Schwarzer Mond: Roman
des Einzelhandelskaufmanns an der UNLV besucht. Sobald die Rechnungen bezahlt sein würden, die Alan ihr hinterlassen hatte, wollte sie sich etwas Geld zusammensparen und dann ein eigenes Textilgeschäft eröffnen. Sie hatte einen detaillierten und realistischen Plan ausgearbeitet, und sie wusste, dass sie ihr Ziel erreichen würde.
Es war jammerschade, dass sie nie die Gelegenheit haben würde, Ginger Weiss zu danken, obwohl es nicht so sehr dieHandlungen der jungen Ärztin gewesen waren, die sie so nachhaltig beeinflusst hatten, sondern vielmehr ihre Person. Aber wie dem auch sein mochte - mit siebenundzwanzig waren Jorjas Zukunftsperspektiven wesentlich interessanter, als sie es sich früher hätte vorstellen können.
Sie bog von der Desert Inn Road in den Pawnee Drive ein, eine Straße mit gemütlichen Häusern. Vor Kara Persaghians Haus brachte sie das Auto zum Stehen und stieg aus. Die Tür flog auf, und Marcie rief glücklich »Mommy! Mommy!« und warf sich in ihre Arme. Nun endlich vergaß Jorja ihren Job, den aufdringlichen Texaner, ihren Streit mit dem Chef und den desolaten Zustand ihres Autos. Sie ging in die Hocke und drückte ihre Tochter fest an sich. Wenn nichts anderes sie aufzuheitern vermochte - Marcie brachte es unweigerlich zustande.
»Mommy«, fragte das Mädchen, »hast du einen schönen Tag gehabt?«
»Ja, Liebling. Du riechst nach Erdnussbutter.«
»Plätzchen! Tante Kara hat Erdnussbutterplätzchen gebacken! Ich hab' auch einen tollen Tag gehabt. Mommy, weißt du, warum Elefanten ... äh ... warum sie den ganzen weiten Weg von Afrika hierher gemacht haben?« Marcie kicherte. »Weil wir hier Orchester haben, und weil Elefanten so schrecklich gern tanzen!« Sie kicherte wieder. »Ist das nicht albern?«
Jorja war sich bewusst, dass Marcie ein hinreißendes Kind war.
Das Mädchen hatte die dunkelbraunen, fast schwarzen Haare und den dunklen Teint seiner Mutter geerbt, nicht aber deren braune Augen. Marcies Augen waren blau wie die ihres Vaters, was einen reizvollen Kontrast bildete.
Jetzt sah sie ihre Mutter mit großen Augen erwartungsvoll an. »He, weißt du überhaupt, was heute für ein Tag ist?«
»Na klar. Es ist fast Heiligabend.«
»Ja, sobald es dunkel wird. Tante Kara gibt uns Plätzchen mit nach Hause. Weißt du, Santa Claus hat den Nordpol schon verlassen, und er klettert schon Schornsteine runter, aber natürlich in anderen Teilen der Welt, wo es schon dunkel ist. Tante Kara sagt, weil ich das ganze Jahr über so ungezogen gewesen bin, bekomme ich nur eine Halskette aus Kohlen, aber sie will mich nur necken, nicht wahr, Mommy?«
»Aber ja«, bestätigte Jorja.
»O nein!« widersprach Kara Persaghian, die aus dem Haus getreten war, eine großmütterliche Frau in Hauskleid und Schürze. »Eine Halskette aus Kohlen ... und vielleicht noch dazu passende Kohlenohrringe.«
Marcie lachte fröhlich.
Kara war nicht ihre Tante, nur ihr Babysitter nach der Schule.
Marcie nannte sie aber von der zweiten Woche ihrer Bekanntschaft an >Tante Kara<, und die Frau freute sich sehr über die Zuneigung der Kleinen, die in diesem Ehrentitel zum Ausdruck kam. Kara brachte Marcies Mantel, ein großes Malbild von Santa Claus, an dem sie beide mehrere Tage gearbeitet hatten, sowie einen Teller Plätzchen, Jorja gab Bild und Mantel ihrer Tochter, bedankte sich herzlich für die Plätzchen und plauderte mit Kara ein wenig über Diäten, bis die ältere Frau plötzlich sagte: »Jorja, könnte ich Sie einen Augenblick unter vier Augen sprechen?«
»Selbstverständlich.«
Jorja schickte Marcie mit den Plätzchen zum Wagen, dann sah sie Kara fragend an. »Hat Marcie ... hat sie etwas angestellt?«
»Oh, nichts Schlimmes. Sie ist der reinste Engel. Könnte überhaupt nicht ungezogen sein, selbst wenn sie es versuchte.
Aber heute ... na ja, sie hat erzählt, dass sie sich zu Weihnachten am allermeisten diese >Kleine Frau Doktor »Zum erstenmal hat sie mich wegen eines Spielzeugs richtig gequält«, sagte Jorja. »Ich weiß nicht, warum sie so versessen darauf ist.«
»Sie redet jeden Tag davon. Bekommt sie es?«
Jorja vergewisserte sich, dass Marcie schon im Chevette saß und sie nicht hören konnte, dann sagte sie lächelnd: »Ja, Santa Claus hat es in seinem Sack.«
»Gut, sie wäre andernfalls todunglücklich gewesen. Aber heute ist etwas sehr Merkwürdiges passiert, und deshalb wollte ich Sie fragen, ob Marcie jemals ernsthaft krank gewesen ist.«
»Ernsthaft
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