Schwarzer Nerz auf zarter Haut
ist ganz sicher. Und wenn du ehrlich bist: Hast du nie darüber nachgedacht, ob wir wirklich zusammenpassen?«
»Aber Lisa! Lisa! Was ist denn mit dir los?!« Die Stimme Hergartens überschlug sich. »Ich liebe dich doch …«
Es traf sie wie ein Schlag. Der Hörer fiel ihr aus der Hand und pendelte an der Strippe hin und her. Sie hörte Hergartens rufende Stimme und schüttelte langsam den Kopf. Mit müder Hand nahm sie den Hörer und legte auf. Zu Ende, Franz, zu Ende. Wenn es wahr sein sollte, was du sagst, wenn es wirklich war ist … es ist nun zu spät. Ich habe versagt, ich bin ausgebrochen, ich habe mit einem anderen Mann geschlafen … und sie, dieses Aas, dieses Scheusal mit dem schwarzen Nerz, dieses Höllenweib hat mich dazu getrieben. Man sollte sie umbringen deswegen … auch jetzt noch, gerade jetzt, wo alles zusammengebrochen ist und es kein Zurück mehr gibt.
Der Haß, der in Lisa emporstieg, war so groß, daß er ihr die Luft nahm. Sie fiel nach hinten auf das Bett Dr. Dahls und riß sich die Bluse von der Brust.
Luft! Luft! Ich ersticke am Haß …
Verzweifelt flehte Hergarten die Stewardeß der Telefonzentrale an, Deutschland zu erreichen. Der Funker in der Funkkabine, der die Verbindungen herstellte, konnte nur immer das gleiche melden:
»Die angegebene Nummer meldet sich nicht.«
»Aber das ist doch Blödsinn!« schrie Hergarten die unschuldige Stewardeß an. »Meine Frau ist da. Sie hat eben noch mit mir gesprochen. Wir sind nur getrennt worden. Versuchen Sie es noch einmal. Immer wieder.«
Nach zwei Stunden gab es Hergarten auf.
»Der Teilnehmer hebt nicht ab«, sagte die Stewardeß. »Wir haben mehrmals drei Minuten lang durchklingeln lassen. Wir können unsere Leitungen nicht mit einem einzigen Gespräch blockieren. Vielleicht versuchen Sie es morgen wieder.«
»Gut, ich versuche es.« Hergarten stützte den Kopf in die Hand. »Dann schicken Sie wenigstens ein Telegramm hinaus. Text: Anrufe sofort. Ich warte am Telefon. Franz. Adresse …«
Aber es kam kein Anruf mehr.
Dafür kam Sybilla vom Sonnendeck zurück, in einem Bademantel, die braune Haut naß und herrlich kalt vom Schwimmen. Sie warf den Mantel ab, löste das Oberteil des Bikinis und stieg aus dem nassen Höschen. Nackt lief sie hin und her und rieb sich mit einem Handtuch den Rücken. Hergarten saß auf dem Bett und sah sie an, wie sie an ihm vorüberlief, eine Venus, die ihm gehören könnte. Der Traum von einem Weib.
Er ergriff ihren Arm, als sie wieder an ihm vorbeilief, und hielt sie fest.
»Komm!« sagte er mit belegter Stimme. »Du hast gesiegt.«
Sie gab seinem Drängen nach und fiel neben ihm aufs Bett. Und sie breitete die Arme aus, als er sich über sie beugte.
Der Fünf-Uhr-Tee fand ohne Sybilla und Hergarten statt.
Margret Goltz hatte sich schöngemacht. Alle Raffinements, die eine im Bett liegende Frau zu bieten hat, hatte sie aufgeboten, um die Visite Dr. Dahls zu einem intimen Erlebnis werden zu lassen.
Sie trug ein Nachthemd, dessen Ausschnitt sie so weit eingeschlagen hatte, daß ihre festen Brüste nur halb bedeckt waren. Das lange blonde Haar floß offen über ihre Schultern. Sie hatte ihr Puppengesicht geschminkt, die Augen umrändert, den Mund mit Lippenstift vergrößert. Ein wenig Verworfenheit ging von ihr aus, Lockung und Angebot, und doch auch ein bißchen Clownerie, hinter der das Mitleid stand.
Sie hatte sich nur halb zugedeckt. Das gegipste Bein lag bloß, das andere Bein, nackt und am Fuß mit einem Fellpantoffel verziert, lag über der Decke, wie ein Wegweiser zu dem halbverhüllten Körper. So traf Dr. Dahl Margret Goltz an, als er am späten Nachmittag in ihre Kabine kam.
»Wie geht es uns denn?« fragte er. Mit dem Knöchel klopfte er gegen den Gipsverband. Dann glitt sein Blick das Bein entlang über den Körper. »Noch Schmerzen?«
»Nicht im Bein, Doktor. Sie wissen es doch.« Margrets Stimme war süß und angereichert mit zurückgedrängten Seufzern. Sie räkelte sich, und die gewölbte Landschaft ihres Körpers veränderte sich ständig. Als sie sich reckte, schob sich das dünne Nachthemd bis über die Hüften. Die weißen Schenkel öffneten sich ein wenig, durchaus nicht obszön, sondern eher wie eine Frage des Leibes: Erkennst du, wie schön ich bin? Es war ein Anbieten mit dem Unterton der Angst.
Dr. Dahl öffnete seine Arzttasche und entnahm ihr eine Flasche Kirschlikör und zwei Gläser. Er stellte sie auf den Tisch, schraubte die Flasche auf und goß die Gläser
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