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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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verwandeln könnte, schenkte uns ein angemessen ironisches Lächeln.
    »Wenn es nicht das Geld war«, fragte ich, »warum kamen Sie dann zurück?«
    »Ich war nach Marbella gegangen, weil ich mein Glück gemacht hatte. Ich war im Ruhestand! Hatte mir und meiner Holden eine nette Villa gekauft, und ich sag Ihnen ganz ehrlich, das Leben dort war herrlich, nicht ständig Regen und dieser ganze Dreck. Alles war wunderschön, bis in den Achtzigern die Scheiß-Russen auftauchten und sich da breitmachten. Sofort ging’s los mit Schießereien und Strafaktionen, und man war in seinem eigenen Hausnicht mehr sicher. Da dachte ich mir, na, den Scheiß kannste auch in London haben.«
    »Pech für Marbella, Glück für London«, sagte Stephanopoulos. »Nicht wahr, Constable?«
    »Unbestreitbar. Durch Sie erhält das historische Stadtbild von London erst die richtige folkloristische Untermalung.«
    Aus Berichten des Ressorts Schwerverbrechen und Organisierte Kriminalität wussten wir, dass Smith in Wahrheit zurückgekommen war, weil er Pech mit seinen Drogengeschäften gehabt hatte. Seine Ware war regelmäßig in Amsterdam und Spanien konfisziert worden, und als er schließlich im Flugzeug nach Gatwick saß, ließ er in Marbella nur Schulden und seine Frau zurück, die daraufhin bei einem brasilianischen Zahnarzt einzog. Das hatte bestimmt wehgetan.
    »Wo kommen Sie eigentlich her?«, fragte er mich.
    »Was glauben Sie denn?«, gab ich zurück. Eines der unausgesprochenen Gesetze bei einer polizeilichen Vernehmung ist es, niemals Informationen preiszugeben   – zuallerletzt über sich selbst.
    »Weiß nicht«, brummte er. »Aber ich hab das Gefühl, allmählich weiß ich gar nichts mehr.«
    »Kennen Sie Jerry Johnson?«, fragte Stephanopoulos.
    »Wer soll ’n das sein?« Aber er war zusammengezuckt und wusste, dass wir es gesehen hatten.
    »Detective Chief Inspector Johnson«, sagte ich und schob Smith das Foto zu, das auf Johnsons Kaminsims gestanden hatte. Er war sichtlich überrascht, es zu sehen.
    »Um Greasy Johnson geht’s Ihnen? Diesen Scheißkerl?«
    »Also kannten Sie ihn?«
    »Der ist immer in Soho rumgelaufen und hat die Hand aufgehalten. Genau wie der Rest von der Drecksbande. Ist heute übrigens auch nicht anders. Aber wie geht’s ihm? Hab gehört, er wurde gefeuert.«
    Ich war drauf und dran, Smith ein nettes Foto von Jerry am Tatort unter die Nase zu schieben, nackt wie Gott ihn schuf minus ein kleines Detail, aber Stephanopoulos tippte unauffällig mit dem Finger auf den Tisch, was bedeutete, ich solle mich zurückhalten. Ich sah Smith scharf an und bemerkte, dass sein Bein wieder so zu zittern begonnen hatte wie neulich in seinem Büro. Wir wollten ihm Angst einjagen, aber nicht so sehr, dass er dichtmachte oder die Fliege zu machen versuchte.
    »Er wurde gestern ermordet«, sagte sie. »In seinem Haus in Norfolk.«
    Smiths Schultern sackten herunter. Erleichterung, Resignation, Verzweiflung? Ich konnte es nicht sagen.
    »Sie wussten es schon vorher, oder?«, fragte ich.
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Gestern. Als ich bei Ihnen war   – deshalb hatten Sie den Stiernacken vor der Tür und deshalb haben Sie so geschwitzt.«
    »Ich hatte so was läuten gehört«, gab Smith zu.
    »Was?«, wollte Stephanopoulos wissen.
    »Dass jemand, von dem ich dachte, er wäre tot, vielleicht doch noch leben könnte.«
    »Hat der ’nen Namen, der Tote?«, fragte sie.
    »Da gab’s so jemand, mit dem Johnson zu tun hatte. Seltsamer Kerl, Magier oder so.«
    »Magier? Also Kartentricks und so?«
    »Nein, nicht so einer. Was der drauf hatte, war wie Voodoo, nur dass er ’n Weißer war.«
    »Wie Voodoo, sagen Sie?«, schaltete ich mich ein. »Hat er sich von Loas in Besitz nehmen lassen, hat er Rituale und Opferungen vorgenommen?«
    »Weiß ich doch nicht. Ich hab einen großen Bogen um den gemacht.«
    »Aber Sie denken, er konnte wirklich zaubern?«
    »Ich denke das nicht. Ich hab’s gesehen.«
    »Was?«
    »Jedenfalls glaube ich, dass ich’s gesehen habe.« Smith schien in seinem Hemdkragen versinken zu wollen. »Sie werden mir nicht glauben.«
    »Ich nicht«, sagte Stephanopoulos. »Aber Constable Grant hier wird dafür bezahlt, dass er alles glaubt, was unglaublich ist. Er muss auch an Feen und Zauberer und Hobgoblins glauben.«
    »Und Hobbitse«, sagte ich.
    »Sie finden das wohl witzig«, sagte Smith wütend. »Erinnern Sie sich noch an Larry Piercingham? Der Larry die Lerche genannt wurde, weil er gern

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