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Schwarzer Neckar

Schwarzer Neckar

Titel: Schwarzer Neckar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Scheurer
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haben, musste er abbremsen, um nicht einen über die Straße hetzenden Fußgänger anzufahren. Es ging nur mühsam voran, und sie standen mehr als sie fuhren. Halb Rottweil schien unterwegs zu sein, um den letzten Abend vor Weihnachten für Einkäufe zu nutzen. Hunderte Menschen, voll bepackt mit Tüten oder Kartons, bevölkerten die Gehwege und verstopften die Straßen.
    »Hast du sie auch darum gebeten, in meinen Unterlagen herumzuschnüffeln?«, fragte Amstetter nach einer Weile.
    »Nein, natürlich nicht«, antwortete Treidler. Wie kam er bloß auf diesen Gedanken?
    »Hat sie aber. Und sie hat sich dabei so blöd angestellt, dass ich es gleich bemerkt habe.«
    Sie erreichten die Innenstadt. Mit Lichterketten an Giebeln und Ecken setzten sich die Silhouetten der Bürgerhäuser vom tiefschwarzen Nachthimmel ab. Zahllose Lichter vor und in den Schaufenstern wetteiferten um die Gunst der Kundschaft. Weihnachtsbäume, Kränze, Sterne und andere Lichtquellen glitzerten farbenfroh. Aus Kanaldeckeln und Auspuffrohren strebten Dunstfahnen senkrecht gen Himmel. Wie angestrahlte Säulen reflektierten sie das bunte Licht. In Verbindung mit den Scheinwerfern und Rücklichtern der Autos leuchtete die Stadt beinahe taghell.
    In die weihnachtliche Atmosphäre mischten sich eigene Erinnerungsfetzen. Der Geruch von Tannennadeln, Lisas Lachen, der Kerzenschein in ihren Augen. Niemand konnte ihre Lücke füllen. Die Angst vor den Weihnachtstagen und der Einsamkeit war plötzlich ganz nah. Er wollte nicht allein sein, und der Gedanke daran machte ihn wahnsinnig. Vermutlich würde er sich betrinken, und an irgendeinem dieser verfluchten Feiertage ginge der Wodka- und Rotweinvorrat zur Neige.
    »Die Interne wirft mir vor, ich hätte Beweismittel unterschlagen«, sagte Treidler, als sie zum wiederholten Mal an einer Kreuzung anstanden.
    »Du hast sie nicht unterschlagen, sondern ich habe sie dir besorgt«, erklärte Amstetter nicht ohne Stolz in seiner Stimme.
    »Das behältst du besser für dich.«
    »Klar, mach ich.« Er nickte schnell. »Sonst bin ich auch noch dran.«
    »Das hab ich garantiert Winkler zu verdanken.«
    »Was meinst du?«
    »Das mit den unterschlagenen Beweismitteln. Er hat mich bei der Internen angeschwärzt.«
    »Glaubst du wirklich?«
    »Gestern Morgen hat er noch rumgebrüllt, ich und Kleinert hätten Beweise unterschlagen.« Bei dem Gedanken an Winklers blutende Nase machte sich ein zufriedenes Gefühl in ihm breit.
    »Als du ihm eine reingehauen hast?«, fragte Amstetter. Es hörte sich an, als ob er die Antwort bereits kannte.
    »Erzählt man das so?«
    »Die Schober eben …«
    »Hätte ich mir ja denken können. Aber es stimmt, ich habe ihm eine reingehauen. Und er mir auch. Mein Kiefer tut jetzt noch weh, wenn ich daran denke.« Treidler machte ein paar vorsichtige Kaubewegungen, nur um festzustellen, dass er eigentlich kaum mehr etwas spürte.
    Sie erreichten die Shell-Tankstelle, und Treidler beeilte sich, die Spur zu wechseln, um die Fahrzeugschlange zu passieren. Er stellte den Mercedes vor der Zapfsäule ab und wollte aussteigen, als sich das Telefon in der Mittelkonsole erneut bemerkbar machte. Diesmal kündigte es den Eingang einer SMS an. »Das ist bestimmt schon wieder Melchior.«
    Amstetter nahm das Telefon zur Hand und nickte. »Richtig, Wolfes. Eine neue Nachricht von Stasi.«
    Treidler hob die Augenbrauen und stieg aus. Er tankte den Wagen und kaufte sich bei einem Angestellten mit einer Weihnachtsmannmütze auf dem Kopf noch zwei Flaschen Wodka.
    »Was hältst du davon, wenn wir das Bier bei mir trinken?«, fragte Amstetter, als er wieder im Auto saß. »Wir könnten uns eine Pizza reinschieben.« Er wirkte irgendwie fahrig und sprach schnell.
    »Warum so nervös?«, entgegnete Treidler. »Ich bring dich schon noch rechtzeitig nach Hause.«
    »Ich lass meine Mutter nur nicht gern warten.« Amstetter rutschte auf dem Sitz hin und her. Er schien sich tatsächlich Sorgen um sie zu machen.
    Treidler zögerte kurz, dann nickte er. Was sollte er überhaupt zu Hause? Dort wartete niemand. »Hast du Pizza, oder müssen wir was besorgen?«
    »Nein, ich habe ein paar Tiefkühlpizzen da.«
    »Aber keine mit Fisch und anderem Meeresgetier, okay?«
    »Du magst keine Meerestiere?«
    »Ich kann nichts essen, das aussieht wie Würmer und noch dazu Augen hat.«
    »Sonst noch was, Wolfes?«, fragte Amstetter mit gespielter Entrüstung.
    »Ich hasse Schinken auf der Pizza. Das stinkt nach Schwein.«
    »Du bist

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