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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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gekommen. Dann wurde der Bundesinnenminister interviewt, der offensichtlich auch kaum geschlafen hatte.
    Lennard schüttelte den Kopf. Deutschland muss brennen! Welch zynische Botschaft, nachdem bereits eine ganze Stadt vom nuklearen Feuer vernichtet worden war.
    Wenn Heiner Benz tatsächlich etwas damit zu tun hatte, was war der Grund? Eva hatte nur gesagt, er verfolge seine Ziele mit unbarmherziger Härte und gehe notfalls über Leichen. Welche Ziele das seien, könne sie nicht sagen – er sei oft nur schwer zu durchschauen.
    Als er jetzt im Fernsehen die Eskalation der Gewalt sah, als noch einmal die Bilder der von der PDV organisierten Großdemonstration gezeigt wurden, keimte in ihm ein schrecklicher Verdacht. Wenn er stimmte, und wenn die Verschwörer ihr Ziel erreichten, dann war Karlsruhe erst |327| der Anfang. Dann stand Deutschland, dann stand möglicherweise ganz Europa am Abgrund.
    Er schaltete den Fernseher aus, setzte sich in einen der bequemen Sessel und dachte nach.
    Um zehn klingelte das Telefon für den Weckruf. Lennard bestellte zweimal Frühstück aufs Zimmer. Als es hereingebracht wurde, war Eva im Bad.
    »Ich sehe schrecklich aus«, behauptete sie, als sie wieder vor ihm stand. »Ich muss mir heute unbedingt erst mal was Frisches zum Anziehen kaufen.«
    »Du solltest besser hier auf dem Zimmer bleiben«, sagte Lennard, während er ein Croissant in die Himbeermarmelade tunkte. »Ich werde gleich ein Auto mieten und dann nach Hamburg fahren. Ich muss noch ein paar Dinge erledigen. Wenn du mir deine Größe sagst, besorge ich dir unterwegs was.«
    Sie zog die Stirn kraus, als halte sie wenig von der Idee, nannte ihm aber ihre Konfektionsmaße.
    »Ist jemand in eurem Haus? Eine Haushälterin oder so?«
    »Wir haben eine Putzfrau, die zweimal die Woche kommt, montags und freitags.«
    »Also auch heute. Von wann bis wann arbeitet sie?«
    »Sie kommt gegen neun und geht um zwei.«
    »Noch jemand? Ein Gärtner vielleicht?«
    »Ja, aber der kommt immer Mittwochnachmittag.«
    »Habt ihr einen Hund?«
    »Nein.«
    »Wie deaktiviert man die Alarmanlage? Brauche ich dafür einen Code?«
    »Nein, du musst nur auf den runden elektronischen Schlüssel drücken.«
    »Und dein Mann? Wo ist der heute?«
    »Er sagt mir nicht alles, aber soviel ich weiß, müsste er heute in Hamburg in der Firma sein. Er kommt meistens |328| so gegen acht Uhr abends nach Hause, manchmal später.«
    »Okay. Dann hole ich die Unterlagen heute Nachmittag.«
    »Lennard, bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?«
    »Hast du eine bessere?«
    Nach dem Frühstück stellte er das Tablett vor die Tür und hängte das Bitte-nicht-stören-Schild nach draußen. Dann nahm er seine Jacke.
    »Ich gehe jetzt. Ich bin am späten Nachmittag wieder hier.« Er holte den Rest seines Bargelds aus dem Portemonnaie, etwas über 100 Euro. »Falls ich um 18.00 Uhr nicht hier bin und mich nicht gemeldet habe, verschwinde von hier. Fahr am besten mit dem Zug. Such dir irgendjemanden, der dir helfen kann. Und dann geh zur Polizei und erzähl ihnen, was du weißt!«
    Eva trat dicht zu ihm. Sie lächelte nicht. »Lennard?«
    »Ja?«
    »Sei vorsichtig! Und … danke!« Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Der warme Duft ihres Haares stieg ihm in die Nase.
    Bevor sie seine Verwirrung bemerken konnte, war er aus der Tür.
    Eine freundliche Dame am Empfang wies ihm den Weg zu einer Mietwagen-Station in Fußnähe. Er mietete einen unauffälligen Ford Fiesta und machte sich auf den Weg nach Hamburg.

|329| 65.
    Fabienne war gerade dabei, einen bunten Strauß für die Auslage zu binden, als Schreie auf der Straße sie aufblicken ließen.
    Durch die im Schaufenster aufgestellten Schnittblumen, Gestecke, Vasen und Zimmerpflanzen hindurch konnte sie auf der gegenüberliegenden Seite die verkohlte Fassade des Hauses sehen, das heute Nacht ausgebrannt war. Der Bürgersteig und die halbe Straße waren an dieser Stelle gesperrt. Ein Feuerwehrmann hielt Brandwache.
    Vor dem Haus hatte sich eine große Gruppe Jugendlicher versammelt. Viele hatten einen dunklen Teint. Sie trugen Trainingshosen und Kapuzensweatshirts und hatten Baseballschläger und andere Schlagwaffen dabei. Die Schreie kamen aus dieser Gruppe. Einige der Jugendlichen zeigten auf die Straßenseite mit dem Blumenladen und schwangen drohend ihre Waffen. Fabienne konnte den Grund für die Aufregung nicht ausmachen.
    Plötzlich rannten die gut zwei Dutzend Jugendlichen wie auf Kommando über die

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