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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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Stolz zeigte Smith mir Fotos von der werten Frau Gemahlin samt Klein Penelope und Esmeralda und erklärte mir, warum Stangen das Werk des Teufels seien.
    »Die hat Beelzebub persönlich erfunden. Beim Strippen geht es bloß darum, sich im Takt der Musik die Klamotten vom Leib zu reißen. Das hat nichts mit echter Erotik zutun, die Kunden wollen die Muschi sehen, und sie will ihre Kohle. Rein, raus, aus die Maus. Nein danke.«
    Über seine Schulter hinweg konnte ich auf der kleinen Bühne des Clubs sehen, wie eine durchtrainierte weiße Frau zu dem
Baby’s Got Back
-Cover von Lounge Against The Machine ihre Hüften schwang. Sie trug ein Tanztrikot und ein ausgeleiertes rosa Sportoberteil, und ich muss zugeben, trotz nicht sichtbarer Muschi war ich fasziniert. Smith drehte sich um, um zu sehen, wo ich hinstarrte.
    »Es geht um Glamour. Und um die Kunst der Sinnlichkeit. Die Art von Show, zu der Sie Ihre Mutter mitnehmen könnten.«
    Meine nicht, dachte ich. Die hat’s nicht so mit dem ironischen Postmodernismus.
    Ich zeigte Smith das Foto von Henry Bellrush, das ich von dessen Frau bekommen hatte. »Das ist Henry«, sagte Smith. »Ist ihm was passiert?«
    »War er Stammkunde hier?«, fragte ich, um uns weiterzubringen.
    »Künstler«, sagte Smith. »Musiker. Ganz wunderbarer Kornettspieler. Macht diese Nummer mit diesem reizenden Mädchen namens Peggy. Sehr gediegen, nur er mit dem Kornett und sie, wie sie sich zu seiner Musik bewegt. Sie kann das Publikum völlig in ihren Bann ziehen, indem sie sich nur den Handschuh auszieht. Wenn sie dann ohne Oberteil dasteht, kommt ein großes Seufzen, weil die Zuschauer wissen, dass es jetzt fast vorbei ist.«
    »Und ihre Beziehung war rein geschäftlich?«, fragte ich.
    »Sie verwenden so beharrlich die Vergangenheitsform. Es
ist
etwas passiert, nicht?«
    Ich erklärte, Henry Bellrush sei tot und ich führte eine Routineuntersuchung durch.
    »Oh, wie traurig«, sagte Smith. »Ich hatte mich schon gewundert, warum die beiden schon länger nicht mehr aufgetaucht waren. Um Ihre Frage zu beantworten, die beiden waren ein reines Bühnenteam. Ihm machte es Spaß, zu spielen, und ihr machte es Spaß, zu tanzen. Ich glaube, weiter ging es nicht.«
    Es machte ihm anscheinend auch Spaß, ihr die Kostüme zu kaufen, oder vielleicht sah er darin eine Investition. Ich war mir nicht sicher, ob ich das seiner Frau erzählen sollte oder lieber nicht.
    Ich fragte, ob es von der mysteriösen Peggy vielleicht Werbefotos gebe. Er meinte, ja, hatte aber keine im Club.
    Auf meine Frage nach ihrem letzten Auftritt nannte er mir ein Datum Anfang des Monats, einen Tag bevor Bellrush gestorben war. »War das hier?«, fragte ich. Vierzehn Tage waren für die flüchtigen
Vestigia
eine lange Zeit, aber einen Versuch wäre es wert.
    »Nein«, sagte Smith. »Viel gediegener als hier   – es war Teil unseres Sommer-Burlesque-Festivals im Café de Paris. Wir machen das jedes Jahr, um dem Publikum die Burlesque näherzubringen.«
     
    Als ich aus dem Club trat, musste ich in der Nachmittagssonne blinzeln, und ehe ich mich wieder orientiert hatte, wurde ich von Simone Fitzwilliam gestellt.
    »Constable«, sagte sie fröhlich und hängte sich bei mir ein. »Was bringt Sie schon wieder in mein Viertel?« Ihr Arm war weich und warm, und sie roch nach Geißblatt und Karamell.
    Ich erzählte ihr, dass ich noch immer wegen einiger verdächtiger Todesfälle ermittelte.
    »Einschließlich des armen Cyrus?«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Nun, ich bin fest entschlossen, das hinter mir zu lassen«, sagte sie. »Cyrus hätte nicht gewollt, dass ich Trübsal blase. Sein Credo war, lebe für den Augenblick und mach doppelte Buchführung. Aber andererseits, wenn wir alle gleich wären, wo wäre dann der Spaß? Also, wohin führt uns unsere Detektivarbeit als Nächstes?«
    »Ich muss ins Café de Paris.«
    »Oh! Da war ich schon so lange nicht mehr. Sie müssen mich mitnehmen, ich könnte Ihre beherzte Assistentin sein.«
    Wie konnte ich da nein sagen.
    Ich schwindelte mich ins Café de Paris hinein, indem ich behauptete, ich mache eine Stichprüfung für das Ordnungsamt und wäre in fünf Minuten wieder draußen. Entweder kaufte der Tagesmanager mir das ab, oder er wurde nicht gut genug bezahlt, um sich Gedanken über meine Story zu machen.
    Drinnen war alles voll Blattgold, rotem Samt und königsblauen Vorhängen. Der Hauptraum war oval, hatte am einen Ende eine geschwungene Treppe und am anderen eine kleine Bühne. Die Treppe

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