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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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polierter Bürgerlichkeit. Als sie heirateten, war auch das wie ein abgeschlossener physikalischer Versuch: Man hatte erkannt, daß die Stoffe Hergarten und Lisa Arthberg durch Verschmelzung einen neuen Stoff hervorbrachten, den man Ehe nannte. Und Lisa war glücklich gewesen, solange sie nichts anderes kannte; solange sie nicht ahnte, wie Liebe sein kann.
    An diesem Nachmittag allein, hatte Lisa eine verrückte Idee. Sie kam ihr, als sie das Telefon ansah. Es war wie ein Blitz, der in sie hineinfuhr.
    Wir klären das jetzt alles, dachte sie. Wir … wir werden uns aussprechen und den Irrtum unseres Lebens einsehen.
    Sie hob den Hörer ab. Die Telefonzentrale meldete sich. Eine freundliche Stewardeß. »Bitte Kabine 12«, sagte Lisa.
    Es knackte in der Bordleitung. Ob er unter Deck ist? dachte sie.
    Eine Stimme. Seine Stimme. Nah, als säße er neben ihr.
    »Ja, bitte?«
    Lisa holte tief Atem und raschelte mit der Tasche an dem Hörer. Es mußte sich anhören wie atmosphärische Störungen. Mit verstellter Stimme sagte sie:
    »Bitte – warten … bitte – warten … bitte – warten …« wie das Tonband bei einer besetzten Leitung.
    Dann ließ sie den Verschluß knacken und hörte, als sie den Hörer wieder an ihr Ohr hielt, Hergartens fragende, etwas aufgeregte Stimme.
    »Hallo! Was ist denn? Hallo!«
    »Franz –«, sagte Lisa mit mühsam fester Stimme. Am anderen Ende vernahm sie ein tiefes Einatmen.
    »Lisa …?«
    »Ja.«
    »Mein Gott, du rufst mich an? Du … woher weiß du denn … Wieso kannst du …« Er kam ins Stottern. Seine Fassungslosigkeit tat ihr gut. Jetzt peinigt ihn das schlechte Gewissen, jetzt muß er aus dem Stegreif lügen. Kann er das?
    »Warum bist du so entsetzt?« fragte sie ruhig.
    »Ich bin nicht entsetzt, Lisa, ich bin einfach platt! Du rufst mich an! Wo bist du denn?«
    »Bei uns zu Hause.«
    »Es ist so klar, als wenn du mir gegenüber säßest.«
    »Ja, die Technik!«
    »Woher weißt du denn, daß ich auf der ›Ozeanic‹ bin und nicht mit dem Flugzeug übergesetzt habe?«
    »Du siehst, ich weiß es eben. Ich weiß noch noch viel mehr.«
    »Ich habe dir einen Brief geschrieben, Lisa.«
    »Mit der Flaschenpost?« unterbrach sie ihn bitter. Sie hörte, wie Hergarten sich den Schweiß abtupfte. Du Schuft, dachte sie. Los, suche dir Lügen aus dem Ärmel! Mach es wie der Zauberer, der Kaninchen aus dem Hut zaubert.
    »Er liegt beim Bordpostamt und sollte als erster in New York sofort weggehen. Das heißt, er lag dort. Jemand hat ihn gestohlen und zerrissen.«
    »Bist du auf einem Schiff, mit dem mal Karl May gefahren ist?«
    »Lisa, ich bitte dich, hör mich an. Hier an Bord ist der Teufel los! Ich bin auf dieses Schiff umgestiegen, weil man glaubte, man könne damit mögliche Agenten, die nach meinen Plänen fahnden, irreführen. Das war ein Irrtum. Auf dem Schiff wimmelt es von Agenten.«
    Wie raffiniert du lügst, dachte Lisa bitter. Seit vier Tagen bin ich an deiner Seite, und ich habe noch keine Drängelei der Agenten bemerkt. Oh, welch ein schäbiger Kerl du doch bist, Franz Hergarten!
    »So schlimm ist es?« sagte sie mit dickem Spott. »Und du spielst James Bond? Hast du auch wie er so viele Frauen im Bett?«
    »Lisa!« Hergarten schrie ins Telefon. »Bitte, hör mich an. Ich …«
    Sie unterbrach ihn wieder. Kühl und doch bis zu den Zehen bebend. »Ich weiß, dir genügt eine! Du siehst, ich weiß alles. Soll ich dir beschreiben, wie sie aussieht?«
    »Mein Gott, Lisa, das ist doch alles ein Irrtum! Das ist eine Verkettung von Dingen, die man nicht mit zehn Worten erklären kann! Hab doch Vertrauen zu mir! Es mag vielleicht auf die Entfernung so aussehen, als wenn … Lisa … hörst du mich noch …?«
    Oh, ich höre dich sehr gut, dachte sie. Aus der Entfernung … ich habe von nahem gesehen, wie sie in deinem Zimmer war, nackt unter einem hauchdünnen Nachthemd. Das ist kein Irrtum.
    »Hast du mit ihr geschlafen?« fragte sie. Ihr Herz zersprang fast dabei.
    »Nein, Lisa!«
    »Warum lügst du so feig?«
    »Ich schwöre es dir!«
    »Du liebst sie aber …«
    »Ich gestehe, daß sie faszinierend ist. Aber unser Zusammensein ist nur rein beruflich …«
    Nackt in der Kabine, das ist auch ein Beruf, bestimmt. Nur hat das mit Wissenschaft nichts mehr zu tun und nichts mit Staatssicherheit. So etwas nennt man schlicht Hurerei. Ist das dein neuer Beruf, Franz Hergarten?
    »Ich weiß, was geschehen ist. Bis du in New York angekommen bist, wirst du mit ihr geschlafen haben. Das

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