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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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mit.« Ich schmiegte die Hand um ihre warme, runde Brust. »So konnte er immer Spiegeleier zum Frühstück essen, egal wo er landete.« Ich küsste sie   – sie schmeckte nach Schokolade.
    »Ich wusste gar nicht, dass Casanova Pfadfinder war«, sagte sie.
    Dann saßen wir in die Decke gewickelt da und sahen zu, wie der Mond hinter den Dächern von Soho versank, aßen Battenbergkuchen und lauschten den auf- und abschwellenden Polizeisirenen in der Charing Cross Road und Oxford Street. Als wir uns genügend erholt hatten, hatten wir wieder wilden Sex, bis die paar Vögel, die es hier in Soho gibt, die erste Morgendämmerung begrüßten.
    Ich denke mal, das hätte dem alten Giacomo bestimmt gefallen.

 
    Sir Robert Mark war von 1972 bis 1977   Commissioner der Metropolitan Police und ist für zwei Dinge bekannt   – erstens für die Goodyear-Reifenwerbung, in der er sagt: »Ich glaube, das ist ein entscheidender Beitrag zur Sicherheit unserer Straßen«, und zweitens für die »Operation Countryman«, eine Ermittlung gegen Korruption in den eigenen Reihen. In jenen Zeiten, die in der
Daily Mail
immer die »guten alten« heißen, konnte ein gewissenhafter Bobby sein Einkommen verdreifachen, indem er im richtigen Augenblick die Hand aufhielt, und jeder bewaffnete Gangster konnte durch eine bescheidene Investition seiner Verhaftung entgehen. Fairerweise muss man sagen, dass nach Möglichkeit trotzdem für jedes Verbrechen irgendjemand hopsgenommen wurde, damit jeder sehen konnte, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wurde, und das ist ja die Hauptsache. Commissioner Mark, der das etwas enger sah, setzte die gewaltigste Antikorruptionskampagne in Bewegung, die die Met je gesehen hatte. Noch heute benutzen ihn die Polizei-Opas als Schreckgestalt für unartige kleine Babypolizisten. Benimm dich, sonst kommt der große böse Sir Robert Mark und schmeißt dich raus. Wahrscheinlich aus diesem Grund hatte der jetzige Commissionerim Vorzimmer zu seinem Büro ein Porträt von Mark strategisch direkt gegenüber der Reihe unbequemer grüner Kunstledersessel platziert, auf denen Nightingale und ich warten mussten.
    Wenn man ein simpler Constable ist, bedeutet es nie etwas Gutes, dem großen Mann unter die Augen treten zu müssen. Das letzte Mal, als ich da war, machte er mich zum Zauberlehrling. Diesmal ahnte ich, dass es eher auf Schnecke hinauslaufen würde. Nightingale neben mir schien recht gelassen. Er las den
Telegraph
und trug einen leichten hellbraunen Anzug von Davies & Son, der entweder brandneu oder (wahrscheinlicher) gerade wieder in Mode gekommen war. Ich trug meine Uniform, weil im Angesicht der Autoritäten die Uniform immer dein Freund ist, insbesondere da Molly sie so messerscharf bügelt, dass man meinen könnte, sie betrachte eine Bügelfalte als handliche Angriffswaffe.
    Eine Sekretärin öffnete uns die Tür. »Der Commissioner hat jetzt Zeit für Sie.« Wir standen auf und marschierten nach drinnen, um der Sache ins Auge zu sehen.
    Das Büro des Commissioners ist nicht sonderlich beeindruckend. Der Teppich ist zwar nicht unterste Preisklasse, aber das dumpfgraue Betonskelett des New-Scotland-Yard-Gebäudes aus den sechziger Jahren lässt sich durch keine Holztäfelung überschminken. Allerdings hat die Metropolitan Police über fünfzigtausend Mitarbeiter und ein Budget von viereinhalb Milliarden Pfund und ist zuständig für alles von asozialem Verhalten in Kingston bis hin zu Antiterrormaßnahmen in Whitehall, da kommt es nun wirklich nicht so darauf an, wie schick das Büro des Commissioners ist.
    Der Commissioner saß an seinem Schreibtisch. Er trug seine Uniformmütze, und da wusste ich, dass wir wirklich tief in der Scheiße steckten. Als wir vor dem Tisch stehen blieben, zuckte Nightingales Hand wahrhaftig ein bisschen, als wollte er salutieren. Der Commissioner blieb sitzen. Er reichte uns weder die Hand noch bat er uns, Platz zu nehmen.
    »Chief Inspector Nightingale«, sagte er. »Ich nehme an, Sie hatten schon Gelegenheit, sich mit den Berichten über die Ereignisse am Montagabend auseinanderzusetzen.«
    »Ja, Sir.«
    »Ihnen ist bekannt, welche Anschuldigungen von einigen Mitgliedern des Londoner Rettungsdienstes und im vorläufigen Bericht des DPS erhoben werden?«
    »Ja, Sir«, sagte Nightingale.
    Ich zuckte zusammen. Das DPS ist das Direktorat für Aufrechterhaltung der professionellen Standards   – Ungeheuer in Menschengestalt, die unter uns wandeln, um das Fußvolk in Furcht und

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