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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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wenig aristokratisch, und den Aristokraten machte er zu wenig Randale.
    »Nicht mein Fall«, sagte Tyburn. »Aber ich weiß noch, dass ich bei einer Party einmal in eine Gruppe Mitglieder hineingeriet und diesen gewissen Geruch aufschnappte.« Sie wedelte mit der Hand vor ihrer Nase herum. »Wie schon gesagt, Ehrgeiz, Schweiß, wie jemand, der zu hart arbeitet.«
    »Können Sie sich an die Namen erinnern?«
    Das konnte sie, schließlich machte das Wissen darum, wer wer war, einen großen Teil dessen aus, wer
sie
war. Sie konnte mir ein halbes Dutzend Leute nennen, die möglicherweise dazugehört hatten.
    »Und Sie sind sicher, dass in dem Club aktiv trainiert wurde?«
    »Das können Sie mir ruhig glauben. Ich war nahe genug dran, um es riechen zu können. Ich dachte, es hätte mit ProfessorPostmartin und Ihrem Chef zu tun; ich nahm an, sie wollten den Einfluss des Folly ausdehnen.« Sie schwenkte die Weinflasche und schüttete sich die Neige ins Glas.
    Ich entschied, dass jetzt der günstigste Moment wäre, um zu verschwinden, also dankte ich ihr, steckte mein Notizbuch ein und stand auf.
    »Fünfzig Jahre lang tun die gar nichts, und dann erscheinen plötzlich Sie«, sagte sie. »Wie kommt das?«
    »Wissen Sie, wie Sie für mich riechen, Ty?«, fragte ich. »Nach Brandy und Zigarren und Hanfseil.«
    »In Tyburn wurde Jonathan Wild gehängt«, sagte sie. »Und das, obwohl er sich für den größten Diebesfänger Großbritanniens hielt.«
    Ich gab keine Antwort, weil es mir jetzt wichtiger war, heil aus der Tür zu kommen.
     
    Beim Frühstück am nächsten Morgen erzählte ich Nightingale von dem Gespräch, und er bestand darauf, dass wir hinunter in den Keller zum Schießstand gingen und ein paar Zielscheiben in Fetzen ballerten. Um gerecht zu sein, ich glaube, er hatte schon länger vorgehabt, eine Trainingseinheit abzuhalten. Außerdem drückte er sich ein klein wenig gewählter aus.
    Nach einigen Monaten laienhafter Zielübungen meinerseits war unser Vorrat an Silhouetten aus dem Zweiten Weltkrieg aufgebraucht, daher hatte ich im Internet einen Posten Standardziele der NATO aus den sechziger Jahren besorgt. Fort waren die Stahlhelme und der rasende Hunne, ersetzt durch grimmig blickende Gestalten, die sorgfältig jeder nationalen oder ethnischen Identität entbehrten. Die NATO, so die unausgesprochene Botschaft,würde es unbesehen mit Pappkameraden jeglicher Couleur aufnehmen.
    Nightingale versenkte drei Feuerbälle in den Korpus der linken Zielscheibe. »Wie kamen Sie darauf, dass Ty es Ihnen erzählen würde?«
    »Sie konnte nicht anders«, sagte ich. »Oberste Regel von Klatsch und Tratsch: Es bringt nichts, etwas zu wissen, wenn kein anderer weiß, dass man es weiß. Außerdem glaube ich, sie hält uns für so unfähig, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir   … Mist bauen und sie zum Zuge kommt.«
    »Angesichts unserer bisherigen Erfolge«, meinte Nightingale, »ist das nicht unbedingt Hellseherei.«
    »Will sie wirklich ein Ministerium für Magie?«
    »Tief einatmen«, sagte Nightingale. »Und
auslösen

    Der Trick bei einem Feuerball ist, dass die Gestalt einem in Fleisch und Blut übergehen muss. So tief, dass man nicht darüber nachdenken muss, wie man sie aufruft. Ich ließ drei Feuerkugeln fliegen, denen ich mit den Augen folgen konnte, was nicht gut war, aber wenigstens traf ich das Ziel   – oder sagen wir mal,
eines
der Ziele. Ich vergaß auch, sie sofort auszulösen, was bedeutete, dass sie erst einen Moment lang dort klebten und vor sich hinzischten, bevor sie explodierten.
    »Haben Sie eigentlich überhaupt irgendwann mal geübt?«, fragte Nightingale.
    »Natürlich, Boss. Schauen Sie mal.« Ich warf eine Skin-Granate in Richtung der Zielscheiben. Sie traf eine davon genau ins Herz.
    »Im Zielen werden Sie schon besser«, sagte Nightingale. »Schade nur, dass das mit dem Auslösen   …«
    Die Granate detonierte und spaltete das Ziel in zwei Teile.
    »Und was war das, bitte?«, fragte Nightingale. Er war nicht immer damit einverstanden, wenn ich von den strengen Formeln abwich, die er für die Zauber vorsah. Was man sich heute falsch angewöhnt, kann einen morgen umbringen, so sein Motto.
    »Skin-Granate«, sagte ich. »Man benutzt
Scindere
, genau wie bei
Lux impello scindere
, nur dass man statt eines Lichts eine Bombe an einem Ort fixiert.«
    »Skin-Granate?«
    »Von
Scindere

    Nightingale schüttelte den Kopf.
    »Wie gestalten Sie das Timing?«, fragte er.
    »Ein bisschen

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