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Schwarzer Purpur

Schwarzer Purpur

Titel: Schwarzer Purpur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wahl
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für sie aufzubringen.
    Nachdem ich den Entschluss gefasst hatte, verspürte ich die Erleichterung, die so oft mit einer Entscheidung Hand in Hand geht. Ich buchte einen Platz in der Abendmaschine, rief die Bahnhofsauskunft wegen der Zugverbindungen an und sprach Monika eine Nachricht auf den Anrufbeantworter. Es überraschte mich nicht sehr, dass niemand im Büro abnahm, denn es kam häufiger vor, dass alle verfügbaren Kräfte in den Freianlagen bedienen mussten. Ich hoffte nur, dass jemand ihn abhörte, bevor ich landete.
    Mein Zeitplan würde mir sogar erlauben, mich von Jonathan zu verabschieden. Wendy hatte zu dem offiziellen Text, mit dem der Sender Freunde und Bekannte Jonathans für den übernächsten Tag einlud, die Visitenkarte eines Bestattungsunternehmens geheftet und in ihrer krakeligen Handschrift hinzugefügt:
    Ich habe mit dem Bestattungsunternehmen gesprochen. Sie können ohne neugierige Zuschauer von ihm Abschied nehmen, wenn Sie dort Ihren Namen nennen.
    Meine Sachen waren schnell gepackt. Der Brief an Mark dauerte bedeutend länger, weil ich immer wieder neu ansetzen musste. Es war überraschend schwierig, meine Gefühle einigermaßen treffend auszudrücken. Vielleicht, weil ich mir selbst über sie nicht ganz im Klaren war.
    Seltsamerweise fiel es mir viel leichter, Ich liebe dich zu schreiben, als es ihm ins Gesicht zu sagen, und weil der Stift es quasi von selbst schrieb, wehrte ich mich nicht dagegen.
    Lieber Mark,
    du wunderst dich sicher über mich, dass ich einfach abgereist bin. Glaube mir, so einfach war es nicht für mich! Aber ich hatte mehr Zeit zum Nachdenken, als gut für mich war.
    Nach gestern Abend ist mir klar geworden, dass ich dich zu sehr liebe, um ertragen zu können, dass es für dich vielleicht nur ein Flirt war. Ich habe keine Erfahrung in solchen Sachen, deshalb habe ich schrecklich Angst davor, dass Jessica die Wahrheit gesagt hat und du mich nur verführt hast, um mich bei Laune zu halten – auch wenn das gar nicht nötig war. Ich würde nie etwas tun, was dir schadet.
    Du hast mich aus meinem Schneckenhaus geholt, und ich kann immer noch nicht glauben, wie mich das verändert hat. Ich weiß, dass ich dich liebe, aber liebst du mich? Verzeih, dass ich nicht den Mut habe, dir diese Frage direkt zu stellen, aber ich bin und bleibe ein Feigling. Und ich habe wirklich Angst vor meinen Gefühlen. Wir kennen uns erst so kurz, und doch brauche ich dich schon wie die Luft zum Atmen. Deine Zärtlichkeit, deine lachenden Augen, deine Stimme – ohne dich erscheint mir mein Leben – das Leben, das ich all die Jahre geführt habe – wie ein einziges graues Einerlei.
    Im Augenblick weiß ich überhaupt nicht mehr, was mit mir los ist. Ich scheine keinen vernünftigen Gedanken fassen zu können, deshalb klingt dieser Brief vielleicht etwas seltsam. Nimm es mir bitte nicht übel, dass ich es einfach nicht mehr aushalte.
    Du kannst mich jederzeit bei »Blütenzauber« erreichen, und ich werde dort auf eine Nachricht von dir warten. Komm zu mir. Oder gib mir ein Zeichen, dass ich zu dir zurückkommen soll.
    Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich,
    Deine Verena
    PS: Liebe Grüße an Sophia und gute Besserung! Ich werde an sie denken und ihr die Daumen drücken, dass sie so schnell wie möglich wieder fit ist!
    Die barsche Stimme, die sich unter der Nummer des örtlichen Taxiunternehmens meldete, schien seltsam misstrauisch, als ich ihn fragte, wie schnell er mich nach Bristol bringen könnte. »Wieso fährt Mr. Abernathy Sie nicht hin?«, brummte sie. »Oder Miles?«
    »Sie sind beide beschäftigt«, sagte ich irritiert. »Fahren Sie mich nun, oder soll ich jemand anderen anrufen?«
    Fast widerwillig erklärte er sich bereit und versprach, mich rechtzeitig an meinem Zug nach London abzusetzen. Als er mich abholte, zog ich einfach die Haustür hinter mir zu.
    In der Victoria Station stopfte ich mein Gepäck in ein Schließfach und machte mich auf den Weg zum Bestattungsunternehmen. Glücklicherweise war es nicht allzu weit, und so ging ich zu Fuß. Einerseits, um mich zu beruhigen, andererseits, um nach einem ansprechenden Blumenladen Ausschau zu halten. Plötzlich stockte ich vor einem Feinkostgeschäft: Im Schaufenster boten sie attraktiv gebundene Gewürzsträußchen an. Das würde Jonathan gefallen, schoss es mir durch den Kopf, und es passte so viel besser zu ihm als die üblichen Blumen. Ich kaufte ein besonders hübsches Bouquet aus glänzenden, dunkelgrünen

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