vielleicht hatte er es doch nur wegen des Geldes getan und sich alles andere nur eingeredet, um eine Entschuldigung für sein Handeln zu haben, um vor sich selbst besser dazustehen.
    Aber das konnte er nicht glauben. Er wusste schließlich, was er empfunden hatte, und er wusste, wie sehr er diese Gefühle jetzt vermisste.
    Etwas ging mit ihm vor, eine Art innerer Umprogrammierung. Er fühlte sich leer, ohne Ziele, hätte sich am liebsten einfach treiben lassen. Aber er durfte seine Liebe zum Diebstahl nicht verlieren. Sie war das einzige, was ihn am Leben erhielt.
    Er legte das Geld in den Sack zurück, schaltete die Lampe aus und starrte im Dunkeln in den Central Park hinab, während er an seinem Bier nippte.
    Abgesehen von seinem plötzlichen Unvermögen, Freude an seiner Arbeit zu finden, quälte ihn in letzter Zeit auch noch ein immer wiederkehrender Alptraum, der intensiver war als alle Träume, die er bis dahin je gekannt hatte. Zum erstenmal hatte er ihn vor dem Juwelendiebstahl gehabt, vor sechs Wochen, und seitdem acht-oder zehnmal. In diesem Alptraum floh er vor einem Mann, der einen Motorradhelm mit dunkel getöntem Visier trug. Zumindest glaubte er, dass es ein Motorradhelm war, obwohl er keine Einzelheiten erkennen konnte und der Mann ansonsten völlig verschwommen blieb. Dieser gesichtslose Fremde verfolgte ihn zu Fuß durch unbekannte Räume und Korridore und -das war die schärfste Traumszene - auf einem leeren Highway, der durch eine öde, mondbeschienene Landschaft führte. Jedesmal wuchs Jacks Panik unaufhaltsam an wie der Dampfdruck in einem Kessel, bis er gleichsam explodierte und entsetzt aus dem Schlaf fuhr.
    Die auf der Hand liegende Erklärung war, dass der Alptraum eine Warnung darstellte, dass der behelmte Mann ein Polizist war, dass Jack Gefahr lief, geschnappt zu werden. Aber eigentlich vermittelte ihm der Traum nicht das Gefühl, dass der Kerl mit dem Helm ein Bulle war. Irgendwie war es ganz anders.
    Er hoffte von Herzen, dass er heute nacht vor diesem Alptraum verschont bleiben würde. Der Tag war auch ohne mitternächtlichen Schrecken schlimm genug gewesen.
    Er holte sich noch ein Bier und nahm dann im Dunkeln wieder in seinem Lehnstuhl am Fenster Platz.
    Es war der 8. Dezember, und Jack Twist - ehemaliger Offizier in der Elitetruppe >Rangers< der US-Armee, ehemaliger Kriegsgefangener in einem offiziell nie erklärten Krieg, ein Mann, der geholfen hatte, über tausend Indianern in Mittelamerika das Leben zu retten, ein Mann, der trotz der Bürde seines Kummers, unter der so mancher andere zusammengebrochen wäre, leistungsfähig blieb, ein wagemutiger Dieb, dessen Mut geradezu legendär war - Jack Twist überlegte, ob er vielleicht den einfachen Mut zum Weiterleben verloren hatte. Wenn er im Diebstahl keinen Daseinssinn mehr zu finden vermochte, musste er einen neuen Sinn für sein Leben suchen. Unbedingt. So schnell wie eben möglich.

7. Elko County, Nevada
    Auf der Rückfahrt von Elko zum Tranquility Motel missachtete Ernie Block alle Geschwindigkeitsbegrenzungen.
    So schnell und rücksichtslos war er zuletzt an einem düsteren Montagmorgen gefahren, während seiner Dienstzeit bei der Spionageabteilung der Marines in Vietnam. Er war damals mit einem Jeep in einem Gebiet unterwegs gewesen, das angeblich von ihren Verbündeten kontrolliert wurde, und war völlig unerwartet unter feindlichen Beschuss geraten. Die Kugeln schlugen in unmittelbarer Nähe der Vorderund Hinterreifen seines Jeeps ein und ließen Fontänen von Dreck und Schotter emporschießen. Als es ihm schließlich gelang, aus der Feuerzone zu entkommen, hatten mehr als zwanzig Kugeln ihn nur ganz knapp verfehlt. Er war von drei kleinen, aber schmerzhaft scharfen Schotterstücken getroffen worden, war vorübergehend taub von den donnerartigen Explosionen und musste einen Jeep unter Kontrolle halten, der mit vier platten Reifen auf den Radfelgen fuhr. Damals hatte er geglaubt, die höchste Stufe der Angst

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