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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und dann rechts ab zu den Lifts«, sagte der Russe ruhig. Das tatarische Gesicht blieb dabei glatt wie eine Maske.
    »Einen Teufel werde ich tun!« Der Mann lachte etwas schrill. »Trinken Sie weniger Wodka, Iwan … Wohl verrückt, was?«
    »Es würde uns leid tun, Gospodin, Schwierigkeiten zu machen.« Der andere Russe lächelte jetzt. Er hielt in der rechten Hand einen kurzen Dolch mit einer beidseitig geschliffenen Schneide. Mit einem höflichen Nicken setzte er die Spitze in den Rücken des Mannes. Nur ein leichter Druck. Der Tod brauchte nicht laut zu sein.
    »Was wollen Sie von mir?« Der Mann rauchte hastig ein paar Züge. Sein Blick irrte umher. Sechs Meter weiter lehnte ein Pärchen an den Fenstern. Sollte man schreien?
    »Gehen wir«, sagte Shura Aitmanow. »Bitte, seien Sie klug, Gospodin. Es hat keinen Sinn, um Hilfe zu rufen. Wir werden an vielen Menschen vorbeikommen, und Sie werden keinen Ton sagen. Das Messer Grigonjs ist scharf. Es schneidet durch Stoff, Haut und Fleisch wie durch Butter. Sie könnten nur einen Ton von sich geben, dann wäre das Messer in Ihnen. Wir werden Sie dann auffangen und erklären, es sei Ihnen schlecht geworden und wir wollten Sie zum Arzt bringen. Jeder wird es uns glauben. Sie sehen das doch hoffentlich ein, Gospodin!«
    »Was soll das heißen?« Der Mann warf seine Zigarette weg. Dienstbereit zerdrückte sie der andere Russe mit dem Schuh. »Was habe ich mit Ihnen zu tun? Sie werden sich wundern, wie ich protestieren werde! Das ganze Schiff rufe ich zusammen! Ihrem Herrn, Graf Sepkinow, werde ich sagen, daß …«
    »Bitte, Gospodin!« Shura Aitmanow zeigte auf den langen Gang der Promenade. »Das Wasser im Fluß kann Tag und Nacht murmeln – ein Mann sollte handeln, sagt man bei uns. Gehen wir schnell!«
    Der Mann hob die Hände, als wolle er winken und schreien. Dann sanken seine Arme schlaff herunter. Die Spitze des Dolches hatte sich durch den Smoking gebohrt, wirklich widerstandslos, und ritzte ihm die Haut unterhalb der linken Lunge auf. Er machte einen Schritt vorwärts, und Shura Aitmanow stützte ihn, als sei er krank.
    So gingen sie an den Paaren vorbei, die in der geschlossenen Promenade umschlungen aufs Meer schauten, schwenkten in das große Foyer, von dem die Türen zum Hamburg-Salon und zum Alster-Club abgingen, und stellten sich an einem Lift auf. Ein Schwall von fröhlichen Menschen umspülte sie, drei Musikkapellen spielten, eine Polonaise zog durch die Säle und über die Foyers. Im Alster-Club war Neptun mit seinem Gefolge erschienen und weihte die Neulinge auf See zu Atlantikfahrern. Auch Hergarten war darunter. Er kniete vor Neptun, im Zivilberuf II. Zahlmeister, und erhielt den Ritterschlag mit dem Dreizack.
    Das war die kritischte Situation. Shura Aitmanow erkannte es zu gut: Er stellte sich vor dem Mann auf, und seine geschlitzten asiatischen Augen glühten gefährlich.
    Der Lift kam. Die drei stiegen ein, fuhren zum Promenadendeck, stiegen dort aus und nahmen den Mann wieder zwischen sich. Schnell gingen sie die langen Gänge hinunter, schwenkten in den Kabinentrakt ein und kamen in den Teil des Schiffes, der jetzt um diese Zeit wie ausgestorben war. Der Mann blieb verwundert stehen. Ein paar Türen weiter war seine eigene Kabine.
    »Um mich ins Bett zu bringen, brauchen Sie keinen Dolch«, sagte er mit bitterem Humor. Mit einem Sprung war er plötzlich aus der Mitte der Russen und lehnte sich gegen die Tür von Kabine 17. In ihr wohnte die gelähmte Frau Michaelsen, die jetzt oben im Salon Wein trank und ausgelassen fröhlich war. Gleichzeitig mit dem Sprung riß er einen Revolver aus der Hosentasche … aber ebenso schnell blitzte das Messer durch die Luft und blieb im rechten Handrücken des Mannes stecken. Der Revolver polterte auf den Gang. Grigorij hob ihn auf und steckte ihn ein.
    »Sie sind dumm, Gospodin«, sagte Shura Aitmanow ruhig. Er stieß die Tür der gegenüberliegenden Kabine 19 auf, eine kleine Kabine mit zwei Etagenbetten. Der Raum war hell erleuchtet. Der dritte Lakai Sepkinows wartete dort; der Mann sah ihn deutlich, er stand hinter einem Sessel, mit nacktem Oberkörper, die Arme verschränkt, wie ein Scharfrichter, der auf den Delinquenten wartet.
    »Was wollt ihr?« brüllte der Mann. Er preßte ein Taschentuch auf die blutende Hand. Seine Augen flatterten vor Angst. »Hilfe! Hilfe!«
    Shura Aitmanow gab ihm einen kräftigen Stoß. Der Mann fiel gegen Grigorij, der ihn mit einem Hieb in die Kabine beförderte. Dort nahm

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