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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Welche Rache! Welch einmalige Chance des Hasses! Sie atmete schwer und drückte die Hände auf das Herz. Dr. Dahl erhob sich vom Bett und ging in der Kabine hin und her.
    »Ja, es ist furchtbar«, sagte er. Er verstand, daß Lisa sich so entsetzte, aber er übersah das Flammen in ihren Augen. »Wir haben einen eiskalten Mörder an Bord. Und wir alle, die wir es wissen, nur eine Handvoll, die Offiziere und die Oberstewards, warten stündlich auf einen neuen Mord. Das ist das Nervenfressende: Wir wissen, daß es einen Mörder gibt, er ist neben uns, und wir können nichts tun, um ihn an weiteren Morden zu hindern. Jeder von uns kann das kalte Biest sein … auch du …«
    »Auch ich?« Lisa lächelte schwach. Sie ließ sich zurückgleiten aufs Bett und warf dann die Decke von sich. »Sieht so ein kaltes Biest aus …?«
    Dr. Dahl schüttelte den Kopf. Er löschte das Licht bis auf eine kleine Lampe, die über dem Bett brannte.
    Der Morgen war wieder ein Sonnentag, obwohl alle Nebel erwartet hatten, wie es auch das Fernsehen vorausgesagt hatte. Die meisten Passagiere schliefen noch nach dieser langen Nacht der Freude, aber auf dem Sonnen- und Sportdeck gab es doch Unermüdliche, die Frühsport betrieben, einen Dauerlauf um die Pools machten, unter den Rettungsbooten turnten, Luft pumpten, den Rumpf beugten, die Arme schlenkerten und auf der Stelle hüpften. Eine Meisterleistung vollbrachte jeden Morgen um 7 Uhr ein alter Herr, der mit zwei dicken Hanteln übte und sich aus der Gerätekammer vom Decksteward einen ledernen Bock holen ließ, über den er zwanzigmal sprang, nach jedem fünften Sprung immer etwas höher. Dann schwamm er noch zehn Runden im Pool und ließ die Zeit stoppen.
    »Ich bin sechsundsiebzig Jahre«, sagte der eiserne Turner einmal zu seinen verblüfften Zuschauern. »Ich turne seit meinem siebten Lebensjahr. Ich sage Ihnen: Der alte Turnvater Jahn war ein Genie! Besser als Kräuter und Pillen ist die gut durchatmete Haut. Unsere moderne Zeit erstickt sich selbst im Mief.«
    In den Küchen hatte man jetzt Zeit. Vor zehn Uhr war mit dem Frühstück nicht zu rechnen. Die Deckstewards bauten die Liegestühle auf; sie würden heute gebraucht werden, um die schweren Köpfe auszulüften.
    Dr. Dahl hatte Lisa schlafen lassen und hatte sich leise gebadet, rasiert, angezogen und seine Kabine verlassen. Sein erster Weg führte zu Kabine 107. Margret Goltz saß im Bett und winkte ihm rätselhaft fröhlich zu, als er eintrat und seine Arzttasche auf den Frisiertisch stellte. Die Schwester nickte ihm stumm zu und ging. Keine Vorkommnisse. Eine ruhige Nacht. Eine brave Patientin.
    »Na, was macht unser Knöchel?« fragte Dr. Dahl und setzte sich auf einen Hocker neben das Bett. Er schlug die Decke zurück und befühlte den Gips. Er saß gut und fest. Der Ausflug Margrets in die Totenkammer hatte ihm nicht geschadet.
    »Ein verstauchter Knöchel ist doch ein Klacks gegen einen Kopfschuß, finden Sie nicht auch, Herr Doktor?« sagte Margret laut. Ihre Stimme hatte einen fordernden Unterklang. Dr. Dahl schlug die Decke wieder über das Bein, aber Margret schob sie ganz von ihrem Körper. Sie knöpfte sogar die Pyjamajacke auf und legte sich mit ausgebreiteten Armen zurück. »Sie haben nur den Fuß untersucht, Herr Doktor. Bei einem Fall kann man aber auch innere Verletzungen haben, nicht wahr? Ich glaube, ich habe welche. Es sticht hier in der Herzgegend, und hier im Magen und tiefer auch … ganz tief …«
    Dr. Dahl übersah den entblößten Mädchenkörper, er sah gegen die Kojenwand.
    »Für innere Verletzungen liegen keine Anzeichen vor.«
    »Sie haben mich nicht abgetastet, Herr Doktor!«
    »Man kann so etwas auch ohne manuelle Aktionen feststellen. Sie haben nur den Knöchel verstaucht, sonst nichts.«
    »Und das Brennen im Körper?« Margrets Augen waren groß und dunkelblau. Ihre Lippen bebten. »Wenn ich einen Milzriß habe?«
    »Dummheit!« sagt Dr. Dahl grob.
    »Oder Prellungen an den Rippen? Herr Doktor, ich muß darauf bestehen, daß Sie mich gründlich untersuchen. Ich fühle mich so elend.«
    Dr. Dahl ergriff die Bettdecke und zog sie über den Körper Margrets. Sie ließ es geschehen, aber ihre Augen flimmerten.
    »Sie erwähnten eben einen Kopfschuß. Es gibt keinen Kopfschuß, Fräulein Goltz.«
    »Und der tote Dubois bei Ihnen?«
    »Sie haben ihn nie gesehen.«
    »Aber ja! Ich stand vor seinem Bett.«
    »Sie haben nichts gesehen.« Dr. Dahl sah Margret jetzt voll an. Ihre Blicke kreuzten sich wie

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