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Schwarzer Purpur

Schwarzer Purpur

Titel: Schwarzer Purpur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wahl
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beherrschen, und drängte meine Trauer zurück, so dass ich relativ gefasst sagen konnte: »Ich habe ihn nicht sehr lange gekannt, aber er wird mir schrecklich fehlen.«
    Mark zog meinen Kopf an seine Schulter, murmelte mitfühlend »Ich weiß« und hielt mich fest, während ich mit den Tränen kämpfte.
    »Diese Saubande ist durch den Kräutergarten geschlichen«, verkündete Rosie, ließ geräuschvoll die Zimmertür hinter sich zufallen und warf mir einen giftigen Blick zu. Ich versuchte sie zu ignorieren und wandte den Kopf ab. Ihre offene Feindseligkeit konnte ich jetzt einfach nicht ertragen.
    »Das war zu erwarten«, seufzte Sophia resigniert. »Ich hoffe, du hast dir nicht zu viel Mühe gemacht, Rosie. Wir haben alle keinen großen Appetit.« Gefasst griff sie nach der Teekanne und begann uns Tee einzugießen.
    Ich beobachtete, wie die Milch in meiner Teetasse sich wolkig verteilte. Aus der zimtbraunen klaren Flüssigkeit wurde ein undurchsichtiges Beige.
    Der erste Bissen Toast war der schwierigste. Er schmeckte wie trockenes Papier und schien den letzten Rest Feuchtigkeit aus meinem Mund aufzusaugen. Ich schluckte ihn entschlossen hinunter und räusperte mich vorsichtshalber.
    »Was würden sie machen, wenn ich abreisen würde? Würden sie euch dann in Ruhe lassen?«
    »Höchstwahrscheinlich.« Mark klang nachdenklich. »Du bist natürlich mit Abstand der dickste Brocken – entschuldige den Ausdruck.«
    »Dann sollte ich wohl besser den nächsten Flug nehmen.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage!« Sophia schien geradezu empört. »Wir werden das hier gemeinsam durchstehen.«
    »Wir haben ja so einige Erfahrung darin«, stimmte Mark ihr zu.
    »Ich finde, die Miss sollte abreisen«, meldete Rosie sich so entschieden zu Wort, dass wir sie alle entgeistert anstarrten. Es war nicht ihre Art, sich ungefragt in Gespräche einzumischen. »Wenn sie nicht mehr hier ist, wird es ganz schnell wieder ruhig sein.«
    Zwei Paare Rabenflügelbrauen hoben sich, und die Köchin senkte errötend die Augen auf ihre Hände, die nervös die Schürze über ihrem Bauch glatt strichen. »Na, es stimmt doch! Ich habe auch die Schlagzeilen gelesen. Es geht denen doch vor allem um Mr. Dunnet und sie«, mit diesen Worten nickte sie mit dem Kinn in meine Richtung und bedachte mich mit einem zutiefst verächtlichen Blick.
    »Wir werden nicht klein beigeben. Das wäre ja noch schöner!« Kampflustig hob Sophia ihr festes knochiges Kinn, finster entschlossen, jedem Reporter persönlich die Stirn zu bieten.
    Mark beobachtete sie besorgt. »Versprich mir, dass du sie nicht wieder mit deinem alten Schirm bedrohst!«
    Ich erinnerte mich an das verschwommene Zeitungsfoto, das Jonathan mir im Zug gezeigt hatte. Auch Sophia erinnerte sich offensichtlich daran, und ihr Gesicht verzog sich zu einem vergnügten Grinsen.
    »Das hat toll gewirkt damals«, murmelte sie sehnsüchtig. »Keine Angst, mein Lieber. Ich werde mich beherrschen und ihnen aus dem Weg gehen.«
    »Das kann ich nur hoffen!« Mark trank entschlossen seinen Tee aus. »Alles Weitere besprechen wir, sobald ich zurückkomme.«
    »Wohin gehst du?«, fragte ich ängstlich. Es gefiel mir nicht, dass er uns allein lassen wollte.
    »Ich muss kurz in die Gärtnerei – ein Termin, den ich nicht absagen kann.« Er lächelte. »Du bist selbst schuld – hättest du mir gestern nicht im Büro geholfen, wäre mir diese Verabredung entfallen.« Sein liebevoll neckender Tonfall konnte nicht über seinen besorgten Blick hinwegtäuschen, als er hinzufügte: »Versprecht mir, dass ihr euch von den Fenstern fern haltet und im Haus bleibt. Dann dürftet ihr vor unliebsamen Begegnungen sicher sein. Ein großer Teil der Meute wird sich an meine Fersen heften, wenn ich Richtung Gärtnerei verschwinde. Ich werde versuchen, sie dort zu beschäftigen.«
    Sophia schien nicht sehr begeistert. »Sie werden dort alles kaputttrampeln«, gab sie zu bedenken.
    Marks Zähne blitzten in einem äußerst bösartigen Lächeln auf. »Ich habe schon mit Miles telefoniert. Er hat sich Dorlings Hund ausgeliehen. Der sollte sie in gebührendem Abstand halten können.«
    Sophia und ich standen am Fenster und beobachteten das Schauspiel, wie sich der Journalistenschwarm auf Mark stürzte, sobald sie ihn sahen. Er verschwand zwischen ihnen. Die Traube bewegte sich stetig in Richtung auf seinen alten Lieferwagen zu. Einige Reporter lösten sich aus der Gruppe und rannten zu ihren Wagen, um schneller die Verfolgung aufnehmen zu

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