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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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– Überstunden haben Sie ja genug auf dem Konto. Ich rufe Sie an, wenn es wieder losgeht.«
    »Gut, danke.«
    Er fuhr zurück in seine Wohnung. Unterwegs hielt er am Supermarkt, um ein paar Tiefkühlgerichte zu kaufen. Als er in der Tiefgarage des Wohnblocks aus dem Wagen stieg, hörte er eine laute, verzweifelte Stimme: »… kann doch nichts dafür. Bitte!« Es klang nach dem Mädchen mit den blauen Flecken.
    »Das war eine ganze Pulle, du blöde Schlampe!«, brüllte ein Mann. »Wie kann man nur so bescheuert sein! Eine ganze Pulle, verdammte Kacke!«
    |74| »Es … es tut mir leid … sie lag schief in der Tüte …«
    »Halt’s Maul, du Miststück! Sonst …«
    Lennard ließ seine Einkäufe fallen und rannte in die Richtung der Stimmen.
    »Bitte, Frank, bitte, tu mir nicht … Au!« Schluchzen. Dann ein erstickter Schrei. Lennard hörte den dumpfen Aufprall einer Faust auf bloßer Haut.
    Er erreichte den Wagen des Paares, als der Mann gerade erneut den Arm zum Schlag hob. Die Frau lag zusammengekrümmt am Boden, mitten in einer Pfütze aus Alkohol, aus der die Scherben einer Flasche ragten. Sie blutete an einer Hand, wo sie sich vermutlich beim Abstützen geschnitten hatte.
    Der Mann reagierte viel zu langsam. Ein gezielter Schlag in die Magengrube raubte ihm den Atem. Zwei Sekunden später lag er auf dem Bauch, einen Arm auf den Rücken gedreht.
    »Heh, was soll die Scheiße, du Wichser!«, rief er. »Lass mich gefälligst los, oder ich polier dir die Fresse!«
    Lennard ignorierte die Unverfrorenheit. Er drehte den Arm ruckartig nach oben, so dass er beinahe aus dem Schultergelenk gehebelt wurde. Der Mann schrie auf.
    Die junge Frau rappelte sich hoch. Doch anstatt sich bei Lennard zu bedanken, begann sie, wie wild mit den Fäusten auf ihn einzuschlagen. »Lassen Sie ihn los!«, schrie sie, außer sich vor Zorn. »Lassen Sie ihn sofort los!«
    Lennard sah sie verwirrt an, was ihm einen schlecht gezielten Fausthieb auf die rechte Wange einbrachte. Er ließ den Arm des Mannes los und hob abwehrend die Hände. »Ist ja schon gut!« Er erhob sich langsam, während die Fäuste der Frau immer noch auf ihn einprasselten, ohne jedoch eine nennenswerte Wirkung zu haben.
    »Verschwinden Sie!«, schrie sie. »Hauen Sie ab! Lassen Sie uns in Ruhe!«
    |75| »Ich … ich wollte doch nur helfen …«, sagte Lennard verwirrt.
    Doch die Frau beachtete ihn nicht mehr. Sie kniete sich neben ihren Freund und half ihm hoch. »O Gott, Frank! Bist du okay?«
    Lennard schüttelte den Kopf. Er wandte sich ab.
    »Scheißtyp!«, rief ihm der Schläger nach. »Pass bloß auf, du! Dich mach ich platt, du!«
    Lennard hob seine fallengelassenen Einkaufstüten auf und ging, ohne sich noch einmal umzudrehen, zum Fahrstuhl.

|76| 9.
    »Hey, seid mal still, Jungs!«, rief Willi. »Hört ihr das?«
    Die anderen beachteten ihn nicht. »Und dann hat er ihn voll ins lange Eck gehauen«, fuhr Martin fort. Er gestikulierte wild, so dass ein wenig Bier aus seiner Dose schwappte. »Ein Hammerschuss, Mann! Das war Fußballgeschichte! Damals war der KSC noch’ne richtige Mannschaft! Nicht so ein zusammengewürfelter Haufen Jammerlappen wie jetzt, verdammt noch mal! Diese ganzen Afrikaner im Team …«
    »Jetzt seid doch endlich mal still!«, rief Willi erneut.
    Endlich fand seine dröhnende Stimme Gehör. Der kleine Trupp, der sich auf den Weg in den Schlosspark gemacht hatte, um den herrlichen Juninachmittag zu genießen, ein paar Bier zu trinken und über Fußball, Frauen und die Zukunft zu quatschen, hielt inne.
    Jetzt hörte auch Ben die Sprechchöre. Man konnte nicht verstehen, was sie riefen.
    »Da brat mir doch einer ein Wildschwein!«, rief Willi, der eine ähnliche Figur und fast so viele Muskeln hatte wie Obelix und aus seiner Verehrung für den starken Comic-Helden keinen Hehl machte. »Schon wieder diese scheiß Islamisten!«
    In der Tat klang es so, als finde vor dem Bundesverfassungsgericht, das direkt neben dem Schloss lag, eine Demonstration statt. Dem Klang der Stimmen nach konnten es allerdings nicht mehr allzu viele Protestierer sein, die jetzt schon den fünften Tag in Folge ihrem Unmut Luft machten.
    Bens bester Freund Gerd lachte laut. »Na und? Lass sie |77| doch! Die können so viel rumschreien, wie sie wollen, das wird ihnen nichts nützen! Zum Glück gibt es in diesem Land noch ein paar Richter mit Verstand!«
    »Jau«, stimmte Hannes zu, der erst vor kurzem mit seinen Eltern nach Karlsruhe gezogen und noch neu in der Clique

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