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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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war. Seine Herkunft aus Dortmund war ihm deutlich anzuhören. »Dat Urteil war echt überfällig. Wat würden die denn sagen, wenn wir bei denen da unten in Anatolien überall Kirchen bauen würden?«
    »Mit diesem Gebrüll vermiesen die uns noch den ganzen Nachmittag!«, maulte Willi.
    »Ach komm schon, Willi«, sagte Ben. »Wir gehen eben ein bisschen weiter hinten in den Park und drehen die Musik auf, dann hören wir nichts mehr von denen.«
    »Lasst uns doch mal hingehen und gucken, wie viele es noch sind«, schlug Martin vor. »Vorgestern bin ich nachmittags mit dem Bus vorbeigefahren, da waren es mindestens zweitausend.«
    Ben hätte die Demo lieber ignoriert und wäre direkt in den Park gegangen, aber die anderen stimmten Martin zu. Also machten sie einen kleinen Umweg über den Schlossplatz.
    Die Demonstration bot einen eher kümmerlichen Anblick. Vielleicht hundert junge Männer, die meisten von ihnen mit schwarzen Vollbärten, standen auf dem Schlossplatz und riefen: »Freiheit für den Islam!« Einige hielten Transparente mit Aufschriften wie »Für Religionsfreiheit in Moosenheim«, »Deutschland braucht den Islam«, aber auch »BVG-Richter = Nazis«. Einige Polizisten lehnten an ihren VW-Bussen und sahen der Veranstaltung eher gelangweilt zu. Die paar Touristen, die auf dem Weg zum Schloss waren, beachteten die Demonstration kaum.
    »Guckt euch dieses armselige Häuflein an«, rief Martin und lachte. »Die können einem ja richtig leidtun!«
    |78| »Spinnst du?«, rief Willi. Sein Kopf war rot angelaufen. »Die Arschlöcher beleidigen unsere Verfassungsrichter! Das können wir uns doch nicht gefallen lassen!«
    »Scheiß Terroristenpack!«, stimmte ihm Hannes zu. »Als Nächstes sprengen die wahrscheinlich eine Kirche in die Luft!«
    »Jetzt beruhigt euch mal«, rief Gerd.
    Doch Willi hatte keine Lust, sich zu beruhigen. »Denen werd ich was erzählen!«, rief er und ging mit großen Schritten auf die Gruppe der Demonstranten zu.
    »Jau!«, sagte Hannes und folgte ihm.
    Gerd, eher der Besonnene in der Gruppe, versuchte vergeblich, die beiden aufzuhalten. Er warf Ben einen hilflosen Blick zu.
    Der zuckte mit den Schultern. »Lass uns lieber hinterhergehen, ehe die noch irgendeinen Mist bauen!«
    Gerd nickte. Zu dritt folgten sie ihren beiden aufgebrachten Freunden.
    »Ey, ihr Kümmelfresser!«, brüllte Willi, als er nur noch ein paar Schritte von der Demo entfernt war. »Haut doch ab in die Wüste, wo ihr herkommt! Das hier ist unser Land!«
    Ein paar der Demonstranten warfen ihm finstere Blicke zu, riefen jedoch weiter ihre Parolen.
    »Lass den Scheiß und komm her!«, rief Gerd, doch Willi dachte nicht daran. Sein Kopf war rot angelaufen, als hätte er ihn in kochendes Wasser getaucht. Er rannte auf einen Demonstranten zu, riss ihm ein Schild mit der Aufschrift »Weg mit dem Nazi-Urteil« aus der Hand und warf es im hohen Bogen durch die Luft.
    Die Sprechchöre verstummten. Plötzlich wurde es still auf dem Schlossplatz. Hundert dunkle Augenpaare starrten die kleine Gruppe an.
    Jetzt schien auch Willi zu begreifen, dass er nicht Obelix |79| war und die Moslems vor ihm keine Römer. »Er hob die Hände. »Ist doch wahr!«, sagte er lahm. »Das hier ist unser Land!«
    »Verpisst euch, Nazi-Arschlöcher!«, rief einer der jungen Männer. Ein anderer sagte etwas auf Türkisch. Gelächter erhob sich.
    »Kommt Leute, lasst uns weitergehen!«, sagte Martin, dem ähnlich mulmig zu sein schien wie Ben.
    Der Mann, dem Willi das Schild weggerissen hatte, hob es seelenruhig wieder auf. Dann wirbelte er plötzlich herum und schlug damit nach Bens Freund.
    Willi mochte dick und muskulös sein, aber er war alles andere als träge, weshalb er in Bens Fußballverein der gefürchtetste Stürmer war. Er packte das Schild, bevor es ihn berührte, riss es dem überraschten Türken aus der Hand und zerbrach es über dem Knie. Die Hälfte mit dem Spruch ließ er fallen, den abgebrochenen Schaft hielt er wie einen Knüppel in der Hand. »Kommt doch her, wenn ihr was wollt, ihr Schisser!«, rief er und schwenkte drohend den Prügel.
    Aufgebrachte Rufe auf Türkisch erschollen. Plötzlich hielt einer der Männer neben dem Schildträger ein Klappmesser in der Hand.
    Ben sah sich hilfesuchend um. Die Haltung der Polizisten in der Nähe hatte sich versteift; sie wirkten angespannt, machten jedoch keine Anstalten, einzuschreiten. »Ganz ruhig jetzt, Willi!«, sagte er. »Wir wollen keinen Ärger, okay?«
    Willi senkte den Arm und

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