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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Klingen. »Sie wissen trotz Ihrer Jugend, was ein Skandal bedeutet. Sie können ahnen, was es bedeutet, wenn die Passagiere erfahren, daß hier an Bord ein … ein Unglück geschehen ist. Im Interesse von tausend Passagieren, von vierhundert Mann Besatzung, im Namen des Kapitäns und auch in meinem Namen bitten wir Sie, nichts gesehen zu haben. In drei Tagen sind wir in New York, dann klärt sich alles auf … Fräulein Goltz, wenn Sie eine Panik verhindern können, dann nur, wenn Sie schweigen. Versprechen Sie es mir!«
    Er hielt Margret seine Hand hin. Sie ergriff sie und hielt sie fest.
    »Wie alt sind Sie, Herr Doktor?«
    »Was hat das damit zu tun? Dreißig Jahre.«
    »Sie haben schon wunderbar graue Schläfen. Sie sind ein schöner Mann.« Margret hob das gesunde Bein und trat die Decke wieder von sich weg. Ihre Brust wölbte sich aus der aufspringenden Jacke. »Ich mag Sie. Ich habe in der Nacht von Ihnen geträumt … von uns geträumt. Es war wunderbar. Haben Sie ein steinernes Herz …?«
    »Versprechen Sie mir, kein Wort über den Toten zu sagen, bis wir in New York sind.«
    »Gut. Machen wir einen Handel.« Margret zog die Hand Dr. Dahls an sich und legte sie auf ihre Brust, ehe er sie zurückziehen konnte. »Ich sage kein Wort. Nie in meinem Leben sage ich ein Wort über den Toten dort unten – wenn Sie diese Nacht bei mir bleiben!«
    Dr. Dahl sprang auf und stieß den Schemel vom Bett.
    »Man sollte Ihnen den Hintern versohlen!« sagte er laut.
    »Auch das dürfen Sie.« Margret räkelte sich wie eine Schlange auf einem sonnenwarmen Stein. »Sie dürfen alles mit mir, wenn Sie heute nacht kommen.«
    Wortlos verließ Dr. Dahl die Kabine und fuhr mit dem Lift hinauf zur Brücke, zum Kapitän. Lars Selbach saß vor der Seekarte und studierte die Wetterlage.
    »Ich bin am Ende«, sagte der Arzt und setzte sich schwer auf das Sofa des Kapitäns. »Was ich Ihnen jetzt erzähle, wird Sie sehr erheitern. Aber eins vorweg: Sosehr ich das Schiff und die Schiffahrt liebe … sagen Sie nachher bloß nicht: Doktor, opfern Sie sich für das Schiff.«
    Und so war es! Kapitän und I. Offizier sagten einstimmig: »Lieber Doktor, die ›Ozeanic‹ erwartet Ihr Opfer.« Und der I. Offizier setzte noch hinzu: »Ich würde es Ihnen sogar abnehmen, wenn mein Typ gefragt wäre.«
    Wütend verließ Dr. Dahl die Brücke. Bis zum Abend war noch viel Zeit.
    Um 11 Uhr klingelten alle Schellen, gellten die Sirenen, schepperten die Glocken.
    Alarm! Alles in die Boote! Das Schiff havariert! Alarmstufe I. Ablauf nach Plan I.
    Die Alarmübung traf die Passagiere gerade zwischen Frühstück und den Überlegungen, wie man den Vormittag herumbringen könne. Wie in einem Manöver eine gut geschulte Truppe durch nichts aus dem Tritt zu bringen ist, so wußte jeder Steward, jedes Besatzungsmitglied bis hinunter zum Schiffsjungen und Liftboy, was er jetzt zu tun hatte. Auch die Passagiere wußten es; sie hatten schon am ersten Tag an Bord ein großes Merkblatt bekommen mit der Bitte, es genau durchzulesen. Im Ernstfalle konnte das Leben daran hängen, daß alles ohne Panik und geordnet eingeschifft und von Bord gebracht werden konnte.
    Auf den einzelnen Decks übernahmen die Offiziere das Kommando. Aus den Gängen quollen die Passagiere, die Schwimmwesten in der Hand. In jeder Kabine gab es ein Extrafach, wo die Schwimmwesten lagen. Die meisten Passagiere lachten und machten Witze, vor allem, als einige noch in Schlafanzügen an Deck rannten, getreu der Anweisung: Bei Alarm hat jeder so an Deck zu kommen, wie er gerade ist. Langes Anziehen kann den Verlust wertvoller Minuten bedeuten.
    Mr. Hopkins erschien mit einem Feuerlöscher in der Hand, den er aus der Halterung im Gang gerissen hatte.
    »Eisberg oder Brand?« brüllte er. »Bei Brand auf Sammy hören! Ich bin Chef der Freiwilligen Feuerwehr von Hephards Springs!«
    Es gibt immer jemanden, der ein Clown sein muß. Die Stimmung jedenfalls war herrlich. Die Offiziere und Stewards teilten die Bootsbesatzungen ein. Die Gruppen marschierten zu den angegebenen Booten, wo die Matrosen die Persennings abrissen und über die Davits die Boote einschwenken ließen. Die Alarmhörner gellten noch immer über das Meer. Von der Brücke aus beobachtete Kapitän Selbach die Bootsmanöver. Er nahm daran nicht teil; er wurde im Ernstfall sowieso der letzte sein, der von Bord ging. Oder nicht … Wie so viele Kapitäne vor ihm, die mit ihren Schiffen untergingen, wie es die Seemannsehre befiehlt.
    Auf dem

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