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Schwarzer Purpur

Schwarzer Purpur

Titel: Schwarzer Purpur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wahl
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jetzt? Ich habe ein Foto von ihr gesehen.«
    »Siebzehn. Du wirst sie sicher noch kennen lernen. Sie hilft oft in der Gärtnerei aus.«
    »Und was meint Jessicas Vater dazu?«
    »Miles? – Miles hat keine eigene Meinung.«
    »Und du?«, konnte ich nicht widerstehen zu fragen.
    Sophia schüttelte nachdenklich den Kopf. »Nein«, sagte sie nachdenklich. »Sie wäre nicht die Richtige für ihn.« Sie lächelte mir vertraulich zu. »Er hat ja jetzt dich – und ich finde, ihr passt wunderbar zusammen.«
    Etwas bewegte sich hinter der Hecke in Richtung Seerosenteich. Ich beschattete die Augen mit der Hand – und erkannte einen der Reporter. Gemächlich schlenderte er Richtung Wasser, wobei er gierig an einer Zigarette zog und den Rauch in weißlichen Wolken ausstieß.
    Sophia hatte ihn noch nicht bemerkt, also legte ich bedeutungsvoll den Finger auf die Lippen und deutete auf die Gestalt. Sie hob den Kopf und versteifte sich sichtbar, sobald ihr Blick auf den hochgewachsenen Mann fiel. Eben hatte er das Ufer erreicht, nahm einen letzten tiefen Zug – und schnippte dann die Zigarette in einem eleganten Bogen mitten zwischen die dichten Blätter. Sobald seine Hände frei waren, griff er zu meinem Entsetzen an seinen Hosenbund und stellte sich in Positur.
    Mit einem wütenden Fauchen, das einem ausgewachsenen Pumaweibchen zur Ehre gereicht hätte, stürzte Sophia durch das nächste Loch in der Hecke. Sprachlos vor Zorn schwang sie die leichte Hacke wie eine Keule, während sie auf ihn zustürmte.
    Der Gesichtsausdruck des zu Tode erschrockenen Reporters wäre in einem anderen Zusammenhang komisch gewesen. In seiner ungeschickten Hast, seine Hose wieder zu schließen und gleichzeitig der schwer berechenbaren Waffe auszuweichen, stolperte er und fiel rücklings mitten in die Seerosenblätter. Es platschte weithin hörbar. Im kalten Wasser fing er sich so weit wieder, dass er lauthals um Hilfe rief, während er außerhalb von Sophias Reichweite hektisch im Wasser paddelte.
    Wie gelähmt hatte ich das Drama verfolgt, das sich vor meinen Augen so rasend schnell entwickelt hatte, dass ich erst aus meiner Erstarrung erwachte, als trappelnde Schritte und laute Rufe bereits seine Retter ankündigten.
    Die Meute bog gerade um die Hausecke, als ich mich noch verzweifelt abmühte, Sophia die Hacke zu entwinden und sie ins Haus zu ziehen. Das augenblicklich einsetzende Blitzlichtgewitter sprach für ihre schnelle Reaktion. Es war ja auch ein tolles Motiv: Sophia und ich mit unseren altmodischen Strohhüten, die sich allem Anschein nach um eine Gartenhacke zankten.
    »Bitte, hierher schauen!« Sie umtanzten uns in einem teuflischen Reigen. »Nein, zu mir – hallo!« Ununterbrochen klickten die Auslöser, und die Linsen blendeten uns, sobald sich das gebündelte Sonnenlicht in ihnen spiegelte.
    »He, seid bloß vorsichtig! Die Alte ist gemeingefährlich! Sie hat mir eben um ein Haar den Schädel eingeschlagen.« Der Reporter hatte es auch ohne Hilfe geschafft, aus dem Teich zu klettern. Allerdings zeigte seine mit Schlamm und Pflanzenteilen bedeckte Erscheinung, dass die Uferzone nicht für Badende konzipiert war.
    Begeistert wanderten die Kameraaugen in seine Richtung. Er richtete sich auf, spuckte ein halb verrottetes Blatt aus und breitete in dramatischer Übertreibung beide Arme aus. »Diese Verrückte gehört eingesperrt! Schaut mich an: knapp dem Tod entronnen!«
    »Unverschämtheit!«, schnappte Sophia, weiß vor Zorn. »Dieser … dieser Kerl da hat seinen Müll in meinen Teich geworfen, und dann wollte er ihn auch noch als Abort missbrauchen.«
    Bei dieser Anschuldigung wandten sich alle Köpfe erneut dem verdreckten Mann zu. Ich wartete keinen Moment länger.
    »Los, zum Kücheneingang«, zischte ich Sophia zu, und zu meiner Erleichterung reagierte sie sofort. Wie Hasen auf der Flucht warfen wir uns durch das Loch in der Hecke und rasten bereits auf den Hintereingang zu, als die Meute sich noch formierte.
    »Schnell, schließ ab«, keuchte Sophia der entgeisterten Rosie zu und sank auf den nächsten Küchenstuhl.
    Automatisch gehorchte die Köchin, starrte uns dann aber unter gerunzelten Brauen misstrauisch an. »Was ist denn jetzt wieder los?«
    »Sophia ist auf einen Reporter losgegangen«, erklärte ich.
    »Warum?« Ihr Blick ließ keinen Zweifel daran zu, dass sie die Schuld bei mir suchte.
    »Der Mistkerl hat seine Zigarette in den Seerosenteich geworfen und dann …« Sophia brach plötzlich ab und verzog schmerzlich

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