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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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Karlsruhe und interviewst die Moslems, die da demonstrieren. Von mir aus mach auch ein paar Interviews mit Einwohnern aus diesem Kaff, Mooshausen oder wie das heißt, und mit Leuten von der Straße. Vielleicht hast du recht, und das Thema ›fremde Religionen in Deutschland‹ ist ganz interessant.«
    Faller glaubte, sich verhört zu haben. »Kein Mensch interessiert sich für ›fremde Religionen in Deutschland‹ oder für ein paar Türken, die vor dem Verfassungsgericht demonstrieren! Die Leute wollen Skandale! Sie wollen lesen, wie Leute, die viel mächtiger und erfolgreicher sind als sie selbst, in den Abgrund stürzen, damit sie selbst sich nicht mehr ganz so schwach und unbedeutend fühlen. Muss ich dir das wirklich erklären?«
    Brauns Gesicht lief dunkel an. »Du brauchst mir überhaupt nicht zu erklären, wie ich meinen Job zu machen habe!«, brüllte er. »Aber ich werde dir jetzt mal was erklären!« Er griff in das niedrige Regal hinter sich und holte die aktuelle Ausgabe der
Rasant
heraus. Als er sie auf den Schreibtisch knallte, rutschte eine achtseitige Beilage heraus. Er zog sie hervor und hielt sie Faller hin. Es war eine Werbebroschüre für superschnelle mobile Internetzugänge der Firma Always Online. Heiner Benz’ Firma.
    »Das ist es also.« Sie verzog das Gesicht vor Abscheu. »Du kuschst vor unseren Werbekunden! Na toll. Dann dauert es wohl nicht mehr lange, und die
Rasant
ist wie eines dieser kostenlosen Anzeigenblätter, in denen man zwischen hundert Werbeinseraten gelegentlich auch einen Beitrag über das fünfzigjährige Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr findet!«
    |69| Braun tippte auf die Broschüre. »Zwei Drittel unserer Einnahmen kommen nun mal aus der Werbung. Damit wird dein Gehalt bezahlt!«
    »Wenn wir keine interessanten Geschichten mehr bringen dürfen, weil die Werbekunden was dagegen haben könnten, haben wir bald keine Leser mehr – und auch keine Werbekunden! Es sollte doch wohl klar sein, dass es für eine Zeitschrift besser ist, einen Werbekunden zu verlieren und Leser zu gewinnen, als umgekehrt!«
    Braun verschränkte die Arme vor der Brust – ein sicheres Zeichen dafür, dass ihm die Argumente ausgingen. »Kann sein. Aber die Entscheidung steht. Kollmann hat vorhin bei mir angerufen, nachdem Benz sich bei ihm über dich beschwert hat. Er hat entschieden. Kein Wort über Benz und damit basta! Du wirst nach Karlsruhe fliegen und einen Bericht über die Demonstrationen machen. Und wenn dir das nicht passt, kannst du gleich deine Sachen packen!«
    Faller hatte nicht übel Lust, auf der Stelle zu kündigen. Aber sie wusste, sie würde eine solche Kurzschlusshandlung später bereuen. Besser, sie gab klein bei und fügte sich für den Moment. Kollmann, der Vertreter der Eigentümerfamilie des Verlags, hatte nicht nur großen Einfluss innerhalb der Gruppe, sondern auch in der ganzen Branche. Bisher hatte sie sich immer gut mit ihm gestellt, und das sollte auch so bleiben. Außerdem war die Geschichte über Benz tatsächlich nicht so wichtig, dass es sich lohnte, dafür ihre Karriere aufs Spiel zu setzen.
    Früher oder später würde sie ihre große Story kriegen. Dann würde sie Kollmann beweisen, dass Dirk Braun eine Flachpfeife war. Und diesem Heiner Benz würde sie auch noch in die Parade fahren. Schließlich gab es in diesem Land immer noch so etwas wie Pressefreiheit. Niemand sollte glauben, er könne die Meinung von Corinna Faller mit Geld oder Macht unterdrücken!
    |70| Als sie sich umdrehte, um erhobenen Hauptes aus dem Büro zu schreiten, sagte Braun: »Ach ja, und wenn du schon mal da bist, schreib bitte noch einen Kurzbericht über das neue Besucherzentrum im Forschungszentrum Karlsruhe, für den Freizeit-Teil. Wir haben morgen Nachmittag einen Termin mit dem Leiter der PR-Abteilung.«
    Faller hielt mitten in der Bewegung inne. Das war eine gezielte Demütigung! So etwas war normalerweise Aufgabe einer Praktikantin oder bestenfalls einer Jungredakteurin. Aber sie würde sich von diesem Arschloch Braun nicht unterkriegen lassen. Er würde sich noch wundern. Sie hatte schon andere Chefredakteure überdauert – bessere allemal. Sie drehte sich um und lächelte süßlich. »Aber gern! Noch etwas?«
    »Das wäre es erst mal«, sagte Braun. »Und, Corinna, gib dir Mühe! Ich möchte nicht erleben, dass außer Spesen nichts Verwertbares bei der Sache rauskommt!«
    »Selbstverständlich nicht, Dirk.«
    Braun beugte sich vor und senkte die Stimme. »Ich sage das nicht

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