Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)
wiegenden Hüften lotsten mich auch die vierte und letzte Treppe hinauf, und unvermittelt standen wir auf dem Dach. Ich bekam noch einen vagen Eindruck von einem eisernen Geländer, buschigen grünen Topfpflanzen und einem Stehtisch neben einem zusammengefalteten blau-weißen Sonnenschirm, dann küssten wir uns, und ihre Hände glitten über meine Jeans und zogen mich vorwärts. Und wir sanken auf eine Matratze nieder.
Seien wir ehrlich, es ist unmöglich, sich halbwegs würdevoll aus einer engen Jeans zu schälen, vor allem, wenn eine schöne Frau einen Arm um deine Taille und eine Hand in deinen Boxershorts hat. Es endet immer damit,dass man wild strampelnd versucht, sich das verdammte Ding über die Knöchel zu streifen. Aber als wahrer Gentleman half ich ihr mit ihren Leggings – unsere restliche Kleidung musste warten, denn Simone stand der Sinn nicht nach einem langen Vorspiel. Sie zog mich zwischen ihre Schenkel, und kaum war ich in der gewünschten Position, auch schon ganz hinein. Es dauerte lange, irgendwann hob ich den Blick und sah, wie sie sich aufbäumte, über ihrer Schulter der abnehmende Mond, ihre Hüften in wilder Bewegung zwischen meinen Händen. Sie warf den Kopf zurück und schrie auf, und wir kamen beide genau gleichzeitig.
Sie ließ sich auf mich fallen, verschwitzt und fiebrig, und vergrub ihr Gesicht an meiner Schulter.
»Ich werd nicht mehr«, murmelte ich.
»Was? Da hätte ich dich aber ganz anders eingeschätzt.« Und sofort war ich wieder einsatzbereit, denn nichts bringt einen Mann mehr auf Touren als ein bisschen Schmeichelei. Ja, es ist wahr, was Sex angeht, sind wir wirklich so oberflächlich. Es war kalt, und ich zitterte, während ich sie auf den Rücken rollte. Sie breitete die Arme weit aus, aber ich ignorierte sie und ließ meine Lippen langsam bis hinunter zu ihrem Bauchnabel wandern. Ihre Hände umfassten meinen Kopf, wollten mich tiefer drücken, aber ich ließ mir Zeit. Schließlich kam ich an mein anvisiertes Ziel und blieb dort, bis ihre Beine sich gen Himmel reckten. Dann rutschte ich zurück nach oben und stellte mich zum zweiten Mal formell vor. Simone verhakte die Füße hinter meinem Rücken, und in der folgenden ausgedehnten Sequenz war zusammenhängendes Denken etwas, das nur anderen Leuten passierte.
Als wir uns voneinander gelöst hatten, lagen wir ein Weilchen nur da, dampfend in der Nachtluft. Simone küsste mich lange, hungrig, mit weit offenem Mund. Dann stemmte sie sich hoch.
»Bin gleich wieder da«, sagte sie und verschwand durch die Tür.
Im Licht des Mondes und der Straßenlampen konnte ich sehen, dass das Dach zu einem Dachgarten umfunktioniert worden war, professionelle Arbeit, mit soliden Bodenfliesen und einem stabilen taillenhohen Geländer. In jeder der vier Ecken stand ein großer Holzbottich mit etwas, das aussah wie ein hoher Busch oder kleiner Baum. Die Matratze, auf der ich lag, war in Wirklichkeit eine gepolsterte Camping-Sitzmatte mit wasserfester PV C-Beschichtung . Unter meiner nackten Haut kühlte sie rasant ab. Ich auch.
Von der Straße tönte Rufen und Lachen herauf, der Partylärm eines typischen Abends in Soho. Mir wurde plötzlich überdeutlich bewusst, dass ich splitterfasernackt oben auf einem Dach mitten in London lag. Ich konnte nur hoffen, dass heute Nacht niemand die Jungs von der Luftunterstützung auf den Plan rief, sonst landete ich noch auf YouTube als der nackte Knallkopp auf dem Dach ROFL.
Ich überlegte schon ernsthaft, nach meinen Kleidern zu suchen, da kam Simone zurück. Sie hatte eine warme Decke und einen altmodischen Picknickkorb mit dem aufgedruckten Logo F&M dabei. Ihn stellte sie neben der Matratze ab, sich und die Decke wickelte sie um mich.
»Du bist ja eiskalt.«
»Du hast mich auf dem Dach allein gelassen«, klagte ich. »Ich wäre fast erfroren. Bald wäre noch die Luftrettung angerückt und so.«
Sie wärmte mich ein bisschen auf, dann inspizierten wir den Picknickkorb. Es war wirklich ein Fortnum & Mason-Picknickset mit einer Edelstahlthermosflasche voll heißer Schokolade, einer Flasche Hine-Cognac und einem ganzen Battenbergkuchen in Butterbrotpapier. Kein Wunder, dass sie so lange gebraucht hatte.
»Hattest du das einfach zufällig da?«, fragte ich.
»Ich bin gern auf alles vorbereitet.«
»Wusstest du, dass Casanova hier in der Gegend gewohnt hat, als er in London war? Wenn er zu einem Rendezvous ging, nahm er immer einen kleinen Koffer mit Eiern, Tellern und einem Spirituskocher
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