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Schwarzer Neckar

Schwarzer Neckar

Titel: Schwarzer Neckar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Scheurer
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Lagerraum. Aber das kann ich dir nicht als Schießtraining vermerken. Du musst viermal pro Jahr hier auf der Raumschießanlage üben. Oder hast du die Dienstanweisung nicht gelesen?«
    »Dienstanweisung?« Treidler musste lachen. »Nein, die haben sie mir in der U-Haft nicht zugestellt.«
    »Wie viele Magazine willst du?« Bergmeier ging nicht auf Treidlers Scherz ein.
    »Drei.«
    Bergmeier nickte, drehte sich um und ging zum Tresor. Er entnahm die gewünschte Anzahl Magazine und schob sie über den Tresen. Treidler unterschrieb für die Munition. Im Nebenraum legte er seine Waffe auf den Abschussplatz und drückte den Knopf, um die Halterung für die Zielscheibe heranzuholen. Er montierte eine neue Pappscheibe und fuhr die Halterung auf zehn Meter. Nachdem die Ohrenschützer an ihrem Platz saßen, visierte er die Scheibe an und feuerte fünf Schüsse ab.
    Treidler holte die Zielscheibe zu sich heran und stellte zufrieden fest, dass alle fünf Schüsse getroffen hatten, vier davon sogar ins Schwarze. Nach dem unerwarteten Erfolg kam ihm in den Sinn, zu testen, wie weit er gehen konnte. Schließlich hatte er seit zwei Jahren an keinem Schießtraining mehr teilgenommen. Mit einer neuen Pappscheibe ausgestattet, fuhr er die Halterung auf zwölf Meter.
    Er schoss dreimal. Bevor er ein viertes Mal abdrücken konnte, machte sich mit einem Vibrieren das Mobiltelefon in seiner Brusttasche bemerkbar. Er stieß einen Fluch aus. Er würde einfach so lange warten, bis es von allein aufhörte. Doch der Anrufer gab nicht auf. An ein Zielen war nicht mehr zu denken. Treidler sicherte die Pistole und legte sie vor sich ab. Das Display zeigte eine Mobilfunknummer, die er nicht kannte. Vielleicht sollte er das Telefon einfach ausschalten. Schließlich schob er einen der Ohrschützer beiseite und nahm widerwillig das Gespräch entgegen.
    »Treidler?«, drang Melchiors Stimme aus dem Telefon, bevor er sich melden konnte.
    Beinahe hätte er die Verbindung wieder unterbrochen. Doch Melchior klang aufgeregter als sonst, und so entgegnete er nur: »Den Anruf hätten Sie sich sparen können. Es interessiert mich nicht, was Sie zu sagen haben.«
    »Vergessen Sie doch mal für einen Augenblick den gestrigen Abend, okay? Ich will mich nicht erneut bei Ihnen entschuldigen.« Sie zögerte kurz. »Vermutlich ist mein Verhalten ohnehin unentschuldbar.«
    »Wem sagen Sie das«, entgegnete er. »Aber welchen Teil von ›interessiert mich nicht‹ haben Sie nicht verstanden?«
    »Legen Sie nicht auf, Treidler«, bat sie.
    Statt etwas darauf zu erwidern, drückte Treidler den Knopf, um die Zielscheibe erneut heranzuholen.
    »Wenn Sie nicht mit mir sprechen wollen, kann ich nichts dagegen tun. Aber bitte lassen Sie mich ausreden.«
    »Sie reden doch schon andauernd.« Das Geräusch der herannahenden Halterung für die Zielscheibe schwoll an.
    »Ich war heute Morgen bei Amstetter im Büro, und da ist mir ein Rechnungsbeleg aufgefallen. Das Firmenlogo kam mir aus irgendeinem Grund bekannt vor.«
    »So? Und was geht mich das an?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ich habe so eine Ahnung, dass es wichtig sein könnte.«
    »Mein Gefühl sagt ganz was anderes …« Die Zielscheibe stoppte direkt vor ihm, und das Geräusch des Motors verstummte mit einem lauten Klacken.
    »Ich will doch nur helfen, Treidler.«
    »Mache ich auf Sie den Eindruck, als ob ich Ihre Hilfe brauche?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber ich glaube, dieses Firmenlogo ist im Zusammenhang mit unseren gemeinsamen Ermittlungen aufgetaucht.«
    »Mir ist vollkommen egal, was Sie glauben oder nicht. Und vielleicht wissen Sie es noch nicht, aber unsere gemeinsamen Ermittlungen sind seit ein paar Stunden abgeschlossen, der Mord an Johann Novak ist aufgeklärt. Und weitere gemeinsame Ermittlungen wird es mit uns beiden garantiert nicht geben.«
    »Abgeschlossen?«, echote Melchior. »Hat es schon eine Festnahme gegeben?«
    »Nach Weihnachten können Sie meinen Bericht bei Petersen einsehen. Da steht alles drin.«
    »Was für einen völlig verblödeten Unsinn verlangen Sie da von mir? Hören Sie sich manchmal auch selbst zu?«
    Mist, er war zu weit gegangen. Doch warum sollte ihn das überhaupt noch interessieren? Sie hatte schließlich sein Vertrauen missbraucht. Es blieb lediglich die Frage, was schwerer wog: reingelegt zu werden oder es nicht bemerkt zu haben. »Denken Sie nur nicht, dass das etwas ändert. Also, was hat es mit diesem Firmenlogo auf sich?«
    »Es besteht aus drei Buchstaben: Z t G –

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