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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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wohnen.
    Als Polizist wird einem das Schummeln leichtgemacht. Man bekommt über die Polizeidatenzentrale Einblick in Dinge, über die selbst die reichsten und einflussreichsten Leute akkurate Informationen liefern müssen   – bei der Führerscheinprüfung zum Beispiel. Stephen George McAllister-Thames hatte die seine im Januar bestanden. Die eingetragene Adresse war Chesterfield Hill, Mayfair.
    Es handelte sich um das Musterbeispiel eines Regency-Stadthauses mit bossierter Quader-Fassade und schmiedeeisernem Gitterwerk, bei dessen Anblick jeder Immobilienmakler in Freudentränen ausgebrochen wäre. Es lag kaum fünfhundert Meter westlich des Trocadero Centre an einer dieser Straßen, die viel hübscher gewesen wären, wenn nicht jahrzehntelang so viel Geld hineingepumpt worden wäre, dass ihnen völlig der Charakter abhanden gekommen war.
    Die Tür wurde von einem schlaksigen jungen Mann gemischter Abstammung geöffnet, den ich von dem Foto auf dem Führerschein erkannte. Von seinem Vater hatte er ein Paar bedauerlicher Ohren und das geerbt, was meine Mum als »schöne glatte« Haare bezeichnet hätte, aber er besaß die Katzenaugen seiner Großmutter   – und noch etwas anderes.
    »Mum«, rief er in die Tiefen des Hauses hinein. »Da ist ’n Zauberer für dich.« Und nur für den Fall, dass ich noch nicht bemerkt haben sollte, dass er ein Teenager war, schlurfte er ohne ein weiteres Wort davon. Seine Mutter passierte ihn im Flur und stellte sich mit verschränkten Armen vor mich in den Türrahmen. Ungefähr zehn Sekunden lang ließ sie mich schmoren, dann fragte sie, was ich wolle.
    »Ich hatte mich gefragt, ob Sie mir möglicherweise bei meinen Ermittlungen helfen könnten«, sagte ich.
    Sie winkte mich in die Küche, die mit Eichenmobiliar und kühlen grünen Fliesen ausgestattet war, und bot mir Tee an. Ich lehnte vorsichtshalber ab. Sie selbst goss sich einen Weißwein ein.
    »Was sind das für Ermittlungen?«
    Ich bat sie, sich auf ihre Zeit im Studium in Oxford zurückzubesinnen.
    »Das ich mit doppelter Auszeichnung abgeschlossen habe«, sagte sie. »Worauf ich mir allerdings nicht viel einbilde. Es ist bei weitem weniger wichtig als die Tatsache, dass ich direkt unter den Bow Bells geboren bin.« Sie leerte ihr Glas und schenkte sich nach.
    »Als Sie in Oxford waren«, fragte ich, »ist Ihnen da jemals jemand aufgefallen, der Magie ausgeübt hätte, vielleicht auch heimlich?«
    »Hat das etwas mit diesem Zwischenfall im Trocadero Centre zu tun?«
    »Es hängt damit zusammen, ja«, sagte ich. »Und mit dem Angriff auf Ash.«
    »Nur aus Neugier«, sagte sie, »warum sollte ich Ihnen das erzählen?«
    »Also hatten Sie was Magisches bemerkt«, stellte ich fest.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil Sie meinen, Sie hätten etwas, was Sie mir vorenthalten könnten.«
    »Ich gebe zu, es ist ein wenig irrational, aber ich verspüre noch immer einen gewissen Drang, Sie zum Teufel zu jagen. Warum sollte ich Ihnen helfen?«
    »Weil ich verspreche, dass ich gleich wieder weg bin, wenn Sie mir sagen, was Sie wissen.«
    »Verlockender Gedanke.«
    »Und weil einiges darauf hindeutet, dass in London ein bösartiger Magier sein Unwesen treibt, und wir glauben, dass er zur selben Zeit wie Sie in Oxford gewesen sein könnte.« Ich sah sie an. »Vielleicht kennen Sie ihn sogar.«
    »Nein. Das hätte ich gerochen. Genau wie ich jetzt Sie rieche.«
    »Wonach rieche ich denn?«, fragte ich.
    »Ehrgeiz. Eitelkeit. Stolz.« Sie zuckte mit den Schultern. »Gebackene Kochbanane und Geißblatt. Fragen Sie mich nicht, warum.«
    »Wer war’s?«, bohrte ich. »Die Praktizierenden in Oxford. Ich weiß, dass Sie es wissen.«
    Eigentlich wollte sie nicht, mit der Sprache heraus, aberes macht ja keinen Spaß, wenn man sein Wissen mit niemandem teilen kann.
    »Es gab da einen Dining-Club. Wissen Sie, was das ist?«
    Soweit ich wusste, war es ein Vorwand für Studenten, sich zu treffen, um sich gemeinsam die Kante zu geben. Die Mitgliedschaft war mit unterschiedlichen Bedingungen und Kosten verbunden, je nach Exklusivität des Clubs. Ich glaubte nicht, dass Tyburn einem solchen Club angehört hatte, und hätte ich in Oxford studiert, ich weiß nicht, ob man mich in einen reingelassen hätte.
    Sie nannten sich die Little Crocodiles, erzählte sie mir. Es wurden ausschließlich Jungs aufgenommen, nicht nur aus dem Magdalen, aber die meisten kamen von dort. Der Club galt als ziemlich langweilig   – den Möchtegern-Aufsteigern war er zu

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