Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)
um den Tisch herum, packte den Kopf an den Haaren und hob ihn hoch, damit jeder ihn sehen konnte. »Das ist ein Scheißtrick«, brüllte er. »Ich glaub’s nicht – was seid ihr für Hosenschisser.«
»Mickey«, sagte der Kopf von Larry der Lerche, »um Christi willen, bitte hilf mir.«
»Und was sagte McCullough?«, fragte Stephanopoulos.
Smiths Absatz vollführte einen kleinen Trommelwirbel auf dem Fliesenboden des Vernehmungszimmers. »Ich weiß es nicht. Ich hab die Beine in die Hand genommen, so wie alle anderen auch. Niemand hat je wieder von diesemAbend gesprochen oder von Larry der Lerche, und das Restaurant hat zugemacht. Ich hab gesehen, dass ich die nötige Kohle zusammenkriege, und mich aus England verkrümelt.«
»Was hatte der Magier mit Detective Chief Inspector Johnson zu tun?«, fragte Stephanopoulos.
»Das Übliche. Wollte sich gegen übermäßige Einmischung der Staatsgewalt absichern.«
Ich fragte, in was die Staatsgewalt sich denn hätte einmischen können.
»Seinen Club in der Brewer Street.«
»In der Brewer Street gibt es keinen Club«, sagte ich.
»Er war außerordentlich exklusiv«, sagte Smith.
»Und was kriegte Johnson dafür?«, wollte Stephanopoulos wissen.
»Greasy Johnson hatte Bedürfnisse. Spezielle Bedürfnisse. Der Mann war unwahrscheinlich bedürftig.«
»In welcher Hinsicht? Drogen, Alkohol? Oder Glücksspiel oder Sex?«
»Sex.«
»Was für Sex?«, fragte ich. »Jungs, Mädchen, Socken, Schafe?«
»Letzteres.«
»Schafe?«, sagte Stephanopoulos. »Das ist doch nicht wahr.«
»Ich weiß nicht, ob’s direkt Schafe waren«, meinte Smith. »Aber um Tiere ging’s definitiv. Wissen Sie, was ein Cat-Girl ist?«
»Diese Mädchen in den Mangas mit Katzenohren und Katzenschwänzen«, sagte ich. »Ich glaube, sie heißen Neko-chan.«
»Na, gut, dass es die Japaner gibt«, sagte Smith. »Sonst hätten wir für all das Zeug überhaupt keine Namen. Genau das mochte Greasy. Cat-Girls.«
»Sie meinen Frauen, die sich als Katzen verkleiden«, präzisierte Stephanopoulos.
»Passen Sie auf«, sagte Smith, »ich hab keine Ahnung von diesem Kram und hab mir immer Mühe gegeben, dass das auch so bleibt, aber verkleidet? Wohl kaum. Mutanten, das hab ich gehört.«
»Gab es ihn später noch?«, fragte Stephanopoulos.
»Wen?«
»Den Magier. War er noch da, als Sie Heimweh kriegten und zurückkamen?«
»Nein. Ich hatte mich vorher genau erkundigt – wenn er noch da gewesen wäre, wäre ich nach Manchester gegangen.«
»Manchester?«, fragte ich. »Im Ernst?«
»Von mir aus auch Blackpool, wenn Manchester nicht gereicht hätte.«
»Aber er war weg?«
»Spurlos«, bestätigte Smith.
Das war Stephanopoulos’ Stichwort. »Und wer hat dann Jerry Johnson umgebracht?«
»Ich weiß es nicht.« Das Beinzittern setzte wieder massiv ein.
»War es der Magier?«
»Ich weiß es nicht.«
»War es der verdammte Magier?«
Smiths Kopf zuckte leicht nach rechts und links. »Sie wissen nicht, was Sie da von mir verlangen.«
»Wir können Sie beschützen«, sagte sie.
»Sie haben doch keine Ahnung.«
»Zeigen Sie’s ihm, Constable«, bat Stephanopoulos.
Ich öffnete die Hand und beschwor ein Werlicht. Ich legte viel Rot hinein und ließ es flackern und wabern, damit es beeindruckender aussah.
Zu meiner großen Befriedigung starrte Smith es in entgeistertem Erstaunen an.
»Wir wissen, wovon wir reden«, erklärte ich. Obwohl diese Form des Werlichts meine Niedrigenergie-Demo-Variante war, die ich in der Hoffnung entwickelt hatte, dass sie ohne elektronische Verluste auskam, warf ich einen besorgten Blick auf das Aufnahmegerät und schaltete es vorsichtshalber aus.
Smith starrte mich an. »Was soll das? Haben wir jetzt Zauberbullen? Seit wann das?«
»Seit den Bow Street Runners.«
»Ja, klar«, sagte Smith. »Und wo wart ihr, als Larry ’nen Kopf kürzer gemacht wurde?«
Eine gute Frage, die ich in einem günstigen Moment unbedingt Nightingale stellen musste.
»Das war in den Siebzigern«, gab ich zurück. »Jetzt ist heute.«
»Sie können ja auch wieder zurück nach Marbella gehen«, schlug Stephanopoulos vor.
»Oder nach Manchester«, sagte ich.
»Oder Blackpool«, ergänzte sie.
»Burlesquetanz im Schatten des Blackpool Tower.«
»Da ist noch ein anderer Typ«, sagte Smith plötzlich. »Noch so ’n Scheißmagier, keine Ahnung, wo der herkommt. Plötzlich ist er wie aus dem Nichts aufgetaucht.«
»Wann?«, fragte ich.
»Im Sommer. Ein paar Wochen nach
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