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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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malerische Lüneburger Altstadt, die in der Morgendämmerung friedlich dalag. Einen Moment hatte Lennard bei diesem Anblick das Gefühl, die Ereignisse der letzten Stunden nur geträumt zu haben. Der Schock der Erkenntnis, dass Heiner |324| Benz Teil einer geheimnisvollen Verschwörung war, die eine ganze Stadt vernichtet und seinen Sohn auf dem Gewissen hatte, die Verfolgungsjagd quer durch Hamburg, ihre überstürzte Flucht mit dem Zug – es war zu viel auf einmal.
    »Es ist schön hier«, sagte Eva und ließ sich auf eines der beiden Betten fallen, die zum Glück voneinander getrennt standen.
    Lennard nickte nur.
    »Meinst du, wir sind hier sicher?«
    »Für den Augenblick ja, denke ich. Aber wir können nicht ewig hier bleiben. Irgendwann werden sie auf die Idee kommen, die Hotels entlang der Bahnstrecke Hamburg-Hannover abzuklappern.«
    »Aber was machen wir jetzt?«
    »Wir müssen an die Dokumente kommen, die du gesehen hast. Wir brauchen Beweise für die Verschwörung.«
    Eva wurde blass. »Du … du willst doch nicht, dass ich nach Hause zurückgehe und sie aus dem Tresor hole, oder?«
    »Nein. Das wäre zu riskant.«
    »Was sollen wir dann tun? Zur Polizei gehen?«
    »Das würde nichts nützen. Sie werden keinen Durchsuchungsbefehl beantragen, nur weil du behauptest, irgendwelche rätselhaften Dokumente gesehen zu haben. Ohne Beweise werden sie wahrscheinlich gar nichts unternehmen.« Er schüttelte den Kopf. »Es gibt nur eine Möglichkeit: Ich werde es machen.«
    »Lennard, das darfst du nicht! Ich werde nicht zulassen, dass du dich meinetwegen in solche Gefahr begibst!«
    »Nicht deinetwegen, Eva. Jedenfalls nicht nur. Ich will Gewissheit haben. Ich muss an diese Dokumente kommen. Das bin ich meinem Sohn schuldig!«
    »Aber wenn sie dich erwischen …«
    |325| »Ich kann schon auf mich aufpassen. Außerdem kannst du mir helfen. Ich brauche deinen Haustürschlüssel und die Safekombination.«
    Sie sah ihn kritisch an. »Lennard, mir gefällt das nicht!«
    »Wir haben keine andere Wahl. Wer immer diese Typen sind, wir können nicht ewig vor ihnen fliehen, und niemand kann uns beschützen. Wir sind Mitwisser einer unglaublichen Verschwörung. Die werden nicht ruhen, bis sie uns kaltgestellt haben. Unsere einzige Chance ist der Gegenangriff. Ich muss es wenigstens versuchen!«
    »Also schön.« Eva stand auf, holte einen Schlüsselbund aus ihrer schwarzen Dior-Handtasche und schrieb einen achtstelligen Code auf einen Block des Hotels.
    Lennard sah sich den Zettel einen Moment an, dann zerriss er ihn und spülte die Fetzen im Klo runter.
    »Was tust du?«, fragte Eva.
    »Keine Sorge, ich kann mir Zahlen gut merken. Und jetzt sollten wir uns einen Moment ausruhen.« Er rief die Rezeption an und bestellte einen Weckruf für zehn Uhr. Dann zog er sich die Schuhe aus und legte sich angezogen auf das freie Bett.
    Sein Herz klopfte heftig. Das Adrenalin in seinen Adern ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Er wusste nicht, ob es von der Aufregung ihrer Flucht oder der Wut in seinem Bauch herrührte.
    Nach einer Weile stand er auf und machte sich mit einer kleinen Maschine, die er im Schrank über der Minibar fand, einen Kaffee. Eva schlief tief.
    Er betrachtete sie nachdenklich. Eine seltsame Fügung des Schicksals, dass er sie nach so langer Zeit wiedergetroffen hatte, um gemeinsam mit ihr die Drahtzieher des schlimmsten Verbrechens seit dem Zweiten Weltkrieg zu jagen. Vielleicht gab es ja doch so etwas wie übergeordnete Gerechtigkeit.
    |326| Er dachte an Fabienne, überlegte kurz, ob er sie anrufen sollte. Es war jetzt fast sieben, wahrscheinlich war sie schon auf und weckte Max, um mit ihm zu frühstücken, ihn für die Schule zurechtzumachen und, nachdem sie ihn zum Bus begleitet hatte, in ihrem kleinen Blumenladen zu arbeiten. Es war ein beschauliches, ruhiges Leben, um das er sie beneidete und das er jetzt gerne mit ihr geteilt hätte.
    Nein, er konnte sich später immer noch bei ihr melden. Er wollte Eva nicht stören.
    Um sich abzulenken, schaltete er den Fernseher ein und stellte den Ton aus. In einer Nachrichtensendung sah er Bilder der Protestveranstaltung am Rande von Karlsruhe. Dann wurden brennende Häuser und Moscheen gezeigt, Verletzte in Krankenhäusern, weinende Angehörige. Ein Polizeisprecher gab einen Kommentar ins Mikrofon ab. Eine Texttafel brachte den Inhalt seiner Botschaft auf den Punkt: In der Nacht hatte es in ganz Deutschland über 120 Brandanschläge gegeben. 23 Menschen waren zu Tode

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