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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Krankenhaus?«
    »Ich weiß es nicht genau. Manchmal ... manchmal erinnere ich mich besser daran, manchmal schlechter. Manchmal kann ich mich fast gar nicht daran erinnern und dann wieder sehr gut, und dann ... dann hab' ich Angst!«
    »Im Augenblick erinnerst du dich nicht besonders gut daran, stimmt's?«
    »Nein. Aber heute nachmittag hab' ich mich ganz genau erinnert ... und Angst gehabt.«
    Die Ampel schaltete auf Grün, und Jorja fuhr schweigend weiter und überlegte, wie sie am besten mit dieser Situation fertigwerden sollte. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was es mit dieser Geschichte auf sich hatte. Es war töricht anzunehmen, dass man sein Kind jemals völlig verstehen könnte. Marcie hatte schon immer die Gabe besessen, Jorja mit Handlungen, Feststellungen, Ideen, Überlegungen und Fragen zu verblüffen, bei denen man fast den Eindruck gewinnen konnte, sie wählte sie sorgsam aus einem Geheimbuch für merkwürdiges Benehmen aus, aus einem Buch, das alle Kinder kannten, nicht aber die Erwachsenen, aus einem auf der ganzen Welt verbreiteten Buch mit einem Titel von der Art: >Wie man Papa und Mama ständig aus der Fassung bringen kann<.
    Als hätte sie gerade wieder einen Blick in dieses Buch geworfen, fragte Marcie plötzlich: »Warum hatte Santa Claus nur verkrüppelte Kinder?«
    »Was?«
    »Na ja, du weißt doch, Santa und Mrs. Claus hatten einen Haufen Kinder, aber alle waren Elfen.«
    »Die Elfen sind nicht seine Kinder. Sie arbeiten für Santa Claus.«
    »Wirklich? Und wieviel bezahlt er ihnen?«
    »Nichts, Liebling.«
    »Wovon können sie sich denn dann Essen kaufen?«
    »Sie brauchen nichts zu kaufen. Santa gibt ihnen alles, was sie benötigen.«
    Dies war bestimmt das letzte Weihnachtsfest, an dem Marcie noch an Santa Claus glaubte; fast alle ihre Klassenkameraden zweifelten schon an ihm, und auch Marcie hatte in letzter Zeit bohrende Fragen gestellt. Jorja bedauerte es, dass die wundersame Anziehungskraft dieser Fantasiegestalt für ihre Tochter bald der Vergangenheit angehören würde.
    »Die Elfen gehören zu seiner Familie, Liebling, und sie arbeiten für ihn, weil es ihnen Freude macht.«
    »Sind die Elfen adoptiert? Und Santa Claus hat also überhaupt keine eigenen Kinder? Das ist aber traurig.«
    »Nein, denn er liebt all die Elfen.« O Gott, ich liebe dieses Kind, dachte Jorja. Danke, Gott! Ich danke Dir für dieses Kind, trotz allem, was ich mit Alan Rykoff durchmachen musste. Dunkle Wolken und Silberstreifen.
    Sie bog in die breite Auffahrt ein, die um die Las Huevos Apartments herumführte, und parkte den Chevette auf dem vierten überdachten Parkplatz.
    Las Huevos. >Die Eier<. Obwohl sie nun schon fünf Jahre hier wohnte, fragte sie sich immer noch, wie jemand einen Apartment-Komplex >Die Eier< nennen konnte.
    Das Auto stand kaum, als Marcie auch schon mit dem Poster von Santa Claus und mit dem Plätzchenteller den Weg zu ihrer Haustür entlangrannte. Das Mädchen hatte während der Fahrt geschickt das Thema gewechselt, um weiteren unangenehmen Fragen zu entgehen.
    Jorja überlegte, ob sie die Sache weiter verfolgen sollte. Es war Heiligabend, und sie wollte die Feiertage nicht verderben.
    Marcie war ein braves Kind, besser als die meisten anderen, und solche Geschichten wie die, dass Ärzte sie verletzt hätten, erfand sie sonst nie. Jorja hatte ihr klargemacht, dass man nicht lügen durfte, und Marcie hatte das eingesehen, und ihr plötzlicher Themawechsel war vermutlich auf ihr schlechtes Gewissen zurückzuführen. Sie würde sich bestimmt keine weiteren Geschichten dieser Art mehr ausdenken. Und es wäre herzlos, weiter auf dieser Sache herumzureiten und dem Kind dadurch das Weihnachtsfest zu verderben.
    Jorja war ziemlich sicher, dass sie darüber nichts mehr hören würde.

5. Laguna Beach, Kalifornien
    Im Laufe des Nachmittags hatte Dominick Corvaisis die mit Schreibmaschine getippten Sätze bestimmt hundertmal gelesen:
    Der Schlafwandler täte gut daran, die Ursache für sein Problem in der Vergangenheit zu suchen. Dort liegt das Geheimnis begraben.
    Abgesehen davon, dass der Brief nicht unterschrieben war und nirgends ein Absender stand, war auch der Poststempel auf dem weißen Umschlag so verschmiert, dass es unmöglich war festzustellen, ob er in Laguna Beach oder in irgendeiner anderen Stadt aufgegeben worden war.
    Nachdem er sein Frühstück bezahlt und >The Cottage< verlassen hatte, saß er in seinem Auto und las die beiden Sätze ein halbes dutzendmal. Das Freiexemplar

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