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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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erzählte. Dann bist du mir gefolgt.«
    »Ja. Aber nicht, um dich zu beschatten.«
    »Warum dann? Warum hast du nicht einfach weiter zugeschaut und deinen Job gemacht? Bloß, weil du früher mal in mich verknallt warst?«
    Er verzog das Gesicht. »War das so offensichtlich?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Alle Jungs waren doch in mich verknallt. Glaub mir, das hat mir gestunken! Diese ganzen Eifersüchteleien, und keines der anderen Mädchen hat auch nur ein Wort mit mir gesprochen. Ich war froh, als ich endlich mein Abi hatte.«
    »Nein, ehrlich gesagt, tue ich es nicht für dich. Ich will die Hintermänner des Anschlags. Wenn dein Mann |320| tatsächlich etwas damit zu tun hat, dann will ich ihn kriegen!«
    Ihre Augen forschten in seinem Gesicht. »Warum?«
    Lennard wies auf das Bild von Ben in seinem Portemonnaie. »Weil er meinen Sohn auf dem Gewissen hat!«

|321| 63.
    Corinna Faller schreckte hoch. Die Digitalanzeige ihres Radioweckers zeigte 2:53 Uhr. Die Journalistin war schweißgebadet, und ihr war übel. In letzter Zeit hatte sie oft schlecht geschlafen und war von einem wiederkehrenden Alptraum geplagt worden, in dem schwarzer Regen auf sie herabfiel, langsam ihre Haut, ihre Muskeln und Knochen auflöste und sie fortspülte, bis nichts mehr von ihr übrig war.
    Diesmal war es anders. Sie versuchte, sich an ihren Traum zu erinnern, doch es gelang ihr nur, ein paar zusammenhanglose Bilder heraufzubeschwören: eine jubelnde Menschenmenge, schattenhafte Gesichter, schwarze Fahnen im Wind. Sie hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte.
    Sie versuchte, sich zu beruhigen und wieder einzuschlafen. Sie machte ein paar Entspannungsübungen, doch die innere Unruhe ließ sich auch mit autogenem Training nicht vertreiben. Sie überlegte, eine Schlaftablette zu nehmen, entschied sich dann jedoch dagegen. Sie brauchte ihren Schlaf, aber sie nahm auch so schon genug Medikamente, um ihre von der Verstrahlung geschwächten Abwehrkräfte zu unterstützen. Also machte sie sich stattdessen einen Beruhigungstee, legte sich wieder ins Bett, löschte das Licht und dachte nach.
    Das Interview mit diesem Verschwörungstheoretiker Wiesner ging ihr nicht aus dem Kopf. Einige Sätze waren ihr noch klar in Erinnerung geblieben: Fragen Sie sich doch mal, wer von dem Anschlag profitiert. Die Bombe kann nicht aus einem islamischen Land stammen. Sie glauben ja gar nicht, was unsere gewählten Volksvertreter uns alles |322| verheimlichen! Die Wahrheit ist manchmal nur schwer zu akzeptieren.
    Die Worte vermischten sich mit denen Gerd Wesels während seines Auftritts und des Interviews: Mein Herz brennt in Liebe für mein Land, und es wird immer weiter brennen … brennen für Deutschland! Ich … ich habe mich doch höchstens zum Werkzeug für Deutschland gemacht! Er ist einer der führenden deutschen Unternehmer, und er steht ebenso wie ich hinter der Bewegung, die Deutschland wieder stark und wehrhaft machen will!
    Ein Gedanke stieg in ihr auf – ein Gedanke, der so ungeheuerlich, so schrecklich war, dass es ihr den Atem verschlug.
    An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken. Sie stellte sich unter die Dusche, um den Schweiß abzuwaschen und einen klaren Kopf zu bekommen. Dann setzte sie sich an ihren Laptop und begann zu recherchieren.

|323| 64.
    Es war kurz vor vier Uhr morgens, als der ICE Lüneburg erreichte. Niemand außer ihnen wollte um diese Zeit hier aussteigen. Lennard führte Eva so schnell wie möglich aus dem fast leeren Bahnhofsgebäude, in dem er sich wie auf dem Präsentierteller fühlte. »Ich kenne ein ganz nettes Hotel hier in der Nähe«, sagte er. »Hab da mal ein paar Tage jemanden überwacht. Es liegt sehr idyllisch an der Ilmenau.«
    »Gute Idee, ich bin hundemüde«, kommentierte Eva. »Aber meinst du, die geben uns um diese Zeit ein Zimmer?«
    »Wir werden die letzte Nacht bezahlen müssen.«
    »Ich … ich habe kein Geld mehr bei mir, und meine Kreditkarte …«
    »Schon gut. Ich übernehme das.«
    Das Hotel lag nur zehn Gehminuten vom Bahnhof entfernt. »Du wartest hier«, sagte Lennard, als sie den Eingang erreichten. »Ich miete ein Zimmer, dann hole ich dich. Es wäre nicht gut, wenn dich jemand sieht.«
    Der Nachtportier warf ihm einen langen Blick zu, als Lennard um diese Zeit um ein Zimmer bat, stellte aber keine Fragen. Lennard füllte das Anmeldeformular aus und reichte dem Mann seine Kreditkarte.
    Das Zimmer war großzügig und komfortabel eingerichtet und bot einen hübschen Blick über die

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