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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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Krankenhaus«, sagte Martha. »Ich mach das Haus sauber.«
    Sie brauchte nicht mehr zu sagen. Über die Jahre waren genügend Londoner Angehörige meiner Mutter gestorben, dass ich die Prozedur kannte. Sobald sich die Nachricht vom Tode Michael Adjayis herumsprach, würden die Verwandten anrollen, und wenn das Haus nicht blitzblank war, sobald die ersten anrückten, dann hatte Martha nichts zu lachen.
    »War er der älteste Sohn?«, fragte ich.
    »Der einzige«, erwiderte sie bitter. »Ich habe noch zwei Schwestern. Sie sind schon ausgezogen.«
    Ich nickte. Der geliebte Sohn, immer den Mädchen vorgezogen, die zwar arbeiteten, aber der Sohn war der Stammhalter. »Wie lange spielte er schon Jazz?«
    »Mickey? Schon immer.«
    »Was glauben Sie   – war er gut?«
    »Er war großartig.«
    Ich fragte, was ihre Eltern davon gehalten hatten, dass er Musiker werden wollte. Sie sagte, Mickey hätte alles gut geplant. »Er hatte einen Studienplatz für Jura am Queen Mary’s College. Dadurch hätte er mindestens zwei Jahre Zeit gehabt, um berühmt zu werden.«
    Und sobald er berühmt gewesen wäre, hätte es Mutter und Vater nicht mehr gestört   – vorausgesetzt, er verdiente auch ordentlich damit. Martha hatte den Plan offenbar realistisch gefunden. Ich fragte nach Mickeys Liebesleben. Anscheinend war auch das kein Problem gewesen   – wenigstens kein so großes, wie es hätte sein können.
    »Weißes Mädchen?«
    »Ja. Aber Cherie ist wirklich nett und ganz klar aus der Oberschicht, das hat den Schlag für Mum und Dad abgemildert.«
    Die Adresse der Freundin kannte Martha nicht, aber sie versprach, ihre Eltern danach zu fragen, wenn die wiederkamen. Ihr fiel niemand ein, der es auf Mickey abgesehen haben könnte, und auch sonst nichts Verdächtiges. »Er ging einfach am Nachmittag weg«, sagte sie. »Und dann war er tot.«
     
    Auf dem Rückweg von Cheam rief mich Ms. Ghosh an, um mir von einer neuen Welle anglo-indischem Jazz zu erzählen, die momentan aus Mumbai herüberschwappte. Ich ließ sie reden   – besser als das Radio war es allemal.
    »Also«, sagte sie schließlich. »Einen Fall habe ich. Ein Mitglied namens Henry Bellrush, starb ganz plötzlich nach einem Auftritt. Er ist mir deshalb in Erinnerung geblieben, weil ich ihn ein paarmal getroffen habe und er immer so fit und gesund wirkte. Hat den London Marathon mitgemacht und so weiter.«
    Sie gab mir die Adresse. Es war in Wimbledon. Da ich noch südlich der Themse war, fuhr ich gleich hin. Außerdem wusste ich genau, dass sich zu Hause früher oder später diese Rettungswagenentführungsgeschichte über mir entladen würde. Von mir aus konnte das ruhig noch eine Weile warten.
     
    »Ich bin nicht sicher«, sagte Mrs.   Bellrush, während sie mir eine Tasse Tee reichte, »ob ich so recht verstehe, was Sie von mir wollen.«
    Ich nahm Tasse und Untertasse entgegen   – das gute Gästeservice, wie ich bemerkte   – und balancierte sie auf dem Oberschenkel, weil ich mich nicht traute, sie auf den makellosen Mahagoni-Couchtisch zu stellen, und sie auf der kippeligen Armlehne des Sofas abzusetzen, kam schon gar nicht in Frage.
    »Wir schauen uns von Zeit zu Zeit unerwartete Todesfälle genauer an«, sagte ich vage.
    »Wozu denn nur?« Mit akkurat nach links übereinandergeschlagenen Beinen ließ sie sich mir gegenüber nieder. Anita Bellrush, die Witwe des verstorbenen Henry »Lips« Bellrush, war Mitte fünfzig, trug eine malvenfarbene Hose und eine frischgebügelte weiße Bluse, hatte sandblondes Haar und schmale blaue Augen. Sie lebte in einem Einfamilienhaus mit Erker aus den dreißiger Jahren, wie man sie in allen britischen Vorstädten findet. In diesem Fall in Wimbledon. Drinnen herrschte eine hohe Dichte an solidem Eichenmobiliar, überlagert von einer Schicht Zierdeckchen, geblümten Sesselpolstern und Dresdner Porzellan. Alles kitschig, aber nicht dieser Katzenmami-Kitsch, den ich gewohnt war. Vielleicht war es Mrs.   Bellrushs Benehmen oder ihre stahlblauen Augen, aber ich bekam den deutlichen Eindruck, dass das hier aggressiver Kitsch war, Krieger-Kitsch, die Art Kitsch, der ausgezogen war, ein Kolonialreich zu erobern, und sich dabei stets zum Dinner umgekleidet hatte. Jedes selbst zusammenzuschraubende Ikea-Möbel, das es wagen sollte, sich hier blicken zu lassen, würde sofort zu Kleinholz verarbeitet.
    »Wegen Harold Shipman«, sagte ich. »Sie erinnern sich?«
    »Der Arzt, der seine Patienten tötete. Ah, verstehe. Sieüberprüfen

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