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Schwarzer Neckar

Schwarzer Neckar

Titel: Schwarzer Neckar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Scheurer
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großer Zeppelin, kleiner Theodor, großer Gustav«, entgegnete sie.
    » Z t G ?« Er zog die Visitenkarte aus der Hosentasche. Und tatsächlich, die drei farbigen Lettern bildeten zusammen die Abkürzung › Z t G ‹. »Zentrum für technische Gase in Rottweil, an der Saline 12«, las Treidler von der Karte ab und steckte sie wieder weg. »Und, was sagt Ihnen das?«
    »Wenn ich ehrlich bin – überhaupt nichts. Wie gesagt, es ist nur so eine Ahnung.« Ihre Stimme klang zögerlich.
    »War’s das? Ich habe nämlich Wichtigeres vor, als mich mit Ihnen über Ahnungen zu unterhalten.«
    »Ja, Herr Hauptkommissar, das war’s«, erwiderte sie trotzig. »Ich werde Sie nicht noch mal belästigen.«
    »Oh doch, das werden Sie. Glauben Sie mir das. Sie und Ihr Schnüffelverein geben doch erst Ruhe, wenn ich weg vom Fenster bin.« Ohne auf ihre Reaktion zu warten, beendete er das Gespräch. Treidler steckte das Telefon zurück in die Brusttasche, zog es aber sogleich wieder heraus. Er grinste, als er ihre Rufnummer unter dem Namen »Stasi« abspeicherte. Noch vorhin hätte er es nicht für möglich gehalten, dass es ihm nach ihrem Anruf so viel besser gehen könnte. Er schaltete das Telefon aus.
    ***
    Melchior lauschte dem monotonen Tuten, bis es von allein aufhörte. Dann presste sie den roten Knopf, um das längst beendete Gespräch wegzudrücken. Treidlers Information über das Firmenlogo stellten sie nicht zufrieden. Woher wusste er überhaupt von dem Zentrum für technische Gase an der Saline?
    Zentrum für technische Gase … technische Gase. Melchior rief sich nochmals die einzelnen Zeilen der Rechnung auf Amstetters Schreibtisch in Erinnerung. Und jäh begriff sie, was die kryptischen Bezeichnungen in den Rechnungspositionen bedeuteten. Der Zusammenhang, der sich mit einem Mal vor ihr auftat, war so unerhört wie unglaublich zugleich.

NEUNZEHN
    Treidler leerte die restlichen Magazine auf sechs weitere Pappscheiben. Zufrieden stellte er fest, dass seine Treffsicherheit noch nicht unter dem fehlenden Schießtraining litt. Erst ab der letzten Scheibenposition, in zwanzig Meter Abstand, fand keiner der Schüsse mehr ins Schwarze. Ein Umstand, den er eher auf eine beginnende Kurzsichtigkeit schob als auf seine Schießkunst. Zumal kaum einer der Kollegen auf diese Entfernung eine münzgroße Stelle träfe.
    Gegen Viertel nach fünf trat er schließlich wieder auf den Innenhof. Mittlerweile hatte sich die Sonne hinter den Horizont gesenkt und machte der Dämmerung Platz. Nur noch letzte goldgelbe bis rötliche Streifen schimmerten über den Dächern im Westen und ließen die vergangenen sonnigen Stunden erahnen. Ohne das wärmende Sonnenlicht konnten sich die angenehmen Temperaturen des Tages nicht lange halten, und sogleich begann Treidler zu fröstelten. Er schlug den Kragen des Mantels hoch und beschleunigte seine Schritte, obwohl er keine Eile verspürte, nach Hause zu kommen. Es würde eine kalte Nacht werden.
    Von Winklers Auto konnte er weit und breit nichts erkennen. Vermutlich trieb er sich immer noch in Florheim herum. Schade, er hätte sich zu gern ein weiteres Mal mit ihm angelegt. Aber es geschah Winkler recht. Sollte der sich doch bis in die Nacht hinein um den Rest kümmern. Für Treidler war der Fall nach dem Bericht nächste Woche ohnehin erledigt.
    Er warf das Mobiltelefon auf den Beifahrersitz, startete den Mercedes und stellte sich hinter zwei Fahrzeugen an der Ausfahrt an.
    Der Feierabendverkehr wälzte sich vor ihm vorbei. Vielleicht sollte er eine Pizza Salami bestellen. Sie würde ihm zwar nicht über den beschissenen Abend hinweghelfen, doch wenigstens die Auswirkungen des Alkohols abmildern, den er zweifellos gleich in sich hineinschütten würde. Treidler nahm das Telefon zur Hand und schaltete es ein. Bevor er die Nummer des Pizzadienstes wählen konnte, signalisierte das Gerät mit einem Piepsen fünf Anrufe in Abwesenheit. Alle stammten von »Stasi«. Konnte sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen? War er vorhin nicht deutlich genug gewesen? Die Lust auf Pizza verging ihm von einer Sekunde zur anderen. Er drückte die Anruferliste weg und warf das Telefon in die Mittelkonsole.
    Es dauerte noch einige Minuten, bis er sich endlich in den Verkehr einfädeln konnte. Und wäre der ältere Mann in seinem bestimmt gleichaltrigen Opel Rekord nicht so freundlich gewesen, ihn hineinzulassen, so stünde er vermutlich immer noch an der Ausfahrt.
    Schon neben dem Gebäude der Polizeidirektion, an der

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