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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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und auf beide Wangen geküsst.
    »Was gibt’s für ’n Scheißproblem?«
    Oder vielleicht doch nicht.
    »Ich möchte nur kurz mit Alexander reden.«
    »Ist beschäftigt«, sagte Stiernacken.
    Für eine solche Situation gibt es mehrere polizeiliche Optionen. In meiner Ausbildung in Hendon hatte man höfliche Beharrlichkeit empfohlen (»Ich fürchte, ich muss Sie bitten, zur Seite zu treten, Sir«), meine Straßenerfahrung hingegen riet mir, das mobile Einsatzkommando zu rufen und es ihnen zu überlassen, sich mit dem Problem herumzuschlagen, notfalls mit einem Taser. Und zusätzlichzeterten in meinem Kopf Generationen von Cockney-Raubeinen aus meines Vaters Ahnenreihe herum, dass der Kerl sich verdammt viel herausnahm und dringend eine Abreibung brauchte.
    »Passen Sie auf, ich bin von der Polizei«, sagte ich. »Und wir können das   … Sie wissen schon   … jetzt durchziehen, aber dann wird man Sie verhaften und so weiter und so fort, dabei will ich nur ein Wort mit ihm reden   … also, was soll das Ganze   – hm?«
    Stiernacken dachte kurz über meine Argumente nach. Dann grunzte er und ließ mich durch. So bereinigen echte Männer ihre Differenzen. Durch vernünftige Diskussion und kühles Analysieren. Als ich an der Bürotür war, furzte er, sicher als Zeichen des Respekts.
    Alexander Smiths Büro war erstaunlich ordentlich. Zwei Bausatz-Schreibtische, an zwei Wänden Hängeregale voller Zeitschriften, Bücher, Papiere, überquellender Karteikästen und DVDs. Vor den Fenstern hingen staubige beige Jalousien, von denen sich eine offenbar irgendwann um die Jahrtausendwende auf halbem Wege verklemmt hatte und seither nicht mehr angefasst worden war. Smith hatte an einem PowerBook gearbeitet, klappte es aber ostentativ zu, als ich eintrat. Im zitronengelben Blazer mit blutroter Krawatte hatte er immer noch etwas Dandyhaftes, aber außerhalb des Clubs wirkte er kleiner und gemeiner.
    Ich ließ mich in seinen Besucherstuhl fallen. »Hallo, Alexander. Wie läuft’s?«
    »Constable Grant«, sagte er, und mir fiel auf, dass eines seiner Beine unkontrolliert zu zittern begonnen hatte. Er bemerkte, dass ich es bemerkt hatte, und legte eine Hand aufs Knie. »Womit kann ich dienen?«
    Eindeutig nervös. Obwohl es höchstwahrscheinlich nichts mit meinem Fall zu tun hatte, schadete es nie, sich zusätzliche Druckmittel zunutze zu machen.
    »Haben Sie etwas Dringendes zu tun?«
    »Nur das Übliche.«
    Ich fragte ihn, ob mit seinen Mädchen alles in Ordnung sei, und er entspannte sich sichtlich. Also war nicht das der Grund für seine Nervosität. Mist. Jetzt wusste er, dass ich keine Ahnung hatte.
    Zum Beweis bot er mir eine Tasse Instantkaffee an. Ich lehnte ab.
    »Erwarten Sie jemanden?«, fragte ich.
    »Hä?«
    »Was ist mit dem Gorilla vor der Tür?«
    »Oh«, sagte Smith. »Das ist Tony. Ich habe ihn von meinem Bruder geerbt. Also, ich meine, ich konnte ihn nicht loswerden. Gehört sozusagen zum Familieninventar.«
    »Ist der nicht ziemlich teuer in der Haltung?«
    »Die Mädchen haben ihn gern um sich. Kann ich etwas Bestimmtes für Sie tun?«
    Ich zog einen meiner Abzüge heraus. »Ist das Peggy?«
    »Ich würde sagen, ja«, sagte er. »Wieso?«
    »Haben Sie sie in der letzten Zeit mal gesehen?«
    »Seit dem Auftritt im Café de Paris nicht mehr. Aber der war einfach spektakulär. Habe ich Ihnen das schon gesagt? Scheiße, war der spektakulär.«
    In verschiedener Hinsicht, dachte ich, aber ich hatte nicht vor, ihm das zu erzählen.
    »Haben Sie ihre Adresse?«
    »Nein. Die Bezahlung gibt’s in diesem Geschäft meist bar auf die Hand. Was der Fiskus nicht weiß   …«
    »Von so was hab ich keine Ahnung. Bei mir geht immer die Lohnsteuer ab.«
    »Das könnte sich ja durchaus ändern«, sagte Smith. »Haben Sie noch ein weiteres Anliegen? Unsereins wird nämlich nicht stundenweise bezahlt.«
    »Sie sind schon eine Weile dabei, nicht?«
    »Das sind wir alle. Manche länger als andere.«
    »War sie damals schon da?«
    »Wer?«
    »Peggy. Hat sie schon in den Neunzigern getanzt?«
    »Ich habe gewöhnlich kein so gutes Gefühl dabei, wenn sie noch im Kindergartenalter sind.«
    »Wie ist es mit den Achtzigern?«
    »Jetzt verarschen Sie mich«, sagte er   – aber ein winziges Zögern war dabei.
    »Dann vielleicht nicht sie«, sagte ich. »Vielleicht ihre Mutter   – sah ganz ähnlich aus?«
    »Tut mir leid, ich war den größten Teil der Siebziger und Achtziger im Ausland. Also, es gab da so ’n Püppchen mit

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