Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)
das sowieso kein Wetter für eine Haustürbefragung war und ich alles wieder wettmachen würde, indem ich mich der langweiligen Dateneingabe widmete, sobald ich zurück im Folly war. Nachdem mein Zeitplan solchermaßen zufriedenstellend modifiziert war, rollte ich Simone auf den Rücken und machte mich daran, zu sehen, wie sehr ich sie erregen konnte, ohne die Hände zu Hilfe zu nehmen. Als meine Lippen ihre Brustwarze berührten, seufzte sie leicht, was ganz und gar nicht der beabsichtigte Effekt war, und strich mir sanft über den Kopf.
»Komm her.« Sie zog mich an den Schultern höher, zwischen ihre Beine. Als sie mich zu ihrer Zufriedenheit arrangiert hatte, hielt sie mich mit glücklichem Gesichtsausdruck einfach fest.
Meine Hüften zuckten.
»Warte«, sagte sie.
»Ich kann nichts dafür«, verteidigte ich mich.
»Wenn du dich noch einen Moment zurückhalten könntest, würde ich dafür sorgen, dass die Mühe sich lohnt.«
Wir blieben also einfach liegen. Plötzlich spürte ich ein seltsames Vibrieren in Brust und Bauch und erkannte, dass das Simone war, die tief in ihrem Zwerchfell, oder was auch immer man zum Singen braucht, vor sich hin summte. So ganz erkannte ich die Melodie nicht, aber sie weckte Assoziationen an verrauchte Bars und Frauen in Jacken mit Schulterpolstern und mit Pillbox-Hütchen.
»Ich hab mich noch mit niemandem so gefühlt wie mit dir«, sagte sie.
»Ich dachte, ich wäre der Erste.«
»Hypothetisch. Wenn es andere gegeben hätte, hätte ich mich mit keinem so gefühlt wie mit dir.«
Ich zuckte wieder, und diesmal nahmen ihre Hüften die Bewegung auf.
Danach dösten wir wieder, verschwitzt und zufrieden und eng umschlungen. Ich hätte mich nie wieder weggerührt, hätte nicht meine Blase mich aus dem Bett getrieben – und das schuldbewusste Gefühl, dass ich noch einige Dinge zu erledigen hatte. Wichtige Dinge.
Simone streckte sich nackt und einladend auf dem Bett aus und sah unter verführerisch gesenkten Lidern hervor zu, wie ich mich anzog.
»Komm zurück ins Bett.« Sie ließ die Finger träge um die eine Brustwarze kreisen, dann um die andere.
»Ich fürchte, der mächtige Arm der Justiz, den man die Metropolitan Police nennt, schläft nie.«
»Ich will doch nicht, dass der mächtige Arm der Justiz schläft. Im Gegenteil, ich will, dass er in meinem Fallgründliche Arbeit leistet. Ich bin ein böses Mädchen und muss dringend zur Verantwortung gezogen werden.«
»Sorry«, sagte ich.
»Nimm mich wenigstens zum Konzert deines Vaters mit.«
Ich hatte ihr von dem geplanten Auftritt meines Dad erzählt, aber nicht, dass er mit Cyrus Wilkinsons ehemaliger Band spielte.
»Ich will deine Mum und deinen Dad und deine Freunde kennenlernen«, sagte sie. »Ich werde auch ganz brav sein.«
Ich kniete mich vor das Bett und küsste sie. Sie hielt meine Arme fest, und ich dachte: Was soll’s – früher oder später kriegen sie’s sowieso mit. Also sagte ich, sie könne kommen.
Sie warf sich wieder zurück in die Kissen. »Na also, mehr wollte ich doch gar nicht.« Königlich winkte sie mit der Hand. »Gehen Sie an Ihre Arbeit, Constable, ich werde mich hier nach Ihnen verzehren, bis wir uns wiedersehen.«
Der Regen war zu einem leichten Nieseln geworden, das für einen Londoner kaum als Regen zählt. Trotzdem gönnte ich mir ein Taxi und ließ mich zurück zum Folly fahren, wo Molly zum Abendessen Rindfleisch-Nieren-Pudding mit Bratkartoffeln, Erbsen und Karotten servierte.
»Das macht sie immer, wenn ich krank bin«, sagte Nightingale. »Morgen zum Frühstück wird es Black Pudding geben. Gegen die Blutarmut.«
Wir aßen im sogenannten Privaten Speisezimmer, das im ersten Stock neben der Englischen Bibliothek lag. Dengroßen Speisesaal benutzten wir nie, weil er sechzig Plätze hatte und wir befürchteten, Molly könnte auf die Idee kommen, alle Tische zu decken. Dennoch hatten wir uns zum Abendessen umgezogen – wir hatten beide unsere Prinzipien, und zumindest einer von uns hatte einen schweißtreibenden Nachmittag hinter sich.
Aus Erfahrung wusste ich, dass man sich nicht auf Mollys Rindfleisch-Nieren-Pudding stürzen durfte, bevor nicht etwas Dampf entwichen und das Innere wenigstens so weit abgekühlt war, dass man es nicht mehr als Brennofen verwenden konnte.
Nightingale nahm zwei Pillen mit einem Schluck Wasser ein und fragte, was der Fall machte.
»Welcher?«
»Zuerst die Jazzmusiker.«
Ich informierte ihn über die Bombardierung des Café de
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