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Schwarzer Purpur

Schwarzer Purpur

Titel: Schwarzer Purpur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wahl
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Entscheidung von doch beträchtlicher Größe sollte sorgfältig ausgelotet werden.«
    Ich gab ihm Recht, bat ihn aber um größtmögliche Eile. Nachdem ich mich dazu entschlossen hatte, wäre es zu ärgerlich gewesen, wenn mir jemand anderes zuvorkommen würde. Er klang fast väterlich, als er mir versicherte, sich sofort zu melden, sobald er Näheres in Erfahrung gebracht hätte.
    Der Januar war eine ruhige Zeit. Unter Alfons’ Aufsicht wurden die Primelsämlinge pikiert, Unmengen Töpfchen voller Miniatur-Narzissen für das Frühjahrsgeschäft gesteckt und die Maßliebchen zum Treiben eingetopft. Monika und ich wälzten die Kataloge der Großgärtnereien, stellten Listen der Pflanzen auf, die wir bestellen mussten, und ich begann heimlich, die Buchhaltung auf den Durchgang größerer Warenmengen auszurichten.
    Ich erlaubte mir nicht, mit einem Misserfolg zu rechnen. Trotzdem begann mein Herz wild zu schlagen, als die kühle Stimme der Sekretärin von Dr. Weydrich nach einigen Wochen am Telefon zu mir sagte: »Einen Moment bitte! Ich verbinde.«
    »Hallo?«, krächzte ich atemlos in den Hörer.
    »Guten Tag, Frau Naumann.« Durch Dr. Weydrichs beruflich bedingte Emotionslosigkeit klang eine winzige Spur von Triumph. Mein Herz raste. Unbewusst umklammerte meine freie Hand die Stuhllehne, während ich endlose Sekunden wartete, dass er fortfuhr.
    »Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass wir ganz außerordentlich erfolgreich waren.«
    Mein erleichtertes Ausatmen war sicher gut zu hören. Die Anspannung wich einem Hochgefühl, nicht unähnlich demjenigen, das ich verspürt hatte, als ich meinen ersten Orchideensämling betrachtete. Ich lehnte mich zurück und bemühte mich, Dr. Weydrichs umständlichen Ausführungen zu folgen. Eigentlich interessierte mich nur eines: Ich hatte die Generalvertretung!
    Aber die Sache schien tatsächlich für mich besonders glücklich verlaufen zu sein. Abernathy hatte offenbar nicht ausreichend investiert, um den Bedarf an seinen speziellen Pflanzen befriedigen zu können. Der sprunghaft angestiegenen Nachfrage stand eine unzureichende Anbaufläche gegenüber. Und um erweitern zu können, brauchte er dringend Kapital.
    »Ich darf sagen: Wir haben ausgezeichnete Konditionen ausgehandelt.« Dr. Weydrich war sichtlich mit sich zufrieden. »Es wird jetzt leider einige Zeit in Anspruch nehmen, das Ganze juristisch in Form zu gießen, salopp ausgedrückt – aber Sie können davon ausgehen, dass die Zusage bindend ist.«
    Ich bedankte mich ausführlich, dann legte ich auf und wollte mein Hochgefühl auskosten. Doch plötzlich regte sich ein anderer Gedanke in mir. Nervös kaute ich auf einem Bleistift herum und überdachte noch einmal alles. Meine Euphorie verflüchtigte sich, während ich mir ausmalte, wie gekränkt Monika über mein Misstrauen ihr gegenüber sein musste. Sie hatte mich mit offenen Armen aufgenommen. Dass wir nie über Gelddinge gesprochen hatten, machte es nicht besser. Ich hätte ihr von Anfang an reinen Wein einschenken müssen. Stattdessen hatte ich stillschweigend das für die Lage der Gärtnerei großzügig bemessene Gehalt akzeptiert.
    Wie würde sie nun reagieren, wenn ich mich hinstellte und sagte: Übrigens, ich bin sozusagen reich. Ich wollte es dir nur nicht sagen, damit du nicht neidisch wirst. Aber jetzt habe ich die Vertretung von Abernathy und möchte bei dir einsteigen. Ich war so begeistert von der Idee an sich gewesen, dass ich mir über diesen Teil der Realisierung keine Gedanken gemacht hatte. Jetzt rächte sich meine anfängliche Geheimniskrämerei. Ich kam mir schrecklich schäbig vor. Mike war nicht die missgünstige Nachbarin von Tante Hilde, sondern meine Freundin!
    Bedrückt gestand ich mir die Möglichkeit ein, dass sie mich hinauswarf. Vielleicht unwahrscheinlich – Monika war eine ausgesprochen gutmütige Person –, aber nicht unmöglich. Schon allein das Bestehen dieser Möglichkeit machte mir schwer zu schaffen.
    Ich fühlte mich wohl mit Mike, Alfons und unseren Pflanzen, und am liebsten wäre es mir gewesen, wenn sich nichts an diesem Leben geändert hätte. Aber an der überfälligen Beichte führte kein Weg vorbei. Das war ich meiner Freundin einfach schuldig.
    Nachdem ich mich dazu durchgerungen hatte, wollte ich es auch so schnell wie möglich hinter mich bringen. Entschlossen suchte ich Monika und fand sie hinten im alten Gewächshaus, wo sie den verrosteten Erddämpfer inspizierte.
    »Was meinst du, ob es sich lohnen würde,

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