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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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frühmorgens unterwegs war?«
    »Ich bin nicht so alt, wie ich aussehe«, sagte Stephanopoulos. Ich schrieb den Namen auf.
    »Die Einzelheiten kenn ich nicht, aber der muss dem Magier ans Bein gepisst haben   …«
    »Hatte der auch ’nen Namen?«, fragte Stephanopoulos.
    »Wer?«
    »Dieser Magier, wie hieß der?«
    »Weiß ich nicht. Wenn wir über ihn redeten, war erimmer nur der Magier, und so wie die Dinge lagen, haben wir sowieso kaum über ihn geredet.«
    »Und was ist mit Larry der Lerche passiert?«, hakte ich nach.
    »Larry hatte viel mit ’ner Gang aus Somers Town zu tun, Knochenbrecher, richtig harte Hunde. Die Art Leute, die damals fett Kohle machten. Die waren hoch geachtet, verstehen Sie?«
    Wir verstanden. Somers Town war früher ein einziger Ballungsraum des Bösen zwischen den Bahnhöfen Euston Station und St. Pancras. In den Zeiten, bevor Rottweiler aufkamen, hatten die Leute dort eine abgesägte Schrotflinte neben der Haustür stehen   – nur für den Fall, dass ungebetene Gäste oder Sozialarbeiter klopften.
    Larry, der, wenn er nicht gerade Geldtransporte ausraubte, als Mann fürs Grobe für diverse Sexshopbesitzer, Zuhälter und wer weiß was noch arbeitete, war eines Tages einfach verschwunden. Seine Alte fragte noch eine Zeitlang nach ihm herum, aber niemand hatte ihn gesehen.
    »Nicht dass irgendwer groß nach ihm gesucht hätte«, erklärte Smith. »Einen Monat später fand ’ne große Feier im Acropolis an der Frith Street statt. Die ganze Somers-Town-Bande war dort, plus ein paar erlesene Gäste aus der Unterwelt von Soho.«
    »Aus welchem Anlass?«, erkundigte sich Stephanopoulos.
    »Keine verdammte Ahnung. Ich glaube nicht, dass irgendeiner von denen, die dabei waren, noch weiß, was der Scheiß-Anlass war.«
    Das Acropolis war ein griechisch-zypriotisches Restaurant, daher gab es Unmengen von gegrilltem Fleisch,Fisch und Oliven. »So richtig schlemmen auf Griechisch. Nicht dieser kurdische Abklatsch.«
    »Wenn sich da die Unterwelt traf«, fragte Stephanopoulos, »warum waren Sie dann dort?«
    »Ich hatte geschäftliche Verbindungen zu ein paar von denen. Aber der entscheidende Punkt war, ich war eingeladen, und wenn man von solchen Leuten eingeladen wird, dann geht man auch hin.«
    Etwa zwei Stunden tat sich nichts Ungewöhnliches. Dann, als die Speisen schon zum größten Teil abgetragen waren, kamen zwei Kellner mit einer großen Servierplatte mit Deckel herein und stellten sie mitten auf dem Tisch ab.
    »Was soll denn das?«, fragte Michael »The Mick« McCullough, zwar nicht der unangefochtene, aber derzeit der am wenigsten tote oder krankenhausreife Anführer der Bande. »Hab ich Geburtstag oder was?«
    Jemand mutmaßte, es könnte eine Stripperin sein.
    »Ist wohl kleinwüchsig, die Süße«, sagte McCullough, packte den Deckel und hob ihn ab. Darunter lag der Kopf von Larry der Lerche, so knackig frisch wie in dem Moment, als er abgeschlagen worden war. Garniert mit einem Stechpalmen- und einem Mistelzweig. Das notierte ich mir, vielleicht wurde es ja noch wichtig.
    Die Männer aus Somers Town waren per definitionem harte Kerle, die nichts dagegen hatten, ab und zu etwas Blut zu vergießen. Sie waren alte Hasen im Einschüchtern von Leuten und hatten nicht vor, sich von so was Banalem wie einem Kopf auf einem Silbertablett aus der Fassung bringen zu lassen.
    »Das«, sagte McCullough, »ist wahrscheinlich die hässlichste Stripperin, die ich je gesehen hab.«
    Seine Leute brachen in Gelächter aus. Es erstarb abrupt, als der Kopf zu sprechen begann.
    »Helft mir«, sagte er.
    Nach Smiths Aussage ähnelte die Stimme ein bisschen der von Larry, aber sie klang seltsam pfeifend. Jetzt wurde es den harten Kerlen aus Somers Town doch etwas zu viel, bis auf McCullough, der nicht abergläubisch war.
    »Das ist ein Trick, ihr Volltrottel«, hatte er gebrüllt und mit einem Ruck die Servierplatte vom Tisch gefegt.
    »Ich glaube, er dachte, im Tisch wäre ein Loch«, sagte Smith. »Um ehrlich zu sein, das dachte ich auch. Dass Larry die Lerche da unten saß und sich einen Scherz mit uns machte. Aber da war kein Loch und kein Larry. Also, jedenfalls nicht der Rest von Larry.«
    Der Kopf kullerte über den Tisch und plumpste auf den Boden, und all die harten Kerle, die Schlägertypen und Messerstecher kreischten auf wie kleine Mädchen und sprangen panisch aus dem Weg. Nur nicht McCullough, denn wenn man eines über McCullough sagen konnte, dann, dass er keine Angst kannte. Er stapfte

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