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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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konnte. Und …«
    Sie machte eine Pause und sah ihn an, als gestehe sie eine Übeltat. »Und in gewisser Hinsicht wollte ich auch nicht entfliehen. Ich weiß, es klingt schrecklich, aber die dominante Art, mit der er mich behandelte, seine enorme Willensstärke haben mich beeindruckt und irgendwie fasziniert. Als er beschloss, mich zu heiraten, wagte ich keinen Widerspruch. Allerdings verlor er danach das Interesse an mir. Er suchte sich andere Gespielinnen und machte nie ein Geheimnis daraus. Einmal musste ich mit anhören, wie er es im Nachbarzimmer mit einem Hausmädchen trieb. Es hat ihm gefallen, mich so zu erniedrigen.
    Eines Tages beschloss ich, ihn zu verlassen. Während er auf Geschäftsreise war, packte ich meine Sachen und floh zu meiner Mutter nach Berlin. Am nächsten Tag stand er dort vor der Tür. Er sagte nur: ›Du kommst jetzt mit!‹ Ich sah in seine Augen und wusste, dass er mir und meiner Mutter das Leben zur Hölle machen würde, wenn ich ihm nicht gehorchte. Mit Rücksicht auf sie bin ich in sein Auto gestiegen. Zu Hause hat er mich verprügelt und mir angedroht, mich umzubringen, falls ich es noch einmal wagen sollte, mich ihm zu widersetzen. Danach habe ich …«
    »Warte einen Moment«, unterbrach Lennard sie, als sie den Harburger Bahnhof erreichten. Er ging zur Tür des Wagens und blickte suchend über den Bahnsteig, doch niemand stieg zu. Erleichtert kehrte er in das Abteil zurück.
    Bevor Eva mit ihrer Erzählung fortfahren konnte, erschien der Schaffner. Eva löste zwei Fahrkarten nach Lüneburg, hatte jedoch nicht mehr genug Bargeld. Lennard musste die fehlenden vierzig Euro zuschießen. Der Schaffner bedankte sich und wünschte eine angenehme Weiterreise. |318| Als er verschwunden war, bemerkte Lennard Evas Blick. Ihre Augen waren geweitet und füllten sich langsam mit Tränen. Ihre Unterlippe zitterte.
    Sein Blick fiel auf sein geöffnetes Portemonnaie auf dem Klapptisch neben seinem Sitz. Ein paar Visitenkarten und ein Kinderfoto von Ben waren zu sehen. Er sah sie fragend an. »Was ist? Was hast du?«
    Sie wirkte völlig verändert. Sie schien plötzlich entsetzliche Angst zu haben. Angst vor ihm.
    »Eva! Was ist los?«
    Sie schluckte. »N… nichts«, sagte sie. »Ich bin nur ein bisschen durcheinander …«
    Ihre Lüge war offensichtlich. Lennard sah noch einmal auf sein Portemonnaie. Dann begriff er.
    »Du kennst den Namen? Treidel Security?«
    Sie sah ihn an. Ihre Augen waren glasig. »Bitte, Lennard … bitte sag mir, dass er dich nicht auch auf mich angesetzt hat! Bitte!« Sie barg das Gesicht in den Händen und begann zu schluchzen.
    Er streckte eine Hand nach ihr aus, doch sie zuckte zurück. »Fass mich nicht an!«
    »Eva, hat dein Mann mit Roland Treidel gesprochen? Mit meinem Chef? Bitte, Eva, ich muss das wissen!«
    Eva zuckte mit den Schultern. »Ich habe gehört, wie er den Namen Treidel Security am Telefon erwähnte. Das war, kurz bevor er …« Sie hielt inne. Ihre Augen verengten sich. »Du verheimlichst mir etwas!«
    Er senkte den Blick. »Ich bin auf Mirko Pawlow angesetzt worden. Ich sollte überprüfen, ob er seinem Arbeitgeber gegenüber loyal ist. Eva, bitte, du musst mir glauben, ich hatte keine Ahnung, dass dein Mann der Auftraggeber ist! Treidel hat mir nicht gesagt, von wem der Auftrag kommt. Und ich konnte doch nicht wissen, dass … dass du ein Verhältnis mit Pawlow hast!«
    |319| Ihre grünen Augen waren auf einmal eisig. »Du … du hast uns beobachtet? Du weißt von Mirko und mir?«
    Er nickte betreten. »Ich habe Kameras in Pawlows Wohnung installiert. In den Deckenleuchten im Wohnzimmer und im Schlafzimmer.«
    Sie stand auf und verließ wortlos das Abteil. Er folgte ihr auf den schmalen Gang. »Eva, bitte, ich wollte dich …«
    »Verschwinde! Lass mich in Ruhe, du ekelhafter Spanner!« Die Tränen liefen ihr über die Wangen. »Und ich … ich Idiot habe dir vertraut! Ich dachte, es sei ein unwahrscheinlicher Glücksfall, dass ich dich in der Bar getroffen habe!« Sie weinte hemmungslos.
    Er schob sie sanft zurück in das Abteil und schloss die Tür. »Eva, ich bin auf deiner Seite! Überleg doch mal! Dein Mann und mein Chef konnten ja nicht wissen, dass wir uns von früher her kennen. Als ich dich erkannt habe, war mir klar, dass ich meinen Auftrag nicht so ausführen konnte wie üblich. Und dann …«
    »Du wusstest das alles schon, was ich dir vorhin erzählt habe, nicht wahr?«, unterbrach sie ihn. »Du hast uns zugehört, als ich Mirko davon

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