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Schwarzer Neckar

Schwarzer Neckar

Titel: Schwarzer Neckar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Scheurer
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ziehen.
    »Der an der Tür war schon tot, als wir kamen«, sagte Melchior. »Und das Riesenbaby hier hat lediglich einen Schuss in die Schulter abbekommen. Der ist nur bewusstlos.«
    Bergers Blick wanderte zwischen dem Russen und Melchior hin und her, bis seine Augen wieder an Treidler hängen blieben.
    »Am besten, Sie erzählen mir haarklein, was hier geschehen ist.« Er hatte seine Lautstärke auf ein erträgliches Maß gesenkt. Dabei wirkte er jedoch keinesfalls weniger fordernd als zuvor.
    »Sie kommen jetzt zuerst mal runter«, entgegnete Treidler scharf. »Meine Kollegin hat Ihnen klargemacht, dass wir keinerlei Einfluss auf die Geschehnisse hier hatten. Es ist also völlig unnötig, uns so anzumachen.« Er atmete kurz durch. »Einverstanden?«
    Berger nickte knapp, und sein jüngerer Kollege machte es ihm einen Sekundenbruchteil später nach.
    »Das sollte lediglich eine Befragung werden«, begann Treidler und informierte Berger über die Ereignisse, nachdem sie die Wohnung betreten hatten. Er hörte stillschweigend zu, während zwei Beamte in Zivil das Kokain auf dem Küchentisch in gelbe Plastikboxen packten. Mit jedem Satz ließ der Ärger bei dem älteren Kollegen aus Stuttgart nach.
    »Da hätte ich Ihnen wohl besser meinen Mitarbeiter Heinze zur Seite gestellt.« Berger deutete mit dem Kinn auf den jungen Mann neben ihm, der sich mit breiter Brust über die Erwähnung seines Namens freute. »Er kennt die Gegend hier gut.«
    Wieder nickte Heinze und sagte mit einer hohen Stimmlage, die so gar nicht zu seinem Auftreten passen wollte: »Ich bin zwei Straßen weiter aufgewachsen.«
    »Ist recht, Heinze.« Berger hob kaum merklich die Augenbrauen, und Treidler meinte einen spöttischen Zug um seine Mundwinkel zu erkennen.
    Plötzlich ertönte ein Stöhnen, dann ein Jammern und anschließend ein paar russische Flüche. Der Russe kam wieder zu sich.
    »Ich denke, Sie wollen mit ihm reden, oder?«, fragte Berger. So unfreundlich er vorhin aufgetreten war, desto zuvorkommender gab er sich jetzt.
    Treidler nickte.
    »Nur zu.« Berger drehte seine gut drei Zentner um hundertachtzig Grad und stapfte zurück zu den Männern in den Overalls.
    Entgegen Treidlers Vermutung blieb Heinze stehen und musterte ihn mit neugierigen Augen. »Ich weiß, wer Sie sind«, begann er.
    Treidler reagierte nicht. Er wusste genau, was jetzt geschehen würde. Und es kam, wie es kommen musste.
    »Halbes Jahr Untersuchungshaft …«
    Er reagierte immer noch nicht.
    »Dann Freispruch mangels Beweisen, richtig?«
    Treidler atmete tief durch und blickte ihn mit einem durchdringenden Blick an.
    Heinze trat nervös von einem Fuß auf den andern.
    »Du siehst nicht gerade helle aus, Kollege«, sagte Treidler und hielt inne, um seine Worte wirken zu lassen. »Das ist mir vorhin schon aufgefallen. Na ja, jede Dienststelle hat ihre Idioten.« Er presste die Lippen aufeinander und musterte sein Gegenüber. »Aber wenn man schwer von Begriff ist, hält man zuerst mal den Ball flach.«
    Er ließ Heinze stehen und trat mit zwei, drei großen Schritten zu dem Russen.
    Melchior, die sich inzwischen ein Pflaster auf die Wunde am Hals hatte kleben lassen, folgte ihm.
    Der Mann am Boden blinzelte Melchior und Treidler an und stöhnte: »Ich bin verletzt.«
    »Wie ist dein Name?«, fragte Treidler.
    Keine Antwort.
    »Mach endlich dein Maul auf, Ivan«, forderte Heinze, der plötzlich neben ihm stand.
    »Ich heiße nicht Ivan, Bulle«, gab der Russe zurück und stöhnte erneut.
    »Er heißt nicht Ivan. Haben Sie das gehört, Kollegen?« Er schaute zu Treidler und Melchior, dann wieder zu dem Mann am Boden. »Wie heißt du denn dann, Russe?«
    Schweigen.
    »Hey, Cowboy«, wandte sich Treidler an Heinze. »Wie wär’s, wenn Sie uns das hier machen lassen? Ihr habt die nächsten Tage genug Zeit, ihn zu verhören. Sie dürfen den Mann auch nachher abführen.«
    Heinze zögerte einen Moment und trottete dann mit beleidigtem Gesichtsausdruck davon.
    »Ich will aber meine Handschellen zurück«, rief Treidler ihm nach und wandte sich erneut dem Mann am Boden zu. »Also, wie heißt du?«
    »Nicht Ivan … Igor vielleicht …«, presste der Russe mit einem schmerzverzerrtem Gesicht hervor.
    »Igor?« Treidler stieß einen Laut der Resignation aus. »Wie weiter?«
    Schweigen.
    »Sag mir deinen Nachnamen.«
    »Poschjol k tschjortu.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Sie sollen zum Teufel gehen«, übersetzte Melchior mit einem schwachen Lächeln.
    »Der Tote da vorne, ist

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