Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
Vom Netzwerk:
Interesse lag.
    »Aber er hat Angst«, sagte Stephanopoulos. »Er hat keinen Anwalt verlangt und nicht mal, dass er telefonieren darf   – sieht aus, als
wollte
er eingebuchtet werden.«
    »Warum hat er nicht einfach um Polizeischutz gebeten?«
    »Solche Typen bitten nicht um Schutz. Sie reden überhaupt nicht mit der Polizei, außer sie wollen uns kaufen. Aber vor irgendwas hat er Angst, und wir müssen herausfinden, wovor. Und dann stecken wir das Messer in die Wunde und bohren so lange darin herum, bis wir ihn knacken wie eine Muschel.«
    »Keine Auster?«
    »Und Sie tun immer nur, was ich Ihnen vorgebe.«
    »Und wenn es in Richtung meines Spezialgebiets geht?«
    Stephanopoulos schnaubte. »In dem unwahrscheinlichen Fall, dass wir in Ihr Bermudadreieck abdriften, dürfen Sie die nötigen Fragen stellen. Aber schalten Sie Ihren Verstand ein und seien Sie vorsichtig. Ich finde es absolut unprofessionell, Leuten unterm Tisch ans Schienbein treten zu müssen.«
    Wir tranken unseren scheußlichen Kaffee aus und hatten eine kurze Debatte über den Umfang der Papiere. Es ist nicht unüblich, dass Polizeibeamte eine etwas aufgeplusterte Akte in eine Vernehmung mitnehmen, damit der Anschein entsteht, sie wüssten sowieso schon alles, also könnte man zur Zeitersparnis auch gleich sagen, was man selber weiß. Aber Stephanopoulos hatte den Verdacht, dass ein alter Hase wie Smith darauf nicht reinfallen würde. Außerdem wollten wir den Eindruck vermitteln, dass er uns gar nicht so besonders interessierte.
    »
Er
will was von
uns
«, sagte Stephanopoulos. »Er will zum Aufgeben überredet werden. Je überzeugter er ist, dass es uns egal ist, desto bereitwilliger wird er reden.«
    Smith hatte einen leuchtend blauen Blazer an, aber der Kragen des farblich genau passenden Hemdes stand offen, und sein Gesicht war grau und unrasiert. Wir machten ein großes Trara darum, die Kassetten ins Aufnahmegerät einzulegen, uns vorzustellen und ihn über seine Rechte zu informieren.
    »Sie stehen nicht unter Arrest und können diese Vernehmung jederzeit abbrechen.«
    »Ach, wirklich?«, sagte Smith.
    »Sie dürfen auch einen Rechtsanwalt oder eine andere Vertrauensperson Ihrer Wahl hinzuziehen.«
    »Ja, ja. Können wir einfach weitermachen?«
    »Sie wollen also keinen Anwalt?«, fragte ich.
    »Nein, ich scheiß auf euren Anwalt.«
    »Sie scheinen es eilig zu haben. Haben Sie etwas Dringendes zu erledigen?«, fragte Stephanopoulos. »Wartet vielleicht jemand auf Sie?«
    »Was wollen Sie?«, fragte Smith.
    »Die Sache ist die, wir möchten gern klären, inwieweit Sie an einer Anzahl von Straftaten beteiligt waren.«
    »Was für Straftaten? Ich war ein anständiger Geschäftsmann, damals wie heute, ich besaß einen Club, das ist alles.«
    »Wann damals?«, fragte ich.
    »Damals, früher«, sagte er. »Immer! Also, ich war nur ein anständiger Geschäftsmann.«
    »Leider, Smithy«, sagte Stephanopoulos, »glaube ich nicht an anständige Geschäftsleute. Ich bin nicht erst seit gestern bei der Polizei. Und der Constable hier hält Sie auch nicht für anständig. Zufällig ist er nämlich aktives Mitglied der Revolutionären Arbeiterpartei und betrachtet jede Art von Besitz als Verbrechen gegen das Proletariat.«
    Das traf mich etwas überraschend. Alles, was ich herausbrachte, war ein mattes: »Alle Macht dem Volk!«
    Smith starrte uns an, als wären wir beide verrückt geworden.
    »Also«, sagte ich. »In wie viele Verbrechen waren Sie damals verstrickt, Smithy?«
    »Ich war kein Engel. Und ich gebe gern zu, ich hatte zu meiner Zeit mit einigen ungesunden Elementen zu tun. Das war einer der Gründe, warum ich das Land verließ   – ich wollte das alles hinter mir lassen.«
    »Und warum sind Sie zurückgekommen?«, wollte ich wissen.
    »Hab Sehnsucht nach Good Old England bekommen.«
    »Ach? Sie hatten mir mal erzählt, England sei ein Dreckloch.«
    »Na ja, immerhin ein Dreckloch, wo man englisch spricht.«
    »Ihm ist die Kohle ausgegangen«, sagte Stephanopoulos. »Stimmt’s, Smithy?«
    »Also bitte. Ich könnte Sie und sämtliche höheren Beamten hier in dieser Station kaufen und hätte immer noch genug für eine Wohnung in Mayfair.«
    »Machen Sie mir ein Angebot«, sagte Stephanopoulos. »Ich könnte einen neuen Hühnerstall gebrauchen. Und meine bessere Hälfte wünscht sich sehnlichst einen größeren Wintergarten.«
    Smith, der keineswegs vorhatte, etwas zu sagen, was man ihm zur Last legen oder digital in ein Schuldgeständnis

Weitere Kostenlose Bücher